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Meinert, Friedrich
Die schöne Landbaukunst oder neue Ideen und Vorschriften zu Landgebäuden, Landhäusern und Oekonomie-Gebäuden ... in Grundrissen, Aufrissen und Durchschnitten: dargestellt durch Kupfertafeln von einigen der besten Baumeister und Conducteure in Sachsen (Band 1, Abtheilung 2) — Leipzig, 1798

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https://doi.org/10.11588/diglit.8174#0024
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Der Charakter des Gebäudes ist dorisch, wie die Säulen, die
Bauart demnach griechisch. Die dorische Bauart drückt edle Einfalt
volkommen aus, die man auch diesem Gebäude nicht absprechen wird.
Der Charakter der Säule, die dem Gebäude das Gebälke mit den Tri-
giyphen, Metopen und Modillons giebt, ist männliche Pracht ohne
gesuchte feine Zierrath, und zeigt Fleifs und einfachen Reichthum.

Gartengebäude dieser Art finden in England, dem Vaterlande des
neuern Gartengeschmacks, vorzüglichen Beifall. Demnach wäre das Place-
ment dieses Gebäudes eine englische Idee im griechischen Geiste ausge-
führt, und vom deutschen Künstler auf deutschen Boden verpflanzt.

Vor der Hauptfaçade liege ein freier Platz des Gartens, welcher auch
vor der, dieser entgegengesetzten, des Eingangs wegen statt findet. Die
Seiten im Vordergrunde in zweckmäfsiger Entfernung beschatte irgend eine
grofse Parthie hoher Bäume, Ulmen, Linden, oder eine Eiche —; ge-
gen über, dem freien Platz in der Mitte, treffe das Auge auf eine Parthie
Pappelweiden, Birken, oder andere charakteristische Bäume.

Den Seitenkolonnaden entgegen sei die Aussicht heiter, weit über
niedrige Parthien, Wasser oder Land, und im Hintergrunde schliefse die
Aussicht irgend ein Dorf, oder eine entfernte Stadt, oder eine durch die
Entfernung verjüngte Dorfkirche.

So situirt ist dies Gebäude ein Sitz des edlen Frohsinns, ein Aufent-
halt, der Geschmack und Reichthum ohne prahlende Ansprüche verräth.

Deutschlands grofsen Gartenbesitzern sei es gewidmet — Die Nachah-
mung wird den Aufwand durch Genufs edler Vergnügen reichlich erstatten!
 
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