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A. F. Schilling, R. P. Marshall, E. Jopp, M. M. Morlock, M. Amling und K. Püschel
c
BV/TV
(%)
Tb.Th
(pm)
Tb.N
(mm-1)
SMI
0)
Conn.D.
(1/mm3)
„Moora“
34.4
177
1.80
0.98
10.2
Abb. 2 Der Halswirbelkörper C3 (A) wurde mit einem hochauflösenden Mikrocomputertomographen eingescannt
und die innere Trabekelstruktur dreidimensional rekonstruiert (B). Die aus dieser Rekonstruktion abgeleiteten
Knochenstrukturparameter zeigen einen ungewöhnlich dichten Knochen, was auf eine hohe Belastung der Halswirbel-
säule zu Lebzeiten schließen lässt
ture Model Index (SMI) und die Verbindung der
Elemente untereinander (Connectivity Density:
Con.D.) bestimmt wurden. Im jungen Alter von 19
Jahren würde man eine komplexe trabekuläre
Struktur erwarten, die sich vor allem aus Platten
aufbaut (Grote et al. 1995). In der Tat fand sich im
untersuchten Halswirbelkörper ein SMI von 0,99
und ein hoher Grad von Komplexität mit 10,2 Ver-
bindungen pro Kubikmillimeter.
Paläophysiologie des Knochens
Stoffwechselstörungen des Knochens, speziell die
Osteoporose, sind ein wachsendes Gesundheits-
problem in der alternden Population der westli-
chen Welt (Amling 2000). Entsprechend hat auch
das Interesse an Paläopathologie von Knochener-
krankungen zugenommen (Agarwal et al. 2004).
Die meisten dieser Studien konzentrieren sich
darauf Methoden zu finden, um Knochenmasse-
verluste in historischen und prähistorischen Po-
pulationen bestimmen zu können (Pfeiffer &
Lazenby 1994; Agarwal & Grynpas 1996). Die
hier anhand der Moorleiche „Moora“ vorgestellten
Untersuchungen zeigen aber, dass sich auch durch
genaue Analyse der Knochenstruktur einzelner
gesunder Personen im Sinne einer Paläophysiolo-
gie des Knochens neue Aussagen treffen lassen.
Die in der Knochenstruktur gespeicherten Infor-
mationen über die biomechanische Belastungssi-
tuation erlauben es, zusätzliche Daten über die
Lebensumstände von Personen zu erhalten, die
vor Tausenden von Jahren gelebt haben. Ergän-
zend zur Paläopathologie bekommen wir mit der
Paläophysiologie des Knochens ein weiteres Werk-
zeug in die Hand, das es uns erlaubt, das Bild der
Vergangenheit etwas schärfer zu zeichnen.
Literatur
Agarwal, S.C.; Dumitriu, M.; Tomlinson, G.A.; Gryn-
pas, M.D. (2004): Medieval trabecular bone architec-
ture: the influence of age, sex, and lifestyle. Am. J.
Phys. Anthropol. 124: 33-44
Agarwal, S.C.; Grynpas, M.D. (1996): Bone quantity and
quality in past populations. Anat. Rec. 246: 423-432
Amling, M. (2000): Osteoporosis. New research results
on bone formation. Orthopäde 29: 354-355
Basle,M.F.; Mauras,Y.;Audran,M.; Clochon, P.; Rebel,
A.; Allain, P. (1990): Concentration of bone elements
in osteoporosis. J. Bone Miner. Res. 5: 41-47
A. F. Schilling, R. P. Marshall, E. Jopp, M. M. Morlock, M. Amling und K. Püschel
c
BV/TV
(%)
Tb.Th
(pm)
Tb.N
(mm-1)
SMI
0)
Conn.D.
(1/mm3)
„Moora“
34.4
177
1.80
0.98
10.2
Abb. 2 Der Halswirbelkörper C3 (A) wurde mit einem hochauflösenden Mikrocomputertomographen eingescannt
und die innere Trabekelstruktur dreidimensional rekonstruiert (B). Die aus dieser Rekonstruktion abgeleiteten
Knochenstrukturparameter zeigen einen ungewöhnlich dichten Knochen, was auf eine hohe Belastung der Halswirbel-
säule zu Lebzeiten schließen lässt
ture Model Index (SMI) und die Verbindung der
Elemente untereinander (Connectivity Density:
Con.D.) bestimmt wurden. Im jungen Alter von 19
Jahren würde man eine komplexe trabekuläre
Struktur erwarten, die sich vor allem aus Platten
aufbaut (Grote et al. 1995). In der Tat fand sich im
untersuchten Halswirbelkörper ein SMI von 0,99
und ein hoher Grad von Komplexität mit 10,2 Ver-
bindungen pro Kubikmillimeter.
Paläophysiologie des Knochens
Stoffwechselstörungen des Knochens, speziell die
Osteoporose, sind ein wachsendes Gesundheits-
problem in der alternden Population der westli-
chen Welt (Amling 2000). Entsprechend hat auch
das Interesse an Paläopathologie von Knochener-
krankungen zugenommen (Agarwal et al. 2004).
Die meisten dieser Studien konzentrieren sich
darauf Methoden zu finden, um Knochenmasse-
verluste in historischen und prähistorischen Po-
pulationen bestimmen zu können (Pfeiffer &
Lazenby 1994; Agarwal & Grynpas 1996). Die
hier anhand der Moorleiche „Moora“ vorgestellten
Untersuchungen zeigen aber, dass sich auch durch
genaue Analyse der Knochenstruktur einzelner
gesunder Personen im Sinne einer Paläophysiolo-
gie des Knochens neue Aussagen treffen lassen.
Die in der Knochenstruktur gespeicherten Infor-
mationen über die biomechanische Belastungssi-
tuation erlauben es, zusätzliche Daten über die
Lebensumstände von Personen zu erhalten, die
vor Tausenden von Jahren gelebt haben. Ergän-
zend zur Paläopathologie bekommen wir mit der
Paläophysiologie des Knochens ein weiteres Werk-
zeug in die Hand, das es uns erlaubt, das Bild der
Vergangenheit etwas schärfer zu zeichnen.
Literatur
Agarwal, S.C.; Dumitriu, M.; Tomlinson, G.A.; Gryn-
pas, M.D. (2004): Medieval trabecular bone architec-
ture: the influence of age, sex, and lifestyle. Am. J.
Phys. Anthropol. 124: 33-44
Agarwal, S.C.; Grynpas, M.D. (1996): Bone quantity and
quality in past populations. Anat. Rec. 246: 423-432
Amling, M. (2000): Osteoporosis. New research results
on bone formation. Orthopäde 29: 354-355
Basle,M.F.; Mauras,Y.;Audran,M.; Clochon, P.; Rebel,
A.; Allain, P. (1990): Concentration of bone elements
in osteoporosis. J. Bone Miner. Res. 5: 41-47