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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Bearb.]
Stauferreich im Wandel: Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas — Mittelalter-Forschungen, Band 9: Stuttgart, 2002

DOI Artikel:
Seibert, Hubertus: Die entstehende »territoriale Ordnung« am Beispiel Bayerns (1115-1198)
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https://doi.org/10.11588/diglit.34723#0298

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286

Hubertus Seibert

Rangerhöhung und Vergrößerung seiner - bislang von der Forschung eher unter-
schätzten - adligen Gefolgschaft235 festigte.
Mit den Kirchenlehen und -vogteien setzte Barbarossa zwei weitere zur Stär-
kung seiner territorialen Stellung besonders geeignete Instrumente ein, die die
schon vorhandenen Besitz- und Herrschaftsrechte ergänzten und zu einer neuen
Einheit zusammenfügten. Das Erlöschen adliger Geschlechter wie der Grafen
von Sulzbach und der Burggrafen von Regensburg nutzte Barbarossa geschickt
zur Rückbindung ihrer einstigen Reichskirchenlehen an das Königtum in Form
von Lehen236. Die konsequente Durchsetzung des königlichen Anspruchs auf die
Vergabe der Banngewalt an die Vögte - 1155 in Wessobrunn237, 1161 in Niedern-
burg/Passau238, 1177 in Biburg239 und 1183 in Aldersbach240 - eröffnete darüber
hinaus die Möglichkeit, den edelfreien und gräflichen Adel stärker als bisher
rechtlich an das Königtum zu binden und damit rechtliche Abhängigkeiten zu
hierarchisieren241.
Die Kreuznahme Barbarossas 1189 leitete das Ende der königlichen Stellung
als führende territoriale Ordnungsmacht im bayerischen Nordgau und im Raum
Regensburg ein. Der Niedergang der königlichen Position wird in den 1190er Jah-
ren immer offensichtlicher242. Nach dem Tode Herzog Friedrichs VI. von Schwa-
ben (+20.1.1191), des 3. Sohnes und Rechtsnachfolgers Barbarossas in diesem
Raum, entbrannte 1192 um die neuerlich vakanten Lehen der Bamberger Kirche
eine von Graf Albert III. von Bogen im Bündnis mit dem böhmischen Herzog
Ottokar I. angezettelte Fehde, die sich zu einem ganz Niederbayern verheerenden
Bürgerkrieg ausweitete243. Die Anwartschaft auf die bambergischen Lehen in Nie-
derbayern und im Lungau veranlaßte auch Herzog Leopold V. von Österreich
und die Grafen von Ortenburg, in diese Auseinandersetzung einzugreifen244.

235 Zu den von Friedrich Barbarossa erhobenen »neuen« Grafen Patze, Friedrich Barbarossa (wie
Anm. 6), S. 36 u. 56.
236 Vollmer, Reichspolitik (wie Anm. 134), S. 376.
237 MGH DFI. 125; Böhmer-Opll (wie Anm. 82), Nr. 360; Höppl, Wessobrunn (wie Anm. 144),
S. 140*.
238 MGH DFI. 326; Böhmer-Opll (wie Anm. 92), Nr. 949.
239 MGH DFI. 672.
240 MGH DFI. 840.
241 Vollmer, Reichspolitik (wie Anm. 134), S. 378; zu anderen Ergebnissen gelangt Andreas
Kraus, Reformideal und politische Wirklichkeit. Zur königlichen Klosterpolitik in Bayern von
Lothar von Supplinburg bis Friedrich Barbarossa, in: Papsttum und Kirchenreform. Histori-
sche Beiträge. Festschrift für Georg Schwaiger zum 65. Geburtstag, hg. v. Manfred Weit-
lauff/Karl Hausberger, St. Ottilien 1990, S. 193-221, hier S. 208-215.
242 Kaiser Heinrich VI. hielt sich insgesamt dreimal in Nürnberg und zweimal in Regensburg auf;
Nürnberg: Johann Friedrich Böhmer, Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich VI. 1165
(1190) bis 1197, neubearb. v. Gerhard Baaken (Regesta Imperii IV, 3. Abteilung), Köln 1972,
Nr. 89 (1189), 97a (1190), 339/40 (1194); Regensburg: Nr. 98 (1190), 271a-275 u. 277/78 (1193);
Ingeborg Seltmann, Heinrich VI. Herrschaftspraxis und Umgebung (Erlanger Studien 43),
Erlangen 1983, S. 27.
243 Chronicon Magni presbiteri (wie Anm. 107) ad a. 1192, S. 519, Z. 19-28 u. 31-40; Walter Dü-
rig, Die bogen-bayerische Fehde des Jahres 1192 im Lichte eines zeitgenössischen liturgischen
Gebetes, in: Historisches Jahrbuch 75,1956, S. 167-172, hier S. 167 u. 169 f.; Herimanni Altahen-
sis De advocatis Altahensibus, ed. Philipp Jaffe, MGH SS 17, S. 373, Z. 40 - 374, Z. 4; Selt-
mann, Heinrich VI. (wie Anm. 242), S. 227-231.
244 Chronicon Magni presbiteri (wie Anm. 107) ad a. 1192, S. 519, Z. 28-31.
 
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