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Rogge, Jörg [Bearb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstin und Fürst: Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter ; [Referate, die vom 20. bis 23. März 2002 im Rahmen eines Symposiums mit dem Titel "Fürstin und Fürst. Rollenverständnis, Handlungsspielräume und Konfliktverhalten in den Geschlechterbeziehungen des hohen und fürstlichen Adels im Mittelalter und am Beginn der Frühen Neuzeit in europäischer Perspektive" im Erbacher Hof (Mainz) vorgetragen und diskutiert worden sind] — Mittelalter-Forschungen, Band 15: Ostfildern, 2004

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Asztalos, Bernadett,: Das Alltagsleben adeliger Frauen in der Frühen Neuzeit in Ungarn
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https://doi.org/10.11588/diglit.34729#0143

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BERNADETT ASZTALOS

Das Alltagsleben adeliger Frauen
in der Frühen Neuzeit in Ungarn

I. Einführung
Seit der Wende von 1989 blüht die historische Erforschung in Ungarn wieder auf,
und in diesem Zusammenhang wurde dem Schicksal und der Rolle der Frauen in
der Geschichte größere Aufmerksamkeit geschenkt. Bis dahin konzentrierte sich die
Forschung der frühen Neuzeit vor allem auf die Männer (als Staatsmänner, Heer-
führer, usw.). Die Frauen wurden höchtens im Bezug auf die demographischen Ver-
hältnisse oder in der romantischen Geschichtswissenschaft erwähnt. Seit wenigen
Jahren bemühen sich aber Forscher darum, nicht nur das Leben der besonders
bedeutenden Frauen hervorzuheben, sondern auch darum, das Alltagsleben von
Frauen, ihre Probleme und gesellschaftlichen Funktionen zu erhellen. Die Familie
ist die kleinste Einheit der Gesellschaft, und sie wird von der Frau als Ehefrau und
Mutter mit bestimmt. Auf diese Weise gestaltet sie die Gesellschaft mit: nicht so sehr
durch große Taten, sondern vor allem auf der Ebene des alltäglichen Lebens. Im fol-
genden möchte ich diesen Aspekt des Lebens adeliger Frauen im Ungarn der
Frühen Neuzeit (XVI.-XVIII. Jahrhundert) beleuchten und so in Westeuropa etwas
bekannter machen. Aber zuerst weise ich auf die Schwierigkeiten hin, auf die Histo-
riker in meiner Heimat, die dieses Forschungsfeld bearbeiten, stoßen. Dann will ich
den Titel meines Vortrags erklären, denn fast jedes Wort davon bedarf einer Erläu-
terung. Schließlich möchte ich mit einigen Worten auf die Ereignisse der ungari-
schen Geschichte in der Frühen Neuzeit eingehen, die einen besonders großen Ein-
fluss auf die gesellschaftlichen Veränderungen und auf das alltägliche Leben hatten.
Nach den einführenden Bemerkungen wende ich mich dem eigentlichen Thema
meines Beitrags zu: dem Alltagsleben adliger Frauen.
Bei der Erforschung der Frühen Neuzeit in Ungarn hat man mit verschiedenen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Das erste Problem ist die geringe Zahl der vorhande-
nen Quellen. Während unserer stürmischen Geschichte sind zahlreiche Dokumente
vernichtet worden oder verloren gegangen. Besonders groß waren die Verluste in
den beiden Weltkriegen und in dem Freiheitskampf gegen die sowjetischen Okku-
panten 1956.' Das zweite Problem ist, dass Ungarn nach dem 2. Weltkrieg zwei Drit-
tel seiner Gebiete endgültig verlor. So fielen viele bedeutende Archive an andere

1 A törtenelem segedtudomänyai (History and Its Auxiliary Sciences), hg. von Ivan Bertenyi,
Pannonica-Osiris 1998, S. 178.
 
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