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3. Coblenz.

Im Jahre 1824 folgte Jacob Henle den Seinen
nach Coblenz und trat in das dortige Gymnafium ein.
Der Knabe wuchs allrnälig zum Jüngling heran und
machte in feiner geiftigen Entwickelung die schönften
Fortfehritte. Wenn er auch allem Guten und Schönen
regftes Intereffe entgegenbrachte und befonders der
Zeichenkunft hold war, fo fiand doch nach wie vor
die Mufik ftrahlend im Mittelpunkte des Intereffes.
Der Staatsprocurator Anschütz, ein Mufikenthufiäft
von genialer Veranlagung, benutzte die von ihm ge-
leiteten Concerte des Mufikvereins, um den Coblenzern
allerlei gute Mufik, oft ganz gegen ihren Willen, vor-
zufetzen. Zum Programm gehörte regelmäfsig eine
Beethoven'fche Symphonie. Jacob Henle und feine
Schwerter Marie waren fo hingeriffen von der herr-
lichen Mufik, clafs fie fich nach den Concerten ans
Ciavier fetzten und fich von den prägnanteften Stellen
aus die Sätze wieder zusammensetzten. Sie kamen
auf diefe Art weit eher zum detaillirten Genufs der
Beethoven'schen Meifterwerke, als die Ciavierauszüge
im Handel zu haben waren.

Gegenüber von Henle's wohnte eine Familie,
deren Kinder ebenfalls für Mufik fchwärmten, die
 
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