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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale

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Messmer, Josef Anton: Die Symbolik in ihrem Verhältnisse zur christlichen Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.25449#0076

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so

Die Symbolik in ihrem Verhältnisse zur christlichen
Architektur.
Von De. J. A. Messmek.

Es ist eine sehr verbreitete Ansicht, dass die christliche Architektur seit ihrem Beginne
unter dem bestimmenden Einflüsse der Symbolik gestanden und dass gerade darin die eigent-
liche Würdigung der architektonischen Leistung bestehe. Da nun die christliche Symbolik
wesentlich auf der heiligen Schrift des neuen Testamentes basirt, dieses aber wieder das alte
Testament in der Weise zur Voraussetzung hat, dass durch Christus und sein Werk endlich zur
Erfüllung gekommen, was im alten Bunde vorgebildet ward, so ist die Grundlage klar gegeben.
Man nennt dies die typische Aulfassung oder Erklärung des alten Testaments. Diese Art
Symbolik kann in der Architektur zunächst nur an die Schilderung der mosaischen Stiftshütte
und des Tempels von Jerusalem angeknüpft erscheinen, weil sonst in der heil. Schrift keine
Baubeschreibung vorliegt und überhanpt dies Heiligthum das Einzige der Israeliten gewesen. Es
kann sich also nur darum fragen, ob sich Spuren, sei es in den christlichen Denkmälern, sei es in
der bezüglichen Literatur finden, welche beweisen, dass mit Bewusstsein der christliche Kirchenbau
nach dem Vorbilde des jüdischen Heiligthums aufgeführt worden.' Es würde also nicht genügen
zum Erweise obiger Behauptung nur die Denkmäler als mit dem Tempel übereinstimmend anzu-
führen , sondern es muss auch aus der gleichzeitigen Literatur aufgezeigt werden, dass man
sich solcher Nachahmung bewusst war. Nun liefern aber sowohl die Denkmäler und ihre
Geschichte als auch die gleichzeitigen Äusserungen der Schriftsteller den evidenten Beweis des
Gegentheils, also ist obige Ansicht unbegründet und in sich nichtig.
Fragen wir hiemit zuerst die Denkmäler der christlichen Architektur und ihre Geschichte.
I.
Die Denkmäler der vor- und nachconstantinischen Zeit zeigen entweder die basilicale oder
die centrale römische Architektur und die Geschichte derselben bezeugt nur den Zusammenhang'
mit der römischen Architektur, die allein die Elemente künftiger Entwicklung in sich schloss.
Der römische Saalbau enthält zunächst diese Elemente und zwar in bereits weit geförderter
Entwicklung1. Wir wissen, dass die Christen ihre erste Unterkunft als Ecclesia in den Wohn-
1 Hierüber hat Dr. Heber in den Mittheil. d. Cent. Comm. 1869, II. p. 35 ff. in gründlicher Weise gehandelt und die
antike Basilica von einem neuen Gesichtspunkte kritisch betrachtet. Ich hoffe bald auf diese entscheidende Abhandlung zurück-
kommen zu können.
 
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