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Meyer, Johann Heinrich
Die bühnenschriftstellerische Tätigkeit des Freiherrn Wolfgang Heribert v. Dalberg — Heidelberg: Buch- und Kunstdruckerei von Carl Pfeffer, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.56547#0021
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— 15 —
Shakespeare 22, von Pope 2, von Young 3, von Yorik 4, von
Milton 3 und von Tasso 4.
Diesen Bestrebungen wandte Dalberg seine Sympathie zu.
Wiederholt machte er darauf aufmerksam, dass die deutsche
Geschichte Stoff genug zu dramatischen Stücken gebe; aber er
selbst war nicht dichterisch befähigt genug, ein solches Stück
zu verfassen. Dagegen bearbeitete er nach französischer Vor-
lage eine Anekdote aus dem Leben Montesquieus, und wies im
Vorwort zu diesem Drama die deutschen Dichter an, auf ähn-
liche Weise Anekdoten aus dem Leben der deutschen Zeit-
genossen zu bearbeiten. Diese Ansicht machte er auch geltend,
als gelegentlich eines Preisausschreibens der deutschen Gesell-
schaft für das beste deutsche Drama brieflich angefragt wurde,
,,welcher Art ungefähr (ohne dem Genie (!) Schranken zu setzen)
das Stück sein sollte“. Dalberg antwortete:1) ,,.Die
deutsche Geschichte ist so reichhaltig an grossen Zügen und
Taten und Handlungen, dass man überzeugt ist, man könnte
für das Trauerspiel einen Gegenstand aus derselben fordern,
ohne den Vorwurf zu verdienen, dass man das Genie ein-
schränke. Die deutsche Gesellschaft glaubt dem Geiste des
Vaterlandes und ihrer Bestimmung es schuldig zu sein, darauf
vorzüglich zu bestehen.“
Selbstverständlich wurde auch auf die Sprache besonders
Gewicht gelegt: sie musste edel und schön sein. Die meisten
damaligen Theaterstücke waren in der Sturm- und Drangmanier
geschrieben; dem Publikum wurde eine Prosa geboten, die an
Regel- und Stillosigkeit kaum noch übertroffen werden konnte.
Nicht besser waren die oberflächlichen Uebersetzungen, die in
Masse angefertigt und veröffentlicht wurden. Diesem Uebel-
stande abzuhelfen, gab im Auftrage der Gesellschaft Klein, wie
schon oben erwähnt, ausländische Dichter in guten Ueber-
tragungen heraus.
Lebhaft beteiligte sich Dalberg an dieser Arbeit. Er be-
gann eine Reihe von Stücken zu übersetzen und bühnenfähig

l) Rhein. Beitr. 1779. S. 472 ff.
 
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