Computergestützte Rekonstruktion der Moorleiche „Moora“ mit Virtual-
Reality-Techniken - Erste Ergebnisse der Schädelrekonstruktion
Computer-based reconstruction of the bog body “Moora” using virtual-reality
techniques - the first result of skull reconstruction
Heinz Handels, Dennis Säring und Matthias Färber
Zusammenfassung: Zur computergestützten 3D-Visualisierung und Rekonstruktion der Moorleiche „Moora“
werden am Institut für Medizinische Informatik neueste Techniken aus dem Bereich der 3D-Bildverarbeitung und
Virtual Reality (VR) eingesetzt und weiterentwickelt. Grundlage der computergestützten Rekonstruktion bilden
hochaufgelöste räumliche Bilddaten aus der Computertomographie. Aus den hier segmentierten Knochenteilen
werden dreidimensionale virtuelle Modelle der Knochenstrukturen generiert und unter Verwendung von 3D-
Visualisierungsverfahren realitätsnah dargestellt. In dem am Institut für Medizinische Informatik entwickelten
Softwaresystem „REMODEL-VR“ (Abk. für System for Reconstruction and Modeling of Virtual Bodies with Vir-
tual Reality Techniques) können nun die dreidimensionalen Knochenteile im Rechner weiterverarbeitet und inter-
aktiv anatomisch angeordnet werden. Mit Hilfe des REMODEL-VR-Systems wurde eine erste computergestützte
Rekonstruktion des Schädels der Moorleiche „Moora“ durchgeführt.
Schlagworte: Computergestützte Rekonstruktion, 3D-Visualisierung, Virtuelle Körper, Virtuelle Realität.
Abstract: Modern virtual-reality (VR) techniques based on high-resolution Computer tomography scans are used
for three-dimensional visualization of the bog body “Moora” and reconstruction of the skull. Three-dimensional
models were generated based on the segmented hone fragments and displayed realistically using three-dimensio-
nal visualization techniques. Bone fragments can be moved and repositioned in relation to each other in three-
dimensional space using the Software System REMODEL-VR (System for REconstruction and MODELing of
virtual bodies with Virtual Reality techniques), which was developed at the Department of Medical Informatics
in Eppendorf, Hamburg. As a first step a computer-based reconstruction of the skull of the bog body “Moora” was
generated with the REMODEL-VR System.
Keywords: computer-based reconstruction, 3D visualization, virtual bodies, virtual reality.
Einleitung
Die Moorleiche „Moora“ aus dem Großen Moor
bei Uchte ist mit ca. 2.650 Jahren die älteste Moor-
leiche, die bisher in den Mooren Nordwest-
deutschlands gefunden wurde und zugleich die
erste Moorleiche auf Niedersächsischem Gebiet
seit 50 Jahren (Bauerochse & Metzler 2005;
Puschel et al. 2005). Somit zählt diese Moorlei-
che zu den bedeutendsten Moorleichenfunden in
Deutschland und Europa. Die Überreste der
Moorleiche bestehen aus Knochen, Haut- und
Haarresten, wobei große Teile des Skeletts gebor-
gen werden konnten.
Im Jahr 2005 wurde das Skelett des Mädchens,
dessen Alter auf 16-19 Jahre geschätzt wird, durch
den Fund einer ausgezeichnet erhaltenen Hand
ergänzt (Bauerochse et al. 2005). Die Moorlei-
che wurde während der Torfstecharbeiten ent-
deckt. Durch die eingesetzte Torfstechmaschine
wurde der Leichnam fragmentiert. Die Knochen
sind größtenteils entkalkt, teilweise stark verbo-
gen, gebrochen und geschrumpft (Puschel et al.
2005). Insbesondere aufgrund des Auflagege-
wichtes des Torfes wurde das Skelett stark defor-
miert. Für eine erste grobe Rekonstruktion des
Skeletts wurden die gefundenen Knochen sor-
tiert und in anatomischer Anordnung auf einer
Kappa-Platte zusammengestellt.
Moderne bildgebende Verfahren wie die Com-
puter- und Magnetresonanztomographie haben
die Möglichkeit eröffnet, die dreidimensionale
Anatomie menschlicher Körper zu erfassen und
im Computer räumliche virtuelle Körpermodelle
zu generieren. Zur Untersuchung des Skeletts der
Moorleiche ist die Computertomographie sehr
gut geeignet, da sich in den hier generierten com-
putertomographischen Bildern, kurz CT-Bilder
genannt, Knochen aufgrund der starken Ab-
sorption der eingestrahlten Röntgenstrahlung
kräftig kontrastiert von ihrer Umgebung abhe-
ben. In neuerer Zeit wird diese bildgebende Tech-
nik daher auch in der Archäologie eingesetzt, um
nicht-invasiv beispielsweise Mumien oder Lei-
chenfunde zu untersuchen.
Die Computertomographie ermöglicht zerstö-
rungsfrei einen Einblick in das Innere der unter-
suchten Objekte und erfasst zugleich ihre räum-
liche Struktur. Im Gegensatz zu Röntgenbildern,
bei denen Projektionsbilder erzeugt werden, wer-
Reality-Techniken - Erste Ergebnisse der Schädelrekonstruktion
Computer-based reconstruction of the bog body “Moora” using virtual-reality
techniques - the first result of skull reconstruction
Heinz Handels, Dennis Säring und Matthias Färber
Zusammenfassung: Zur computergestützten 3D-Visualisierung und Rekonstruktion der Moorleiche „Moora“
werden am Institut für Medizinische Informatik neueste Techniken aus dem Bereich der 3D-Bildverarbeitung und
Virtual Reality (VR) eingesetzt und weiterentwickelt. Grundlage der computergestützten Rekonstruktion bilden
hochaufgelöste räumliche Bilddaten aus der Computertomographie. Aus den hier segmentierten Knochenteilen
werden dreidimensionale virtuelle Modelle der Knochenstrukturen generiert und unter Verwendung von 3D-
Visualisierungsverfahren realitätsnah dargestellt. In dem am Institut für Medizinische Informatik entwickelten
Softwaresystem „REMODEL-VR“ (Abk. für System for Reconstruction and Modeling of Virtual Bodies with Vir-
tual Reality Techniques) können nun die dreidimensionalen Knochenteile im Rechner weiterverarbeitet und inter-
aktiv anatomisch angeordnet werden. Mit Hilfe des REMODEL-VR-Systems wurde eine erste computergestützte
Rekonstruktion des Schädels der Moorleiche „Moora“ durchgeführt.
Schlagworte: Computergestützte Rekonstruktion, 3D-Visualisierung, Virtuelle Körper, Virtuelle Realität.
Abstract: Modern virtual-reality (VR) techniques based on high-resolution Computer tomography scans are used
for three-dimensional visualization of the bog body “Moora” and reconstruction of the skull. Three-dimensional
models were generated based on the segmented hone fragments and displayed realistically using three-dimensio-
nal visualization techniques. Bone fragments can be moved and repositioned in relation to each other in three-
dimensional space using the Software System REMODEL-VR (System for REconstruction and MODELing of
virtual bodies with Virtual Reality techniques), which was developed at the Department of Medical Informatics
in Eppendorf, Hamburg. As a first step a computer-based reconstruction of the skull of the bog body “Moora” was
generated with the REMODEL-VR System.
Keywords: computer-based reconstruction, 3D visualization, virtual bodies, virtual reality.
Einleitung
Die Moorleiche „Moora“ aus dem Großen Moor
bei Uchte ist mit ca. 2.650 Jahren die älteste Moor-
leiche, die bisher in den Mooren Nordwest-
deutschlands gefunden wurde und zugleich die
erste Moorleiche auf Niedersächsischem Gebiet
seit 50 Jahren (Bauerochse & Metzler 2005;
Puschel et al. 2005). Somit zählt diese Moorlei-
che zu den bedeutendsten Moorleichenfunden in
Deutschland und Europa. Die Überreste der
Moorleiche bestehen aus Knochen, Haut- und
Haarresten, wobei große Teile des Skeletts gebor-
gen werden konnten.
Im Jahr 2005 wurde das Skelett des Mädchens,
dessen Alter auf 16-19 Jahre geschätzt wird, durch
den Fund einer ausgezeichnet erhaltenen Hand
ergänzt (Bauerochse et al. 2005). Die Moorlei-
che wurde während der Torfstecharbeiten ent-
deckt. Durch die eingesetzte Torfstechmaschine
wurde der Leichnam fragmentiert. Die Knochen
sind größtenteils entkalkt, teilweise stark verbo-
gen, gebrochen und geschrumpft (Puschel et al.
2005). Insbesondere aufgrund des Auflagege-
wichtes des Torfes wurde das Skelett stark defor-
miert. Für eine erste grobe Rekonstruktion des
Skeletts wurden die gefundenen Knochen sor-
tiert und in anatomischer Anordnung auf einer
Kappa-Platte zusammengestellt.
Moderne bildgebende Verfahren wie die Com-
puter- und Magnetresonanztomographie haben
die Möglichkeit eröffnet, die dreidimensionale
Anatomie menschlicher Körper zu erfassen und
im Computer räumliche virtuelle Körpermodelle
zu generieren. Zur Untersuchung des Skeletts der
Moorleiche ist die Computertomographie sehr
gut geeignet, da sich in den hier generierten com-
putertomographischen Bildern, kurz CT-Bilder
genannt, Knochen aufgrund der starken Ab-
sorption der eingestrahlten Röntgenstrahlung
kräftig kontrastiert von ihrer Umgebung abhe-
ben. In neuerer Zeit wird diese bildgebende Tech-
nik daher auch in der Archäologie eingesetzt, um
nicht-invasiv beispielsweise Mumien oder Lei-
chenfunde zu untersuchen.
Die Computertomographie ermöglicht zerstö-
rungsfrei einen Einblick in das Innere der unter-
suchten Objekte und erfasst zugleich ihre räum-
liche Struktur. Im Gegensatz zu Röntgenbildern,
bei denen Projektionsbilder erzeugt werden, wer-