Vorwort der Herausgeber
Im Jahr 2000 entdeckten Arbeiter beim Torfabbau
im Uchter Moor die Reste eines menschlichen
Körpers. Erst Jahre später, im Januar 2005, nach-
dem der Fall von Seiten der ermittelnden Behör-
den schon längst als ungeklärte Leichensache
eingestuft worden war, nahm der Fall eine überra-
schende Wendung. Der Fund stellte sich als weib-
liche Moorleiche der vorrömischen Eisenzeit her-
aus und aus der ungeklärten Leichensache wurde
ein Fall mit kulturhistorischer Dimension - der
erste Fund einer Moorleiche in einem archäolo-
gischen Kontext in Niedersachsen seit 50 Jahren.
Seither hat die in Wissenschaftskreisen nach
ihrem Fundort als das „Mädchen aus dem Uchter
Moor“ eingeführte Moorleiche, die im Rahmen
einer Radio- und Fernsehaktion des Norddeut-
schen Rundfunks den Namen „Moora“ erhielt,
schon manche längere Reisen mitgemacht: Von
Labor zu Labor, von einem Institut zum anderen
und durch verschiedene Ausstellungen. Die längs-
te Zeit befand sie sich dabei im Institut für Rechts-
medizin des Universitätsklinikums Hamburg-
Eppendorf und dem Niedersächsischen Landes-
amt für Denkmalpflege (NLD) in Hannover. In
dieser Zeit hat sie nicht nur die Wissenschaftler
beschäftigt, sondern darüber hinaus auch ein
großes öffentliches Interesse im In- und Ausland
hervorgerufen. Mit der nun vorliegenden ersten
zusammenfassenden Publikation des bisherigen
Erkenntnisstandes, in dem sowohl die Umstände
ihrer Entdeckung als auch die Ergebnisse der ers-
ten grundlegenden, vor allem anthropologischen
und medizinischen Erforschungen des Mädchens
zusammengefasst sind, soll nicht zuletzt diesem
Interesse Rechnung getragen werden.
Als die Herausgeber dieses Buches sich im Jah-
re 2005 erstmals im Hamburger Institut für
Rechtsmedizin trafen, um den möglichen archä-
ologischen Hintergrund der „unbekannten“ Lei-
chensache der Kriminalpolizei Nienburg zu erör-
tern, wurde rasch deutlich, dass es sich wahr-
scheinlich um einen archäologisch bedeutenden
Fund handelte: Bei der schon seit dem Jahr 2000
im Kellerarchiv des Instituts verwahrten Moor-
leiche handelte es sich um einen besonderen prä-
historischen Menschen.
War der „Fall Moora“ zunächst von Krimina-
listen und Rechtsmedizinern bearbeitet worden,
kamen nunmehr Archäologen, Anthropologen
und weitere Spezialdisziplinen der Medizin hin-
zu; und sodann natürlich auch Publizisten, Radio-
und Filmemacher, die - zumindest in Teilen - die
Regie übernahmen. Wenngleich die Moorleiche
aufgrund ihrer Einzigartigkeit von vielen For-
schern unterschiedlichster Fachrichtungen unter-
sucht wurde, so stehen wir doch erst am Anfang
der weitergehenden Erforschung der Person, ihrer
Lebensumstände sowie des Lebensumfeldes des
Mädchens aus dem Kreis Nienburg.
Die bisherigen Umstände und Erkenntnisse zur
Auffindung und zum Leben von „Moora“ werden
aus Sicht der an der Erforschung beteiligten Fach-
richtungen sowie im Hinblick auf ihre gesellschaft-
liche Wahrnehmung zusammenfassend darge-
stellt. Damit wird gleichzeitig die Basis für die
weitere Aufarbeitung des Fundes geschaffen, an
der in den kommenden Jahren im Rahmen spezi-
eller wissenschaftlicher Projekte und unter der
Aufsicht eines interdisziplinär besetzten wissen-
schaftlichen Beirates unterschiedliche Fachrich-
tungen beteiligt sein werden.
Am Anfang stand der „Irrweg“ von Kriminal-
polizei und Rechtsmedizin. Beide gingen davon
aus, dass es hier ein schwerwiegendesVerbrechen,
möglicherweise einen Sexualmord, aufzuklären
galt. Wenngleich sich dieser Ansatz im Nachhinein
als eine Fehleinschätzung erwies, für das Moor-
leichenszenario bedeutete er einen speziellen pu-
blizistischen Bezugspunkt: Welche Geheimnisse
mag „Moora“, die namenlose Leiche aus grauer
Vorzeit aus dem Uchter Moor bewahren?
Inzwischen wissen wir schon einiges über die
Tote aus dem Moor: Eine junge Frau ohne Verlet-
zungen und Missbildungen im Bereich ihres Ske-
letts, von mittelkräftigem Körperbau und von einer
Körpergröße, die in der damaligen Zeit normal
gewesen sein dürfte. Sie war vermutlich Linkshän-
derin und musste vor ihrem Tod körperliche Arbeit
verrichten. Sie hat eine Reihe von entbehrungs-
reichen Zeiten vermutlich mit Hunger durchlebt.
Viele Fragen bleiben dennoch offen. Die moder-
nen wissenschaftlichen Methoden der Archäologie,
Paläobotanik und Medizin werden hier sicherlich
noch einiges an Antworten beisteuern: z.B. wovon
sie gelebt hat, welches ihre Hauptnahrung war,
woher sie kam, welche Gestalt sie hatte und wie sie
vermutlich ausgesehen hat. Haare, Knochen, Zäh-
ne und Haut können noch analysiert werden und
bergen eine Fülle an Informationen, die es aufzu-
bereiten gilt. Und auch im Moor selber und den
angrenzenden Gebieten stehen weitere Untersu-
chungen an. Wir sind sehr gespannt, welche Ge-
heimnisse das Moor und die weiteren Untersuchun-
gen über das Mädchen noch preisgeben werden.
Im Jahr 2000 entdeckten Arbeiter beim Torfabbau
im Uchter Moor die Reste eines menschlichen
Körpers. Erst Jahre später, im Januar 2005, nach-
dem der Fall von Seiten der ermittelnden Behör-
den schon längst als ungeklärte Leichensache
eingestuft worden war, nahm der Fall eine überra-
schende Wendung. Der Fund stellte sich als weib-
liche Moorleiche der vorrömischen Eisenzeit her-
aus und aus der ungeklärten Leichensache wurde
ein Fall mit kulturhistorischer Dimension - der
erste Fund einer Moorleiche in einem archäolo-
gischen Kontext in Niedersachsen seit 50 Jahren.
Seither hat die in Wissenschaftskreisen nach
ihrem Fundort als das „Mädchen aus dem Uchter
Moor“ eingeführte Moorleiche, die im Rahmen
einer Radio- und Fernsehaktion des Norddeut-
schen Rundfunks den Namen „Moora“ erhielt,
schon manche längere Reisen mitgemacht: Von
Labor zu Labor, von einem Institut zum anderen
und durch verschiedene Ausstellungen. Die längs-
te Zeit befand sie sich dabei im Institut für Rechts-
medizin des Universitätsklinikums Hamburg-
Eppendorf und dem Niedersächsischen Landes-
amt für Denkmalpflege (NLD) in Hannover. In
dieser Zeit hat sie nicht nur die Wissenschaftler
beschäftigt, sondern darüber hinaus auch ein
großes öffentliches Interesse im In- und Ausland
hervorgerufen. Mit der nun vorliegenden ersten
zusammenfassenden Publikation des bisherigen
Erkenntnisstandes, in dem sowohl die Umstände
ihrer Entdeckung als auch die Ergebnisse der ers-
ten grundlegenden, vor allem anthropologischen
und medizinischen Erforschungen des Mädchens
zusammengefasst sind, soll nicht zuletzt diesem
Interesse Rechnung getragen werden.
Als die Herausgeber dieses Buches sich im Jah-
re 2005 erstmals im Hamburger Institut für
Rechtsmedizin trafen, um den möglichen archä-
ologischen Hintergrund der „unbekannten“ Lei-
chensache der Kriminalpolizei Nienburg zu erör-
tern, wurde rasch deutlich, dass es sich wahr-
scheinlich um einen archäologisch bedeutenden
Fund handelte: Bei der schon seit dem Jahr 2000
im Kellerarchiv des Instituts verwahrten Moor-
leiche handelte es sich um einen besonderen prä-
historischen Menschen.
War der „Fall Moora“ zunächst von Krimina-
listen und Rechtsmedizinern bearbeitet worden,
kamen nunmehr Archäologen, Anthropologen
und weitere Spezialdisziplinen der Medizin hin-
zu; und sodann natürlich auch Publizisten, Radio-
und Filmemacher, die - zumindest in Teilen - die
Regie übernahmen. Wenngleich die Moorleiche
aufgrund ihrer Einzigartigkeit von vielen For-
schern unterschiedlichster Fachrichtungen unter-
sucht wurde, so stehen wir doch erst am Anfang
der weitergehenden Erforschung der Person, ihrer
Lebensumstände sowie des Lebensumfeldes des
Mädchens aus dem Kreis Nienburg.
Die bisherigen Umstände und Erkenntnisse zur
Auffindung und zum Leben von „Moora“ werden
aus Sicht der an der Erforschung beteiligten Fach-
richtungen sowie im Hinblick auf ihre gesellschaft-
liche Wahrnehmung zusammenfassend darge-
stellt. Damit wird gleichzeitig die Basis für die
weitere Aufarbeitung des Fundes geschaffen, an
der in den kommenden Jahren im Rahmen spezi-
eller wissenschaftlicher Projekte und unter der
Aufsicht eines interdisziplinär besetzten wissen-
schaftlichen Beirates unterschiedliche Fachrich-
tungen beteiligt sein werden.
Am Anfang stand der „Irrweg“ von Kriminal-
polizei und Rechtsmedizin. Beide gingen davon
aus, dass es hier ein schwerwiegendesVerbrechen,
möglicherweise einen Sexualmord, aufzuklären
galt. Wenngleich sich dieser Ansatz im Nachhinein
als eine Fehleinschätzung erwies, für das Moor-
leichenszenario bedeutete er einen speziellen pu-
blizistischen Bezugspunkt: Welche Geheimnisse
mag „Moora“, die namenlose Leiche aus grauer
Vorzeit aus dem Uchter Moor bewahren?
Inzwischen wissen wir schon einiges über die
Tote aus dem Moor: Eine junge Frau ohne Verlet-
zungen und Missbildungen im Bereich ihres Ske-
letts, von mittelkräftigem Körperbau und von einer
Körpergröße, die in der damaligen Zeit normal
gewesen sein dürfte. Sie war vermutlich Linkshän-
derin und musste vor ihrem Tod körperliche Arbeit
verrichten. Sie hat eine Reihe von entbehrungs-
reichen Zeiten vermutlich mit Hunger durchlebt.
Viele Fragen bleiben dennoch offen. Die moder-
nen wissenschaftlichen Methoden der Archäologie,
Paläobotanik und Medizin werden hier sicherlich
noch einiges an Antworten beisteuern: z.B. wovon
sie gelebt hat, welches ihre Hauptnahrung war,
woher sie kam, welche Gestalt sie hatte und wie sie
vermutlich ausgesehen hat. Haare, Knochen, Zäh-
ne und Haut können noch analysiert werden und
bergen eine Fülle an Informationen, die es aufzu-
bereiten gilt. Und auch im Moor selber und den
angrenzenden Gebieten stehen weitere Untersu-
chungen an. Wir sind sehr gespannt, welche Ge-
heimnisse das Moor und die weiteren Untersuchun-
gen über das Mädchen noch preisgeben werden.