Merkel, Friedrich: Jacob Henle: ein deutsches Gelehrtenleben ; nach Aufzeichnungen und Erinnerungen (Braunschweig, 1891)

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gutes Stück Culturgefchichte verkörpert und clafs
ein Mann, welcher als Demagoge die Schrecken
der Berliner Hausvoigtei kennen lernte, welcher
in Zürich mit Leuten, wie Herwegh, in Heidel-
berg mit folchen, wie Gervinus, Pfeufer,
Jolly, eng befreundet war, der die Tage des
badifchen Aufftandes an fich vorüberziehen fah,
der die Annexion Hannovers mit durchlebte und
in lebendigen Briefen fchilderte, dafs ein folcher
Mann immerhin auf die Theilnahme weiterer
Kreife rechnen darf. Aber nicht dies allein
ift es, was mich veranlafst, von Henle zu er-
zählen; ein Mann, welcher in einer Wiffen-
fchaft eine folch' hervorragende Stellung' ein-
genommen hat, wie er, kann es ebenfo gut
beanfpruchen, von den Gebildeten gekannt zu
fein, wie ein bedeutender Künftler oder Poet.

Gerade jetzt mit meinen Aufzeichnungen
hervorzutreten, hat aber eine doppelte Be-
rechtigung. Erftens feiern wir in cliefem Jahre
das fünfzigjährige Jubiläum der bahnbrechen-
den »allgemeinen Anatomie« Henle's, welche
1841 erfchien, und zweitens mufs es heute,
in der Zeit, in welcher Koch's Arbeiten über
die Tuberculofe alle Gemüther auf das Leb-
haftefte bewegen, auch den medicinifchen Laien