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Brutus neben dem blauen Flämmchen der Nachtlampe auf sein
Lager hingestreckt — so quoll aus einer Ecke des Zeltes eine
Rauchwolke hervor, und in dieser wankte Casars Schatten
heran. Feierliche Totenstille ehrte stets diesen furchtbaren
Augenblick. — Zum Schlachtfelde im fünften Akte stellte das
ganze Theater ein Tal mit wild und schrecklich durcheinander
geworfenen Felsmassen vor. Seine Tiefe, von Pechpfannen be-
leuchtet, ging hinten bergabwärts. Man hatte dazu das Magazin
des Theaters benutzt. Da herauf kamen die zerstreuten Heer-
haufen, die Flüchtigen, der sterbende Cassius, Brutus auf seiner
Flucht, und endlich im Siegesgeschrey das römische Heer.“
Dieser Darstellung fügt er noch hinzu, dass Julius Cäsar die
Lieblingsvorstellung des eben anwesenden Churfürsten war. der
sie drei mal sah.
Die Bearbeitung des Julius Cäsar besprach lobend der
Kritiker der Allgemeinen Literatur-Zeitung.1) Mit Recht aber
tadelt er den damals vielfach geübten Unfug, einzelne Szenen
aus anderen Stücken Shakespeares zu benutzen. So erscheint
Volumnia aus dem organischen Ganzen herausgerissen und mit
Portia zu einer Person verschmolzen, gänzlich verzeichnet und
unrichtig charakterisiert. „Catos Tochter würde in der Natur
kaum so gegen ihres Mannes Entschluss gesprochen haben. In
Shakespeareschen Stücken Rollen wegzuschneiden, Auftritte ab-
zukürzen, geht zuweilen an; aber neue hinzuzuarbeiten ist so
äusserst misslich, dass es fast nie gelingt.“
Die fünfte Vorstellung (1786) wurde ungünstiger beurteilt:2)
Das Theater sei zu klein, die Künstler spielten schlecht, die
Römer erschienen bei der Ermordung in Kriegskleidung, obwohl
Friede war. Die Damen waren nicht römisch gekleidet, sie
hatten Schuhe mit Schleifen, die Schnallen an den Schuhen
und an den Mänteln waren mit Steinen besetzt. Der von
Iffland so gepriesene Theatereffekt hatte nicht gewirkt. Der
i) 1786. IV. Nr. 242.
3) Pfalzbair. Museum, „Briefe über die Mannheimer Schaubühne 195.
Vergl. Tagebuch der Mannheimer Schaubühne 1786. S. 35.
Brutus neben dem blauen Flämmchen der Nachtlampe auf sein
Lager hingestreckt — so quoll aus einer Ecke des Zeltes eine
Rauchwolke hervor, und in dieser wankte Casars Schatten
heran. Feierliche Totenstille ehrte stets diesen furchtbaren
Augenblick. — Zum Schlachtfelde im fünften Akte stellte das
ganze Theater ein Tal mit wild und schrecklich durcheinander
geworfenen Felsmassen vor. Seine Tiefe, von Pechpfannen be-
leuchtet, ging hinten bergabwärts. Man hatte dazu das Magazin
des Theaters benutzt. Da herauf kamen die zerstreuten Heer-
haufen, die Flüchtigen, der sterbende Cassius, Brutus auf seiner
Flucht, und endlich im Siegesgeschrey das römische Heer.“
Dieser Darstellung fügt er noch hinzu, dass Julius Cäsar die
Lieblingsvorstellung des eben anwesenden Churfürsten war. der
sie drei mal sah.
Die Bearbeitung des Julius Cäsar besprach lobend der
Kritiker der Allgemeinen Literatur-Zeitung.1) Mit Recht aber
tadelt er den damals vielfach geübten Unfug, einzelne Szenen
aus anderen Stücken Shakespeares zu benutzen. So erscheint
Volumnia aus dem organischen Ganzen herausgerissen und mit
Portia zu einer Person verschmolzen, gänzlich verzeichnet und
unrichtig charakterisiert. „Catos Tochter würde in der Natur
kaum so gegen ihres Mannes Entschluss gesprochen haben. In
Shakespeareschen Stücken Rollen wegzuschneiden, Auftritte ab-
zukürzen, geht zuweilen an; aber neue hinzuzuarbeiten ist so
äusserst misslich, dass es fast nie gelingt.“
Die fünfte Vorstellung (1786) wurde ungünstiger beurteilt:2)
Das Theater sei zu klein, die Künstler spielten schlecht, die
Römer erschienen bei der Ermordung in Kriegskleidung, obwohl
Friede war. Die Damen waren nicht römisch gekleidet, sie
hatten Schuhe mit Schleifen, die Schnallen an den Schuhen
und an den Mänteln waren mit Steinen besetzt. Der von
Iffland so gepriesene Theatereffekt hatte nicht gewirkt. Der
i) 1786. IV. Nr. 242.
3) Pfalzbair. Museum, „Briefe über die Mannheimer Schaubühne 195.
Vergl. Tagebuch der Mannheimer Schaubühne 1786. S. 35.