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Andreas Bauerochse
Abb. 10 Hochmoor mit Moorseen (Kolken) und ausgeprägten Bülten- und Schlenkenkomplexen
(Nigula-Nationalpark, Estland)
Aufgrund der für sie ungünstigen Wuchsbedingungen ist nur noch wenigen krüppelwüchsigen Kiefern (Pinus syl-
vestris) und vereinzelten Birken (Betula pubescens) ein Aufkommen auf den erhöhten Bülten möglich. In den
Mooren Nord- und Nordosteuropas sind diese Strukturen oftmals langgestreckt und annähernd parallel ausgebildet
und werden als Kermi (Stränge) und Flarken (Rinnen) bezeichnet
Abb. 11 Kiefernwald auf Hochmoor (Cepkeliu-Natio-
nalpark, Litauen)
In Phasen mit abgesenktem Moorwasserspiegel können
sich Moorbirken (Betula pubescens) und Kiefern
(Pinus) auf den Hochmooren etablieren und geschlos-
sene Bestände bilden. Charakteristisch sind die dichten
Zwergstrauchteppiche im Unterwuchs
Abb. 12 Schematische Darstellung des Kationenaus-
tausches bei Sphagnen
oftmals krüppelwüchsigen Vertretern ein Überleben auf den Bülten möglich ist. In Abhängigkeit
der hydrologischen Verhältnisse können Hochmoore aber auch dichte Zwergstrauchteppiche oder
Baumbestände beherbergen. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Moorwasserspiegel nicht dicht
an der Mooroberfläche ansteht, sondern, wie in klimatisch trockeneren Phasen, etwas abgesenkt
ist (Abb. 11).
Die Bereiche der Schlenken werden annähernd ausschließlich von Torfmoosen besiedelt. Hier
sind es insbesondere die submers und emers wachsenden Vertreter der Sphagnum cuspidata-
Gruppe, während die oberhalb des Wasserspiegels gelegenen Bulte von Arten der Sphagnum acu-
tifolia- und Sphagnum cymbifolia-Grwppe besiedelt werden (Ellenberg 1996; Charman 2002;
Succow & Joosten 2001).
Gänzlich ohne Wurzeln sind die Sphagnen darauf angewiesen, ihren Wasser- und Nährstoff-
bedarfüberdas Niederschlagswasserund den Niederschlag von Flugstäuben zu decken.Zu diesem
Zweck erfolgt an der Oberfläche ihrer Blätter ein Ionenaustausch,bei dem Wasserstoff-Ionen
gegen Metall-Kationen ausgetauscht werden. Dieser Prozess führt zum Absinken des pH-Wertes
in ihrer Umgebung und damit im Moorwasser auf Werte unter pH 4 (Abb. 12; Overbeck 1975;
Kinzel 1982). In engen Teppichen sich gegenseitig stützend, wachsen die Pflanzen an der Ober-
fläche immer weiter, während sie in der Tiefe absterben (Torfbildung). Dabei speichern sie
sowohl in den Organen als auch in den Kapillarräumen zwischen den Blättern und Stämmchen
der Pflanzen große Wassermengen (Schwammeffekt). Anaerobe Bedingungen und niedrige
Andreas Bauerochse
Abb. 10 Hochmoor mit Moorseen (Kolken) und ausgeprägten Bülten- und Schlenkenkomplexen
(Nigula-Nationalpark, Estland)
Aufgrund der für sie ungünstigen Wuchsbedingungen ist nur noch wenigen krüppelwüchsigen Kiefern (Pinus syl-
vestris) und vereinzelten Birken (Betula pubescens) ein Aufkommen auf den erhöhten Bülten möglich. In den
Mooren Nord- und Nordosteuropas sind diese Strukturen oftmals langgestreckt und annähernd parallel ausgebildet
und werden als Kermi (Stränge) und Flarken (Rinnen) bezeichnet
Abb. 11 Kiefernwald auf Hochmoor (Cepkeliu-Natio-
nalpark, Litauen)
In Phasen mit abgesenktem Moorwasserspiegel können
sich Moorbirken (Betula pubescens) und Kiefern
(Pinus) auf den Hochmooren etablieren und geschlos-
sene Bestände bilden. Charakteristisch sind die dichten
Zwergstrauchteppiche im Unterwuchs
Abb. 12 Schematische Darstellung des Kationenaus-
tausches bei Sphagnen
oftmals krüppelwüchsigen Vertretern ein Überleben auf den Bülten möglich ist. In Abhängigkeit
der hydrologischen Verhältnisse können Hochmoore aber auch dichte Zwergstrauchteppiche oder
Baumbestände beherbergen. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Moorwasserspiegel nicht dicht
an der Mooroberfläche ansteht, sondern, wie in klimatisch trockeneren Phasen, etwas abgesenkt
ist (Abb. 11).
Die Bereiche der Schlenken werden annähernd ausschließlich von Torfmoosen besiedelt. Hier
sind es insbesondere die submers und emers wachsenden Vertreter der Sphagnum cuspidata-
Gruppe, während die oberhalb des Wasserspiegels gelegenen Bulte von Arten der Sphagnum acu-
tifolia- und Sphagnum cymbifolia-Grwppe besiedelt werden (Ellenberg 1996; Charman 2002;
Succow & Joosten 2001).
Gänzlich ohne Wurzeln sind die Sphagnen darauf angewiesen, ihren Wasser- und Nährstoff-
bedarfüberdas Niederschlagswasserund den Niederschlag von Flugstäuben zu decken.Zu diesem
Zweck erfolgt an der Oberfläche ihrer Blätter ein Ionenaustausch,bei dem Wasserstoff-Ionen
gegen Metall-Kationen ausgetauscht werden. Dieser Prozess führt zum Absinken des pH-Wertes
in ihrer Umgebung und damit im Moorwasser auf Werte unter pH 4 (Abb. 12; Overbeck 1975;
Kinzel 1982). In engen Teppichen sich gegenseitig stützend, wachsen die Pflanzen an der Ober-
fläche immer weiter, während sie in der Tiefe absterben (Torfbildung). Dabei speichern sie
sowohl in den Organen als auch in den Kapillarräumen zwischen den Blättern und Stämmchen
der Pflanzen große Wassermengen (Schwammeffekt). Anaerobe Bedingungen und niedrige