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Bauerochse, Andreas [Hrsg.]; Haßmann, Henning [Hrsg.]; Püschel, Klaus [Hrsg.]
"Moora" - Das Mädchen aus dem Uchter Moor: eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen (Band 37): "Moora" - das Mädchen aus dem Uchter Moor — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2008

DOI Artikel:
Göttsche, Thomas: Radiologische Untersuchung des Mädchens aus dem Uchter Moor - Computertomographie und Kernspintomographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.69460#0080
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Radiologische Untersuchung des Mädchens aus dem Uchter Moor -
Computertomographie und Kernspintomographie
Radiological investigations on the girl from the Uchter Moor - Computer
tomography and magnetic-resonance imaging
Thomas Göttsche
Zusammenfassung: Dargestellt wurden die Untersuchungsbefunde, die an “Moora” mittels bildgebender Ver-
fahren (Computertomographie und Kernspintomographie) gewonnen wurden. Demnach bestehen die Überreste
des Mädchens aus dem Uchter Moor aus einem nahezu vollständigen Skelett und einigen nicht näher differen-
zierbaren Haut- und Weichteilstrukturen. Lediglich die isoliert aufgefundene rechte Hand besitzt einen vollstän-
dig erhaltenen Hautmantel. Die Röntgentransparenz aller Skelettteile ist durch die Verminderung des Kochsalz-
gehaltes stark herabgesetzt. - Die radiologischen Untersuchungen zeigen unter Berücksichtigung der nachweis-
baren Wachstumsfugen das Bild einer jugendlichen Person im Lebensalter von etwa 15-16 Jahren. Die Skelett-
Überreste beinhalten keine fassbaren Anzeigen einer schwerwiegenden Erkrankung. Die durch Gewalteinwir-
kungen bedingten Zerstörungen einiger Knochen sind wahrscheinlich durch die Begleitumstände der Entde-
ckung (Einwirkung der Torfstechmaschine) hervorgerufen. Alle übrigen Befunde der angewanten Bildge-
bungsverfahren demonstrieren die physikochemischen Konservierungsvorgänge auf biologische Gewebe von
Moorleichen.
Schlagworte: Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Moorleiche „Moora“, Alters-
bestimmung
Abstract: The results of computer-tomographic and magnetic-resonance imaging investigations on the bog body
“Moora” are presented. The remains of the young woman consist of an almost complete skeleton, fragments of
skin, some undefined tissue, and the well preserved right hand. Due to demineralisation of the bone material, the
X-ray images of the skeleton have low transparency. The radiological investigations as well as the epiphysial car-
tilage suggest that we are dealing with the corpse of a 15-16 year old woman. The skeleton shows no traces of
serious disease. Some bones were destroyed when the bog body was pulled out by the peat-cutting machine. All
imaging processes feature physicochemical preservation typical of the biological tissue of bog bodies.
Keywords: Computer tomography (CT), magnetic-resonance imaging (MRT), bog body “Moora”, age determination

Radiologische Untersuchungsverfahren gestatten
seit jeher Einblicke in das Innere des menschlichen
Körpers, ohne hierzu die Körperoberfläche eröff-
nen oder gar zerstören zu müssen. Je nach ange-
wandtem Verfahren zeigen diese Einblicke ganz
unterschiedliche Details, da jedes Verfahren be-
stimmte Strukturen sehr genau und andere hinge-
gen weniger genau oder gar nicht darzustellen ver-
mag. Sie bilden damit immer nur einen Ausschnitt
aus der Wirklichkeit ab. Bei Anwendung mehrerer
Verfahren kann durch das Zusammenführen die-
ser Ausschnitte ein der Wirklichkeit nahe kom-
mendes Gesamtabbild erreicht werden. Die Com-
putertomographie (CT) und die Kernspintomogra-
phie (Magnetresonanztomographie = MRT) sind
zwei in der Radiologie genutzte Verfahren, die sich
auf solch eine Weise gut ergänzen. Während die
CT biologische Hartgewebe wie Knochen oder
Zahnschmelz und lufthaltige Strukturen (so ge-
nannte Hochkontrastobjekte) besonders gut dar-
stellt, besticht die MRT mit einer exzellenten Dar-
stellung von biologischen Weichgeweben wie Mus-
kulatur oder inneren Organen im so genannten

Niedrigkontrast und von Flüssigkeiten. Die vor-
liegenden Überreste des Mädchens aus dem Uchter
Moor bestehen aus einem nicht ganz vollständi-
gem Skelett und einigen wenigen, in Fragmenten
vorliegenden Weichteilstrukturen (Abb. 1). Einzig
die rechte Hand ist als Ganzes erhalten (Abb. 2).
Vom Skelett fehlen nur wenige Elemente (vgl.
Jopp et al. in diesem Band). Die erhaltenen Weich-
teilfragmente sind in Folge der Lagerung und
Konservierungsvorgänge im Moor in ihrer Be-
schaffenheit und Farbe deutlich verändert. Ledig-
lich die rechte Hand hat einen vollständig erhal-
tenen Hautmantel. Die Röntgentransparenz aller
Skelettanteile ist vergleichsweise stark ausge-
prägt. Dies weist auf eine deutliche Verminderung
des Kalksalzgehaltes hin. Die nicht der Normal-
form entsprechende flachbogige Krümmung
einiger Knochen spiegelt diese Entkalkung, die zu
einer Erweichung des Knochens und einer Abnah-
me seiner Sprödigkeit führt, wider (Abb. 3).
Ansonsten folgt die makroskopische Struk-
turausformung der einzelnen Knochen dem
physiologischen Baumuster mit normalen Grö-
 
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