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Weinfurter, Stefan [Bearb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Stauferreich im Wandel: Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas — Mittelalter-Forschungen, Band 9: Stuttgart, 2002

DOI Artikel:
Seibert, Hubertus: Die entstehende »territoriale Ordnung« am Beispiel Bayerns (1115-1198)
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https://doi.org/10.11588/diglit.34723#0299

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Die entstehende »territoriale Ordnung« am Beispiel Bayerns (1115-1198)

287

Dieser Krieg rief auch den kurz zuvor zum Ritter erhobenen bayerischen
Herzog Ludwig I. auf den Plan, über dessen Amtsführung die zeitgenössischen
Quellen bis zu diesem Zeitpunkt auffallend wenig zu berichten wußten245. Daß er
seine Aufgabe, die Wiederherstellung des Landfriedens, diesmal nur mit tatkräf-
tiger Hilfe Kaiser Heinrichs VI.246 zu erfüllen vermochte247, sollte sich bald ändern.
Als Heinrich VI. sich seit 1193/94 auf die Inbesitznahme des normannischen Rei-
ches konzentrierte, rückte Herzog Ludwig - ohne erkennbaren Widerstand und
offenbar mit kaiserlicher Billigung - in die einstmals königlichen Positionen im
Raum Regensburg und im bayerischen Nordgau248 ein; 1196 trat Ludwig das
Erbe der im Mannesstamm erloschenen Landgrafen von Stefling im nordwestli-
chen Donaugau an249.
1198, im Jahr des Ausbruchs des deutschen Thronstreits, war von den drei
hier untersuchten territorialen Ordnungsfaktoren Bayerns im 12. Jahrhundert nur
noch einer übrig geblieben: der Herzog. Dieser vermochte nun - gestützt auf
seine beachtliche Hausmacht, die er in seine Herzogsherrschaft mit einbrachte -
daran zu gehen, die im Land verbliebenen herrschaftlichen Konkurrenten, Kirche
und Adel, zu unterwerfen und auf den Herzog auszurichten250.
Doch damit beginnt schon ein neues Kapitel im Aufsheg der Wittelsbacher
zur Landesherrschaft, das einen eigenen Vortrag erforderte251.

245 Das zeitgenössische Chronicon Magni presbiteri (wie Anm. 107) ad a. 1192, S. 519, Z. 12-14, er-
wähnt nur Ludwigs Schwertleite am 24. Mai 1192 in Worms; Böhmer-Baaken (wie Anm. 242),
Nr. 218a.
246 Chronicon Magni presbiteri (wie Anm. 107) ad a. 1192, S. 519, Z. 34-40; Böhmer-Baaken (wie
Anm. 242), Nr. 271a: ohne Erwähnung der Konfliktbeilegung und ohne Kenntnis von Dürig,
Fehde (wie Anm. 243); Lindner, Ludwig I. (wie Anm. 215), S. 265.
247 Zu den seit 1192, Mai 24 (Schwertleite!) faßbaren engen Beziehungen Herzog Ludwigs I. von
Bayern zu Kaiser Heinrich VI. vgl. Böhmer-Baaken (wie Anm. 242), Nr. 218a, 272, 273, 277,
288 (1193, Apr. 5); als Urkundenzeuge und Teilnehmer des Italienzuges bis Messina: Nr. 354,
355, 357-359, 362-365,373, 375-377, 379 u. 380, sowie Nr. 462, 464, 502,514, und als Teilnehmer
am geplanten Kreuzzug Heinrichs VI.: Nr. 598, 599, 601 u. 602. Diese enge Bindung Ludwigs
an Heinrich VI. dokumentiert auch die heute verlorene Originalnotiz Ludwigs für sein Haus-
kloster Scheyern von 1193, dem er Güter für den Fall in Aussicht stellt, daß er vom Italienzug
cum glorioso domino meo Romanorum imperatore nicht mehr zurückkehre; vgl. Stephan, Scheyern
(wie Anm. 40), Nr. 75A, S. 80.
248 P. Schmid, Regensburg (wie Anm. 121), S. 184 f.; A. Schmid, Regensburg (wie Anm. 129),
S. 82 f.; vgl. ferner Anm. 250.
249 Schmitz-Pesch, Roding (wie Anm. 218), S. 73 f. u. 77; Schneider, Stefling (wie Anm. 222), S. 27
u. 29.
250 Zu den besonders heftigen Konflikten mit den Bischöfen von Regensburg vgl. Alois Schmid,
Die Territorialpolitik der frühen Wittelsbacher im Raume Regensburg, in: Zeitschrift für baye-
rische Landesgeschichte 50,1987, S. 367-410, hier S. 373-394; Doris Hagen, Die politische Be-
hauptung des Hochstifts Regensburg zwischen Reich, Bayern und Bürgertum im 13. Jahrhun-
dert, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 31,1997, S. 7-54, bes. S. 13-22.
251 Dazu bereite ich eine umfangreiche Studie vor: Herzog und Land. Die territoriale Ordnung
Bayerns unter den Wittelsbachem (1180-1295).
 
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