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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 4.1961

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Nr. 1
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Schmidt, Kurt: Neue Wege des grammatischen Unterrichts
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https://doi.org/10.11588/diglit.33060#0006
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Neue Wege des grammatischen Unterrichts

(Bericht übcr einen altsprachlichen Lehrgang v. 7. bis 20. 11. bei Kassel)
von Studienrat Dr. Kurt Schmidt, Bad Sachsa

In einer Zeit, in der die „Interpretation" mehr und mehr in den Mittelpunkt
auch des altsprachlichen Unterrichtes gestellt und der Grammatik vielfach nur
eine propädeutische Rolle zugestanden wird, mag es als ein Wagnis erscheinen,
einen altsprachlichen Lehrgang ausschließlich unter dem Motto „Leistung und
Bedeutung der Grammatik" zu veranstalten. Aber das Ergebnis hat den ge-
wagten Schritt des Hessischen Lehrerfortbildungswerkes vollauf gerechtfertigt:
der Lehrgang, der unter der Leitung von Professor Dr. KuRT STEGMANN,
Marburg, vom 7. bis 10. November 1960 in der Reinhardswaldschule bei Kassel
stattfand, war so stark überzeichnet, daß eine Reihe von Meldungen nicht
berücksichtigt werden konnte, und die sehr lebhaften Aussprachen, die sich an
jedes Referat anschlossen, zeigten, daß innerhalb der Altphilologens&aA eine
grundsätzliche Neubesinnung auf den Eigenwert der Grammatik im Bildungs-
prozeß eingesetzt hat und ihre Bedeutung für eine echte Sprachbildung - die
ja doch das eigentliche Bildungsziel ailer (alt- und neu-)sprachlichen Gymnasien
sein muß - aufs neue erkannt und z. T. auch schon erprobt ist.

Uber die „Leistung der Grammatik für die Denkschulung" sprach Prof.
STEGMANN, der u. a. darauf hinwies, daß das wissenschaAHche Denken des
Abendlandes sich an der lateinischen Sprache geschult hat und daher die
Kenntnis der sprachlichen Strukturen des Lateinischen zu einem vollen Ver-
ständnis voraussetzt. Den Bildungswert des grammatischen Unterrichtes der
Oberstufe erläuterte OStD. Dr. WiLHELM LuTHER (Marburg) an Beispielen
aus der Syntax, vor allem an den sog. „Konsekutivsätzen", während Dr. KuRT
ScHMiDT (Bad Sachsa) an praktischen Unterrichtsbeispielen (Pronomina corre-
lativa, Tempussystem, Gebrauch des Konjunktivs) zeigte, was gerade die
Grammatik im Lateinunterricht der Oberstufe auch an einem Neusprachlichen
Gymnasium zur Erkenntnis des Wesens, der Funktionen und Leistungen der
Sprache an sich und ihrer Bedeutung für die Entwicklung des menschlichen
Geistes beizutragen vermag. Die Bildungsmöglichkeiten im griechischen Unter-
richt legte OStR. Dr. WERNER JÄKEL (Göttingen) am Verbalsystem dar. Den
Abschluß bildeten zwei Vorträge von Studienprofessor Dr. RAiMUND PFISTER
(München), der die wechselnde Rolle der Grammatik in der deutschen Gym-
nasialbildung seit 1800 unter geistesgeschichtlichen und sprachwissenschaAlichen
Gesichtspunkten beleuchtete und zu den Bestrebungen der modernen Gramma-
tiker, vor allem auf germanistischem Gebiet, vorsichtig abwägend Stellung
nahm.

Sämtliche Vorträge werden im Wortlaut einschließlich der wichtigsten
Diskussionsergebnisse in einem besonderen HeA der Schriftenreihe „Der alt-
sprachliche Unterricht" (Klett) unter dem Titel „Vow Sä'TW Jer Gr^ww^ti^"
auch einem weiteren Kreise zugänglich gemacht werden.

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