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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale

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Die Auffindung zweier Herzogsgräber im Prager Dome
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https://doi.org/10.11588/diglit.25449#0112

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86

Die Auffindung

zweier

Herzogsgräber im Prager Dome.
(Mit 4 Holzschnitten.)

Al s im Monate Juni des vergangenen Jahres die Kunde nach Wien gelangte, dass man gele-
gentlich der durchgreifenden Restaurationsbauten im Prager Dome auf alte verschollene Grab-
stätten gekommen ist, über deren Inhalt darin vorbildliche Inschriftplatten in der Art Kunde
geben, dass die aufgefundenen Leichenreste von Mitgliedern des habsburgischen Fürstenhauses
herrühren, versäumte die k. k. Central-Commission keine Zeit, um über diese Funde genaue
Nachrichten einzuziehen, so wie auch ob in den Grabstätten ausser den Leichenresten etwa
noch andere Gegenstände gefunden wurden, um im letzteren Falle davon verlässliche Abbil-
dungen zu erlangen.
Gegenwärtig ist nun die Central-Commission durch Vermittlung ihrer Conservatoren und
Correspondenten, des verstorbenen Grafen Franz Thun, der Herren Franz Joseph Benesch
und Dr. Ambros im Besitze eingehender Berichte über diese Funde und die Redaction in der
Lage, auf diese gestützt, nachstehende Mittheilungen zu machen.
Die ersten Nachrichten über diese habsburgischen Grabstätten im Prager Dome machte
Benes Krabice von Weitmil, Prager Domherr, zugleich Bauleiter des 1344 gegründeten
und unter ihm fortgeführten Domneubaues, und einer der besten Chronisten unter Karl IV.,
welcher überhaupt die wichtigsten und ältesten Nachrichten über den St. Veitsdom lieferte. Alle
zeitlichen Stiftungen seiner Zeit, alle neugebauten oder geweihten Altäre, die Übertragungen
fürstlicher Leichen aus dem alten Dome in den neuen Chorbau, dies alles interessirte und
beschäftigte ihn natürlich ganz besonders.
Unter den aus dem alten basilikenförmigen Dome in den Neubau während des Jahres
137 3 1 übertragenen Leichen der alten Herrscher Böhmens 2 befanden sich nach diesem Chroni-
sten auch die Überreste des nur 9 Monate lang über Böhmen als ersten König dieses Namens
1 1374 wurden nach dieser Chronik auch die Leiber der gewesenen Bischöfe von Prag, welche in verschiedenen Grüften
zum Theile schmählich vernachlässigt gelegen hatten, durch Benes in den neuen Dom übertragen und dort beigesetzt.
2 „In demselben Jahre im Monat December wurden auf Befehl des Kaisers (Karl IV.) die Körper der alten Fürsten und
Könige von Böhmen aus ihren Gräbern in den neuen Chor der Prager Kirche übertragen. Zuerst wurde in der Capelle der
heil. Dreieinigkeit, welche man die kaiserliche nennt, beigesetzt: der Leib des Bfetislav, Herzogs von Böhmen, Sohn Udal-
rich’s mit seiner Gemalin Judith, die er, wie in der Chronik zu lesen, aus dem Kloster entführt hat. Zur Rechten liegt Spiti-
hnev, der erstgeborne Sohn desselben Bfetislav; in der Antonius-Capelle aber ruht Bfetislav der Jüngere, der Erstgeborne
des Königs Vratislav, getödtet auf der Jagd bei Zbecno von den Vrsovecen; links ist Bofivoj, der Sohn des Vratislav
begraben, dem das Prager Capitel seine Freiheiten dankt. In der Capelle, welche die sächsische heisst, liegt zur Rechten
Pfemysl, der dritte König, links aber Pfemysl Otakar, der fünfte König von Böhmen, Herzog von Österreich, Steiermark und
Kärnten. In jedes Grab wurde eine Bleiplatte (lamina plumbeaj mit dem Namen des Fürsten gelegt“.
 
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