Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]: Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes (17.1974)

Gedanken, die uns selbst und die verantwortlichen
Bildungspolitiker angehen:
Unsere Sache können wir nicht allein durch Leistungen bestätigt sehen, die in
der Vergangenheit erbracht wurden; wir wollen ihr Beweiskraft verleihen durch
das, was wir zur Gestaltung unserer kulturellen Gegenwart beizutragen in der
Lage sind! Wir werden auf die Beschäftigung mit der Antike hinweisen, um
Orientierungspunkte für die bewegenden Kräfte zu gewinnen, die aus der Ver-
gangenheit in unsere Zeit herüberreichen; wir müssen versuchen, durch Weckung
des Sinnes für Realität, für Liberalität, für präzise Aussagen Richtungsweiser
an die Hand zu geben, mit dessen Hilfe der Weg aus dem Gestern in das Mor-
gen gefunden werden kann. So bieten wir unsere Hilfe an, stellen aber zugleich
die Forderung, Curricula für unseren Bereich entwickeln zu können, die loh-
nend erscheinen und überzeugend zu gestalten sind. Das können wir nicht,
wenn man entgegen allen Forderungen von Pluralität und gleicher Entfal-
tungsmöglichkeit unserer Sache im realen Bildungskonzept der Gesamtschule
eine ganz untergeordnete Rolle einräumt,
wenn man bei der Lehrplangestaltung der Orientierungsstufe, durch die die
Funktions- und Leistungsfähigkeit des Gymnasiums unter keinen Umständen
angetastet werden darf, dem Lateinischen, ungeachtet seiner Bedeutung für die
Sprachkompetenz überhaupt und als historisch bedingte, von Einsichtigen oft
betonte Stützfunktion für viele Studienbereiche, eine ausreichende Stelle ver-
sagen sollte,
wenn man in der reformierten gymnasialen Oberstufe, die hoffentlich nicht
nur als eine Zwischenphase auf dem Wege zur integrierten Kollegstufe ver-
standen wird, Leistungskurse im Lateinischen und Griechischen durch Fehlen
eines Minderheitenschutzes oder durch andere Hemmnisse so erschwert, daß
diese erst garnicht eingerichtet werden können.
Leggewie

10 Thesen zur Leistungsmessung in den Alten Sprachen

Die Fragen der LM haben eine Schlüsselfunktion in der heutigen Situation
der A. Spr. im Gymnasium. Daher ist zu fordern:
1. Die Maßstäbe und Methoden müssen den erschwerten Erfolgsbedingungen
angepaßt werden. Gründe für die Erfolgserschwerung:
a) die Verringerung der Stundenzahlen
b) das nach wie vor hohe Anspruchsniveau
c) das alterspsychologische handicap für Latein II und Griechisch
d) das Motivationsproblem.

DAV-Mitteilungsblatt 1974/3

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