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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 17.1974

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Nr. 3
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Schmeußer, Heinrich; Parthe, Franz: Die Sprachenfeindlichkeit der neugestalteten gymnasialen Oberstufe
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https://doi.org/10.11588/diglit.33068#0041

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Die Sprachenfeindlichkeit der neugestalteten
gymnasialen Oberstufe

Folgender Aufsatz, der hier vom Herausgeber stark gekürzt werden mußte, erschien
leicht verändert in der „ANREGUNG“ (Zeitschrift für Gymnasialpädagogik, Bayer.
Schulbuch-Verlag, Heft 1/1974, S. 43 f.).
Modellintentionen und augenblickliche Modellrealität
Die Erfahrungen mit dem jetzigen Modell lassen Zweifel aufkommen, ob die an-
erkennenswerten Intentionen der Kollegstufenreform bereits erwartungsgemäß ver-
wirklicht werden. Eine Fülle von Zielsetzungen in eine praktikable, transparente, ge-
rechte und effektive Form zu bringen, war keine leichte Aufgabe. - Wie immer wieder
angeführt wird, soll die Kollegstufe
1. die Studierfähigkeit der Kollegiaten im Sinne der allgemeinen Hochschulreife ver-
bessern und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit einräumen, sich studienspezifisch
zu spezialisieren,
1.1. die in der Unter- und Mittelstufe erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten ver-
tiefen, erweitern und durch Kenntnisse neuer Arbeitsgebiete ergänzen,
1.2. durch selbstbestimmte, neigungs- oder berufsorientierte Korrektur oder Bestätigung
der elterlichen Wahl des Schultyps die Arbeitsmotivation steigern,
2. durch curriculare Überprüfung der Lernziele besser auf Beruf und Leben in der
Gesellschaft von heute und morgen vorbereiten,
3. durch eine entzerrte über 4 Studienhalbjahre gehende, curricularbestimmte Lei-
stungserhebung den Gymnasialabschluß effizienter, objektiver und zugleich hu-
maner und gerechter gestalten,
4. durch attraktive Ausgestaltung der Oberstufe das Gymnasium als leistungsfähige
Einheit erhalten, ohne den Zugang von berufsbezogenen Bildungsgängen her zu
versperren.1
Die Analyse der jetzigen Modellwirklichkeit kritisiert folgende Mängel:
1. Die zu große Arbeitsbelastung im Bereich der Grundkurse, die durch die Bele-
gungspflicht von 70 Gesamtwochenstunden entsteht, beeinträchtigt die Arbeit in den
48 Gesamtwochenstunden der Leistungskurse und damit die Qualität des wissenschafts-
propädeutischen Unterrichts der Kollegstufe.
2. Die zu große Diskrepanz von Belegungspflicht und Anrechnungspflicht führt in
Verbindung mit der erwähnten Arbeitsüberlastung zur Unehrlichkeit von Schein-
belegungen im Grundkursbereich; diese wiederum steigern den Lehrerbedarf unnötig.
Ohne Scheinbeleger könnte mancher Kurs eingespart werden, weil nach deren Wegfall
die Richtzahlen für das Zustandekommen eines Kurses unterschritten würden.
3. Die Schwierigkeit, das komplizierte Nebeneinander von Anrechnungsvorschriften
und Belegungsbestimmungen Kollegiaten und Eltern in annehmbarer Zeit verständlich

1 In der schulpolitischen Diskussion gewinnt die Überzeugung an Raum, daß die
geforderte Chancengleichheit als Durchlässigkeit der Bildungswege durch Lift- und
Umsteigekurse besser und billiger zu erreichen ist als durch eine sachlich unbegrün-
dete Nivellierung der verschiedenen Aufgaben verschriebenen Bildungsgänge.

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