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Huth, Volkhard; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Staufische "Reichshistoriographie" und scholastische Intellektualität: das elsässische Augustinerchorherrenstift Marbach im Spannungsfeld von regionaler Überlieferung und universalem Horizont — Mittelalter-Forschungen, Band 14: Ostfildern, 2004

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34728#0283

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Zusammenschau: Ergebnisse und Perspektiven

267

Wahrnehmungsperspektiven zugewiesen bekamenW Intellektuelle am Bar-
barossa-Hof jedenfalls kannten genau den ontologischen Grundsatz, daß al-
les, was auch immer sich unterscheidet, sich durch die Form unterscheidet. In
den Worten Ottos von Freising heißt das: Otmre natnzjue esse ex /owM esGA hu
weiteren Verlauf der >Gesta Friderich, anläßlich der eingehenden Schilderung
von Gilberts Lehre, zog er mit dieser daraus den Rückschluß auf die indivi-
duelle Form, das heißt die Individualität der Person, die res sz'ngMUrzs, die
»durch sich selbst eines« ist (per se zma)^°.
Für die theologischen Spekulationen der Porretaner, die spätestens ab dem
siebten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts beim Kaiser in Rang und Ansehen
standen, spielte die Bestimmung der mdzbz'dMa szibsfanha eine entscheidende
Rolle. Sie ließ sie zu der Zeit, die hier im Zentrum des Untersuchungsinteres-
ses lag, von platonisierender Naturerschließung abrücken, und zwar auch
und gerade in ihren Versuchen einer Bestimmung von Geist und Materie, bei
denen sich Philosophie und Theologie die Hand reichten. Die aristotelische
Wende hat (unseres Wissens) kein Porretaner, aber sicher der radikalste Den-
ker unter dem Schutz Barbarossas, David von Dinant, schon in nüchterner
Schärfe Umrissen. Aristoteles, so schrieb er, habe der Ideenlehre Platons wi-
dersprochen'^": dzcezis cf proArns zzfeas ortmzzzo non esse.

888 Vgl. insbesondere die dort aufeinanderfolgenden Beiträge von WILFRIED HARTMANN,
ELISABETH GÖSSMANN und JOACHIM EHLERS zu dem Sammeiband von ZIMMERMANN (Hg.),
Antiqui und Moderni.
889 Ottonis Gesta Friderici I, 5, edd. WAITZ/SlMSON, S. 19.
890 Ebd. I, 55, S. 79. Zum Zusammenhang, nämlich dem von Gilbert/Otto reflektierten Verhält-
nis von Jorzzza und szz&szstens, vgl. KOCH, Grundlagen, S. 339ff., der ebd., S. 341f., auf die in-
teressante innere Entwicklung in den >Gesta< hinweist: I, 55 wird das Begriffspaar >for-
ma</>subsistens< durch >proprietas< und >substantia< ersetzt! Zur Bedeutung der proprzetas
für die trinitätstheologischen Deduktionen Gilberts und seiner Anhänger vgl. oben bei Anm.
653.
891 Vzszzzzz aMfezrz est Piatonz yrnagzrzatzorzem perceptz'uazw esse z&arzzzH, et zWeas esse yzzza^z'ziarz'as corpo-
z*zzfzz ezrz Aristoteles repzzgvzaf rtzcerzs et probazzs zzteas ozrzrzzrzo rzozz esse; Davidis de Dinanto
Quaternulorum Fragmenta, ed. KURDZIALEK, S. 67. Vgl. KURDZIALEK, David von Dinant,
S. 189f.
 
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