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Denn diese Uebertragung schliesst sich fast wörtlich — was
Genee r) übersehen hat — an die Uebersetzung Wielands an.* 2)
Nur ändert Dalberg die ihm anstössigen Stellen in mildere um,
andere lässt er ganz weg. Einige Beispiele mögen zur Charak-
teristik der Aenderungen mitgeteilt werden.
Bei Wieland heisst es (I, 4) von Cassius: Ich wollt’ er
wäre fetter, bei Dalberg: Ich wollt’ er hätt’ kein so hageres
bleiches Gesicht. Bei Wieland: die Bürger warfen ihre ver-
schwitzten Nachtkappen in die Höhe und liessen vor Freude, dass
Cäsar die Krone ausgeschlagen, ein so ungeheures Teil stinkenden
Atems aus, dass dem Cäsar ganz übel wurde u. s. f. (I, 5) wird
geändert. Bei Dalberg werden nur die „Kappen1- in die Höhe ge-
worfen, alles Uebrige, auch der Fallsuchtsanfall Cäsars fehlt.
„Beim Plunder“ (I, 5) fällt weg. — Wichtiger als diese Aender-
ungen sind die szenischen Verschiebungen, die im Vorwort ge-
rechtfertigt werden: „Die Zusammenrückung mancher Szenen
hatte theatralische Wirkung zur Grundlage, daher denn auch der
Schluss des gegenwärtigen dritten Aufzuges. Nämliches Theater-
bedürfnis in Rücksicht auf die Verwandlung der Bühne war
die Veranlassung, warum dieses Trauerspiel bei der hiesigen
Aufführung in sechs Aufzügen gegeben worden.“ Die wichtigen
Abänderungen hat Genee richtig verzeichnet (279 ff).
Das Stück ging am 24. April 1785 zum ersten Male er-
folgreich in Szene. Ausserordentliche Mühe war aufgewandt
worden, um eine möglichst treue historische Ausstattung zu
bekommen. Iffland gibt einen anschaulichen Bericht der Vor-
stellung; besonders zwei Bühneneffekte sind ihm in Erinnerung:3)
„Vollkommen war der schauerliche Auftritt, wo Cäsars Schatten
dem Brutus nachts im Zelte erscheint. Kaum waren die letzten
Töne von der Laute des Sklaven verschollen — kaum war
3 Shakespearedramen in Deutschland. S. 268 ff.
2) Shakespear Theatralische Werke. Aus dem Engi, übersetzt von
Herrn Wieland. IV Zürich bei Orell, Gessner & Co. 1764.
3) A. W. Iffland „Heber meine theatralische Laufbahn S. 131 ff“.
In Seufferts „Neudruck der deutschen Litteraturdenkmale des
XVII. und XIX. Jahrhunderts.
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Denn diese Uebertragung schliesst sich fast wörtlich — was
Genee r) übersehen hat — an die Uebersetzung Wielands an.* 2)
Nur ändert Dalberg die ihm anstössigen Stellen in mildere um,
andere lässt er ganz weg. Einige Beispiele mögen zur Charak-
teristik der Aenderungen mitgeteilt werden.
Bei Wieland heisst es (I, 4) von Cassius: Ich wollt’ er
wäre fetter, bei Dalberg: Ich wollt’ er hätt’ kein so hageres
bleiches Gesicht. Bei Wieland: die Bürger warfen ihre ver-
schwitzten Nachtkappen in die Höhe und liessen vor Freude, dass
Cäsar die Krone ausgeschlagen, ein so ungeheures Teil stinkenden
Atems aus, dass dem Cäsar ganz übel wurde u. s. f. (I, 5) wird
geändert. Bei Dalberg werden nur die „Kappen1- in die Höhe ge-
worfen, alles Uebrige, auch der Fallsuchtsanfall Cäsars fehlt.
„Beim Plunder“ (I, 5) fällt weg. — Wichtiger als diese Aender-
ungen sind die szenischen Verschiebungen, die im Vorwort ge-
rechtfertigt werden: „Die Zusammenrückung mancher Szenen
hatte theatralische Wirkung zur Grundlage, daher denn auch der
Schluss des gegenwärtigen dritten Aufzuges. Nämliches Theater-
bedürfnis in Rücksicht auf die Verwandlung der Bühne war
die Veranlassung, warum dieses Trauerspiel bei der hiesigen
Aufführung in sechs Aufzügen gegeben worden.“ Die wichtigen
Abänderungen hat Genee richtig verzeichnet (279 ff).
Das Stück ging am 24. April 1785 zum ersten Male er-
folgreich in Szene. Ausserordentliche Mühe war aufgewandt
worden, um eine möglichst treue historische Ausstattung zu
bekommen. Iffland gibt einen anschaulichen Bericht der Vor-
stellung; besonders zwei Bühneneffekte sind ihm in Erinnerung:3)
„Vollkommen war der schauerliche Auftritt, wo Cäsars Schatten
dem Brutus nachts im Zelte erscheint. Kaum waren die letzten
Töne von der Laute des Sklaven verschollen — kaum war
3 Shakespearedramen in Deutschland. S. 268 ff.
2) Shakespear Theatralische Werke. Aus dem Engi, übersetzt von
Herrn Wieland. IV Zürich bei Orell, Gessner & Co. 1764.
3) A. W. Iffland „Heber meine theatralische Laufbahn S. 131 ff“.
In Seufferts „Neudruck der deutschen Litteraturdenkmale des
XVII. und XIX. Jahrhunderts.
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