Jeden Monat erscheint 1 Heft zu
i bis 2 Druckbogen mit Abbil-
dungen.
Der Pränumerationspreis ist für
einen Jahrgang oder zwölf Hefte
nebst Register sowohl für Wien
als dieKronländer und das Ausland
4 fl. C. M., bei portofreier
Zusendung in die Kronländer der
österr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C. M.
MITTHEILUNGEN
DER K. K. CENTRAL-COMMISSION
Pränumerationen überneh-
men h a 1 b- oder ganzjährig
alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
Zusendung der einzelnen Hefte
besorgen. — Im Wege des Buch-
handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 fl. an den k. k. Hofbuchhändler
W. Braumüllcrin Wien zu richten.
CJNJJlIj LLdilU/ii AJ11 vü UlnJLf JLwJIJliAJL4 .h. vUIb ußLAJlflM.*.11 mlaJUIJBJ«
—■tyef&S&SQPir—
Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Seclions-Chefs und Präses der k. k. Central-Commission Karl Freiherrn V. Czoernig.
Redacteur: Karl Weiss.
N- 10.
II. Jahrgang.
öctober 1857.
Inhalt: Von dem Einflüsse der Pflanzen auf die Zerstörung der Ruinen. — Der Bischofstal), dessen liturgisch-symbolische Bedeutung
und allmähliche Entwickelung seiner Gestalt. — Die Vertheidigungskirchen in Siebenbürgen. — Die Kron-Insignien Böhmens. —
Der Elisabeth-Dom zu Kaschau in Ungarn. — Correspondenzen. — Literarische Anzeigen.
Von dem Einflüsse der Pflanzen auf die Zerstörung der Ruinen.
Von J. Scheiger, k. k. Conservator in Steiermark1).
Wenn man die feindselige Vorsicht betrachtet, mit der
im gemeinen Leben die Pflanzenwelt beinahe überall ausge-
rottet wird, wo sie ungeraten auf Erzeugnissen der mensch-
lichen Arbeit erscheint — so z. B. das Moos - auf Dach-
rinnen, der Schimmel und Schwamm vom Holzwerke über-
haupt, ja gar das zwischen den Ritzen des oft ziemlich
kunstlosen Pflasters entspriessende Gras — so möchte man
glauben, der Vorwurf dieser Zeilen sei ein ziemlich müs-
siger und betreffe eine res judicata.
Wenn wir dagegen die Sorgfalt sehen, mit der an
manchen Landhäusern, Gartengebäuden u. s. w. Pflanzen
grösserer Art, namentlich Wein und Epheu, so nahe als
möglich an der Mauer liebreich gepflegt werden, so kann
wohl ein leiser Zweifel entstehen, ob die gedachte Feind-
seligkeit auch gerechtfertigt erscheine.
Wenn wir endlich in unsern älteren, verlassenen
Bauten, namentlich in und auf unsern Burg- und Kirchen-
ruinen undurchdringliches Gewirre von Sträuchern und
Schlingpflanzen, ganze kleine Wäldchen und zum Theile
hochstämmige Bäume finden, und bemerken, dass diese
üppige Vegetation selbst bei sogenannten „Erhaltungs- und
Restaurationsarbeiten“ sorgfältig geschont wird, so dürfte
der Gegenstand um so weniger als gänzlich ausgemacht,
sondern einer kleinen Erörterung werth erscheinen.
Mit den modernen Land- und Gartenhäusern u. s. w.
habe ich es hier durchaus nicht zu thun. Es ist Sache des
Besitzers sich durch Weinhecken oder was immer für
pflanzen Licht und Luft mehr oder weniger rauben zu
lassen, allerlei Insecten zum häufigeren Besuche einzuladen,
ij Aus den Berichten und Mittheilungen des Alterthumsvereines zu Wien.
B<1. II, Abth. I. (Wien, in Commission hei Prandel und Mayer.
II.
dem Gemäuer mehr oder weniger gedeihliche Feuchtigkeit
zuzuführen, und an die Verbesserung der Gesundheit in so
ausgestatteten Wohnungen zu glauben.
Neueren Gebäuden, welche nicht zu Wohnungen be-
stimmt sind, namentlich den künstlichen Ruinen (unschätz-
bare Erfindung der Neuzeit) gönne ich sogar ganz unbe-
denklich diesen malerischen Schmuck, besonders den letz-
teren, welche gerade nur die Pflanzenwelt am sichersten
und schnellsten der verdienten Vollendung, d. i. der gänz-
lichen Zerstörung und Unsichtbarkeit zuführt.
Ich widme diese Zeilen bloss den Buinen. Nahe an
ein halbes Jahrhundert habe ich mit Liebe und Aufmerk-
samkeit diese ehrwürdigen Denkmale betrachtet; schon in
früher Jugend hat sich zu dieser Liebe der Wunsch ge-
sellt, nach Kräften zu ihrer Erhaltung mitzuwirken, daher
wenigstens durch Veröffentlichung meiner einschlägigen
Erfahrungen. So entstand bereits vor mehr als dreissig
Jahren in Hormayr’s Archiv mein Aufsatz über Ausbesse-
rung und Herstellung alter Baudenkmale, so auf der Basis
weiterer, beinahe durchaus trauriger Erfahrungen im
Jahre 1853 die Broschüre: „Andeutungen über Erhaltung
und Herstellung alter Burgen und Schlösser 3). Ich habe
über diese beiden Aufsätze manches billigende und freund-
liche Wort gehört und gelesen, aber was mir lieber ge-
wesen wäre, eine praktische Wirkung derselben, nament-
lich in der Richtung auf die Entfernung der verderblichen
Pflanzen aus den Ruinen, ist mir nicht bekannt geworden.
Wahrscheinlich werden diese vorliegenden Blätter ebenfalls
wenig wirken, aber veröffentlicht sollen sie dennoch werden, 2
36
2) Gratz bei Aug. Hesse.
i bis 2 Druckbogen mit Abbil-
dungen.
Der Pränumerationspreis ist für
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als dieKronländer und das Ausland
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österr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C. M.
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alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
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Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Seclions-Chefs und Präses der k. k. Central-Commission Karl Freiherrn V. Czoernig.
Redacteur: Karl Weiss.
N- 10.
II. Jahrgang.
öctober 1857.
Inhalt: Von dem Einflüsse der Pflanzen auf die Zerstörung der Ruinen. — Der Bischofstal), dessen liturgisch-symbolische Bedeutung
und allmähliche Entwickelung seiner Gestalt. — Die Vertheidigungskirchen in Siebenbürgen. — Die Kron-Insignien Böhmens. —
Der Elisabeth-Dom zu Kaschau in Ungarn. — Correspondenzen. — Literarische Anzeigen.
Von dem Einflüsse der Pflanzen auf die Zerstörung der Ruinen.
Von J. Scheiger, k. k. Conservator in Steiermark1).
Wenn man die feindselige Vorsicht betrachtet, mit der
im gemeinen Leben die Pflanzenwelt beinahe überall ausge-
rottet wird, wo sie ungeraten auf Erzeugnissen der mensch-
lichen Arbeit erscheint — so z. B. das Moos - auf Dach-
rinnen, der Schimmel und Schwamm vom Holzwerke über-
haupt, ja gar das zwischen den Ritzen des oft ziemlich
kunstlosen Pflasters entspriessende Gras — so möchte man
glauben, der Vorwurf dieser Zeilen sei ein ziemlich müs-
siger und betreffe eine res judicata.
Wenn wir dagegen die Sorgfalt sehen, mit der an
manchen Landhäusern, Gartengebäuden u. s. w. Pflanzen
grösserer Art, namentlich Wein und Epheu, so nahe als
möglich an der Mauer liebreich gepflegt werden, so kann
wohl ein leiser Zweifel entstehen, ob die gedachte Feind-
seligkeit auch gerechtfertigt erscheine.
Wenn wir endlich in unsern älteren, verlassenen
Bauten, namentlich in und auf unsern Burg- und Kirchen-
ruinen undurchdringliches Gewirre von Sträuchern und
Schlingpflanzen, ganze kleine Wäldchen und zum Theile
hochstämmige Bäume finden, und bemerken, dass diese
üppige Vegetation selbst bei sogenannten „Erhaltungs- und
Restaurationsarbeiten“ sorgfältig geschont wird, so dürfte
der Gegenstand um so weniger als gänzlich ausgemacht,
sondern einer kleinen Erörterung werth erscheinen.
Mit den modernen Land- und Gartenhäusern u. s. w.
habe ich es hier durchaus nicht zu thun. Es ist Sache des
Besitzers sich durch Weinhecken oder was immer für
pflanzen Licht und Luft mehr oder weniger rauben zu
lassen, allerlei Insecten zum häufigeren Besuche einzuladen,
ij Aus den Berichten und Mittheilungen des Alterthumsvereines zu Wien.
B<1. II, Abth. I. (Wien, in Commission hei Prandel und Mayer.
II.
dem Gemäuer mehr oder weniger gedeihliche Feuchtigkeit
zuzuführen, und an die Verbesserung der Gesundheit in so
ausgestatteten Wohnungen zu glauben.
Neueren Gebäuden, welche nicht zu Wohnungen be-
stimmt sind, namentlich den künstlichen Ruinen (unschätz-
bare Erfindung der Neuzeit) gönne ich sogar ganz unbe-
denklich diesen malerischen Schmuck, besonders den letz-
teren, welche gerade nur die Pflanzenwelt am sichersten
und schnellsten der verdienten Vollendung, d. i. der gänz-
lichen Zerstörung und Unsichtbarkeit zuführt.
Ich widme diese Zeilen bloss den Buinen. Nahe an
ein halbes Jahrhundert habe ich mit Liebe und Aufmerk-
samkeit diese ehrwürdigen Denkmale betrachtet; schon in
früher Jugend hat sich zu dieser Liebe der Wunsch ge-
sellt, nach Kräften zu ihrer Erhaltung mitzuwirken, daher
wenigstens durch Veröffentlichung meiner einschlägigen
Erfahrungen. So entstand bereits vor mehr als dreissig
Jahren in Hormayr’s Archiv mein Aufsatz über Ausbesse-
rung und Herstellung alter Baudenkmale, so auf der Basis
weiterer, beinahe durchaus trauriger Erfahrungen im
Jahre 1853 die Broschüre: „Andeutungen über Erhaltung
und Herstellung alter Burgen und Schlösser 3). Ich habe
über diese beiden Aufsätze manches billigende und freund-
liche Wort gehört und gelesen, aber was mir lieber ge-
wesen wäre, eine praktische Wirkung derselben, nament-
lich in der Richtung auf die Entfernung der verderblichen
Pflanzen aus den Ruinen, ist mir nicht bekannt geworden.
Wahrscheinlich werden diese vorliegenden Blätter ebenfalls
wenig wirken, aber veröffentlicht sollen sie dennoch werden, 2
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2) Gratz bei Aug. Hesse.