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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale

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Die Wandgemälde im Nonnenchor zu Gurk
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https://doi.org/10.11588/diglit.25449#0156

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Die Wandgemälde im Nonnenelior zu Gurk.

Mit 6 Tafeln nach den Original - Aufnahmen des Professors Johann Klein, und mit 10 Holzschnitten.

Es kommt so häufig vor, dass das Innere altehrwürdig aussehender Kirchen blendend weisse
Tünche oder gar schwarzen kienrussartigen Anstrich zeigt. Diese nüchterne einfarbige Tünche
entspross sicher nicht dem mittelalterlichen Geschmacke, der entweder die Pfeiler und Bögen
und überhaupt alle aus Werkstücken construirten Theile von der Tünche befreit und dem Steine
seine natürliche Farbe liess oder das ganze Innere oder doch den grössten Theil der dortigen
Wandflächen mit bunten Gemälden überziehen liess. Auch die Bretterdecke war reich gemustert,
selbst Säulen-Capitäle wurden nicht selten vergoldet oder bunt gefärbt, auch die Portale erhiel-
ten sammt ihren Bildwerken Farbenschmuck. Leider hat] man vom späten Mittelalter an auf die
Zierde der Polychromie keinen Werth gelegt und diese gern mit weisser Tünche überdeckt. Die
bisweilen vorgenommenen Übermalungen und misslungenen Restaurationen in neueren Zeiten
schädigten gleich der Kalktünche oder die Kienrussfarbe. Nicht selten kommt es vor, dass an
Kirchen, wo die Seitenschiffe früher flach gedeckt und erst später überwölbt, oder wo die alten
Gewölbe durch neue ersetzt wurden, noch Überreste der Gemälde oberhalb der Gewölbe unter den
jetzigen Bedachungen gefunden werden. Gewöhnlich verrätli sich das Vorhandensein von Gemäl-
den an den Wänden dadurch, dass sich an einzelnen Stellen die junge Kalkkruste ablöst und
die alte verblasste Bemalung durchblicken lässt. Da man an den alten Wandgemälden gern die
Nimben der Heiligen, Sterne etc. plastisch ausführte, so sind oft die davon in der Kalkkruste ver-
ursachten Erhöhungen die Verrätli er für die darunter befindlichen Malereien. Auf diese Weise
sind in neuerer Zeit manche Bemalungen, wie im Karner zu Tulln und Mödling, in der Prager
Georgskirche etc., bekannt geworden.
Die Kunst, die Wände der Gebäude mit farbigen Zeichnungen zu verzieren, ist eine sehr alte.
Schon die Völker vor Beginn des Christenthums übten sie im reichen Masse, und auf Italiens Boden
wurde sie von den heidnischen Bewohnern, ebenso auch noch nach entstandenem Christenthume
mit Vorliebe gepflegt. Die anfänglich geringe christliche Bevölkerung dortselbst verschloss sich
nicht dieser Kunstweise, doch übernahm sie dieselbe nur für ihre Zwecke, indem sie, so weit es
bekannt ist, davon blos zur Ausschmückung geheiligter Räume Gebrauch machte, wobei sie
natürlich den Bildern christliche Bedeutung unterlegte.
Die noch erhaltenen capellenähnlichen Räume der Katakomben Roms und Neapels geben
durch den im reichlichen Masse vorhandenen Schmuck mit Wandgemälden dafür hinreichenden
 
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