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Jörg Rogge
seits. Heide Wunder mahnte an, die Erblichkeit der Lehen als eine wichtige
Grenze wahrzunehmen, denn erst seitdem konnten hochadelige Frauen als Vor-
mund für ihre Kinder regieren. Ein weiterer Einschnitt war die Krise des 14. Jahr-
hunderts (Pestumzüge, Bevölkerungsrückgang) und deren Wirkung auf die Herr-
schaft der Fürsten sowie die Konsequenzen für die regierenden Personen überhaupt
in dem Jahren 1350 bis 1410/20. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ist schließlich
die aufkommende Herrschaftskonkurrenz im römisch-deutschen Reich zwischen
den Fürsten und den Ständen zu berücksichtigen. Damit bekommt Herrschaft einen
neuen Charakter, der auf die Handlungsspielräume der Fürstinnen wirkt. Diese
neue Dimension ist bisher aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive wenig
befragt worden. Aber auf jeden Fall gilt, daß Fürstin und Fürst sich mit neuen Leh-
ren zur Staatskunst vertraut machen mußten. Weitere Differenzierungen sind aber
auch durch regionale und internationale Vergleiche zu erwarten. Im Beitrag von
Bernadett Asztalos ist angedeutet, daß die Lebensbedingungen und Handlungs-
spielräume der adeligen Frauen im frühneuzeitlichen Ungarn durch einige deutlich
von den westeuropäischen Verhältnissen abweichende kulturelle Traditionen
geprägt wurden. Diesen Befund sollte man zum Anlaß nehmen, konsequenter als
bisher geschehen an einer Geschichte der europäischen hochadeligen Frauen und
Fürstinnen zu arbeiten, die konsequent einen kulturvergleichenden Ansatz hat.
Denn die je besonderen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Traditionen
haben in Europa zeitlich und räumlich unterscheidbare, konkret gelebte Beziehun-
gen von Fürstin und Fürst evoziert.
Jörg Rogge
seits. Heide Wunder mahnte an, die Erblichkeit der Lehen als eine wichtige
Grenze wahrzunehmen, denn erst seitdem konnten hochadelige Frauen als Vor-
mund für ihre Kinder regieren. Ein weiterer Einschnitt war die Krise des 14. Jahr-
hunderts (Pestumzüge, Bevölkerungsrückgang) und deren Wirkung auf die Herr-
schaft der Fürsten sowie die Konsequenzen für die regierenden Personen überhaupt
in dem Jahren 1350 bis 1410/20. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ist schließlich
die aufkommende Herrschaftskonkurrenz im römisch-deutschen Reich zwischen
den Fürsten und den Ständen zu berücksichtigen. Damit bekommt Herrschaft einen
neuen Charakter, der auf die Handlungsspielräume der Fürstinnen wirkt. Diese
neue Dimension ist bisher aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive wenig
befragt worden. Aber auf jeden Fall gilt, daß Fürstin und Fürst sich mit neuen Leh-
ren zur Staatskunst vertraut machen mußten. Weitere Differenzierungen sind aber
auch durch regionale und internationale Vergleiche zu erwarten. Im Beitrag von
Bernadett Asztalos ist angedeutet, daß die Lebensbedingungen und Handlungs-
spielräume der adeligen Frauen im frühneuzeitlichen Ungarn durch einige deutlich
von den westeuropäischen Verhältnissen abweichende kulturelle Traditionen
geprägt wurden. Diesen Befund sollte man zum Anlaß nehmen, konsequenter als
bisher geschehen an einer Geschichte der europäischen hochadeligen Frauen und
Fürstinnen zu arbeiten, die konsequent einen kulturvergleichenden Ansatz hat.
Denn die je besonderen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Traditionen
haben in Europa zeitlich und räumlich unterscheidbare, konkret gelebte Beziehun-
gen von Fürstin und Fürst evoziert.