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Meyer, Johann Heinrich
Die bühnenschriftstellerische Tätigkeit des Freiherrn Wolfgang Heribert v. Dalberg — Heidelberg: Buch- und Kunstdruckerei von Carl Pfeffer, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.56547#0041
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grosse Dampf taugte nichts, es wurde zuviel Feuer heraus-
geblasen, und erschien daher unnatürlich. Zum Schlüsse der
Vorwurf, dass die Portia verzeichnet sei.
Trotz dieser Ausstellungen behielt das Stück Anziehungs-
kraft und erlebte unter Dalbergs Intendanz zehn Aufführungen.
Die Besetzung der Hauptrollen bei der Erstaufführung
war: Julius Cäsar—Beck, Marc. Anton—Beil, Brutus—Böck,
Cassius—Iffland.
Weit weniger Erfolg als die Bearbeitung des Julius Cäsar
hatte die des Timon von Athen. Schiller hatte in seiner in
der deutschen Gesellschaft 1784 vorgelesenen Abhandlung: „Die
Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet,“ geäussert,
dass der ,,Timon von Athen“ der deutschen Schaubühne ge-
wonnen werden müsse. In einem Briefe an Dalberg schrieb
er später:1) „Durch mich allein wird und muss unser Theater
einen Zuwachs an vielen vortrefflichen neuen Stücken bekommen,
worunter Macbeth und Timon und einige französische sind.“
Zur Ausführung gelangte bekanntlich die von Schiller ge-
plante Bearbeitung des Macbeth erst sechzehn Jahre später, die
des Timon unterblieb überhaupt.
Vielleicht bewog Schillers Hinweis auf Timon Dalberg zu
einer Bearbeitung dieses Dramas. Auch diese Arbeit ist nicht
eine einfache Uebertragung oder gar eine „Verballhornung“ wie
Hauffen gelegentlich von den Shakespeareübersetzungen des
Mannheimer Intendanten urteilt.2) Erfindung neuer Motive und
geschickte, bühnenwirksame Behandlung sind ihm nicht abzu-
sprechen.
Was die bühnentechnische Behandlung anbetrifft, so ist es
sicherlich ein Verdienst Dalberg’s einige unorganische Szenen
des Originals besser mit dem ganzen verbunden zu haben.
Den Inhalt von IIL, 1 bis IV, 2 hat er in einen III. und IV.
Akt auseinandergelegt, um aus dem Best einen einheitlichen
V. Akt zu schaffen. Die einzelnen Akte bedürfen keines Szenen-

ü Jonas, Schillers Briefe, I 208.
2) Vierteljahrschr. f. deutsche Literaturgesch. V. 305
 
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