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Sigrid Schmitt
Tatsache, die spätestens seit der 1926 publizierten Untersuchung von Karl Hörger
in ihrer rechtshistorischen Dimension erforscht ist.7 Im folgenden soll es aber weni-
ger um diese reichsrechtlichen Aspekte gehen, als um die in der bisherigen For-
schung noch kaum behandelte Frage, ob und in welchem Umfang Frauen in ihrer
Eigenschaft als Äbtissinnen einer dieser Reichskirchen Herrschaft ausübten. Es han-
delt sich dabei um erste Überlegungen zu dieser Thematik, die vor allem von Beob-
achtungen zum Straßburger Damenstift St. Stephan8 ausgehen und vergleichend
in erster Linie die Damenstifte sowie stiftisch lebenden Benediktinerinnenklöster
im südwestdeutschen Raum mit einbeziehen.9 Aufgrund des sehr unterschiedli-
7 Ders., ebd.; Hörger sieht den Ursprung ihrer reichsrechtlichen Stellung im fränkischen Eigen-
kirchenrecht begründet, ebda. S. 196; vgl. auch Krieger, Lehnshoheit (wie Anm. 4), S. 161-168.
8 Zu St. Stephan in Straßburg vgl. Medard Barth, Handbuch der elsässischen Kirchen im Mit-
telalter (Archives de l'Eglise d'Alsace. Neue Serie XI-XIV), Straßburg 1960, Sp. 1485f.; Wilhelm
Wiegand, Die ältesten Urkunden für St. Stephan in Straßburg, in: Zeitschrift für Geschichte des
Oberrheins 48, 1894, S. 384-442; Dieter Geuenich, Rickhart, ancilla dei de caenobis Sancti Ste-
phani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolinger-
zeit, in: Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag, hg. von Karl R. Schnith/
Roland Pauler (Münchner Historische Studien, Abteilung mittelalterliche Geschichte 5), Kall-
mütz, Opf. 1993, S. 97-109; Louis Schlaefli, Chanoinesses, chanoines et autres clercs de l'ab-
baye de Saint-Etienne ä Strasbourg, Manuskript; Lucien Pfleger, Kirchengeschichte der Stadt
Straßburg im Mittelalter (Forschungen zur Kirchengeschichte des Elsaß 6), Colmar 1941; Fran-
cis Rapp, Reformes et Reformation a Strasbourg. Eglise et Societe dans le Diocese de Strasbourg
(1450-1525) (Association des Publications pres les Universites de Strasbourg. Collection de l'In-
stitut des Hautes Etudes Alsaciennes XXIII), Paris o.J.; Sigrid Schmitt, Geistliche Frauen und
städtische Welt. Kanonissen - Nonnen - Beginen und ihre Umwelt am Beispiel der Stadt Straß-
burg im Spätmittelalter (1250-1525), phil. Habil, masch. Mainz 2001.
9 Bernhard Theil, Das (freiweltliche) Damenstift Buchau am Federsee (Germania Sacra N.F. 32,
Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, Das Bistum Konstanz 4), Berlin/New York 1994;
ders., Geistliche Einkehr und adlige Versorgung. Das Damenstift Buchau am Federsee, in:
Geistliches Leben und standesgemäßes Auskommen, hg. von Kurt Andermann, Tübingen
1998, S. 43-57; Henri Dubled, Recherches sur les Chanoines Reguliere de Saint Augustin au
Diocese de Strasbourg, Teil 1, in: Archives de l'Eglise d'Alsace 32,1967-68, S. 5-52; Teil 2, ebda.,
34, 1970, S. 55-116; Judith Steinmann, Die Benediktinerinnenabtei zum Frauenmünster und
ihr Verhältnis zur Stadt Zürich 853-1524 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Bene-
diktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband 23), St. Otilien 1980; Christa Koppel,
Von der Äbtissin zu den gnädigen Herren. Untersuchungen zu Wirtschaft und Verwaltung der
Frauenmünsterabtei und des Frauenmünsteramtes in Zürich 1418-1549, Zürich 1991; einige gut
untersuchte und dokumentierte Beispiele aus weiteren deutschen Regionen, dem mitteldeut-
schen Raum, insbesondere das Stift Essen, das St. Ursula Stift in Köln, die Regensburger
Damenstifte sowie Herford werden ebenfalls vergleichend herangezogen, dazu Ute Küppers-
Braun, Macht in Frauenhand. 1000 Jahre Herrschaft adeliger Frauen in Essen, 3. Aufl. Essen
2003 (mit einem Überblick über die bislang über Essen erschienene Literatur); dies., Frauen des
hohen Adels im kaiserlich-freiweltlichen Damenstift Essen (1505-1803). Eine Verfassungs- und
sozialgeschichtliche Studie. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Stifte Thorn, Elten, Vreden
und St. Ursula in Köln (Quellen und Studien. Veröffentlichungen des Instituts für kirchenge-
schichtliche Forschungen des Bistums Essen 8), Münster 1997; Winfried Bettecken, Stift und
Stadt Essen. »Coenobium Astnide« und Siedlungsentwicklung bis 1244 (Quellen und Studien.
Veröffentlichungen des Instituts für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen 2),
Münster 1988; Ursula Wegener, Geschichte des Stiftes St. Ursula in Köln (Veröffentlichungen
des Kölnischen Geschichtsvereins 31), Köln 1971; Claudia Märtl, Die Damenstifte Obermün-
ster, Niedermünster, St. Paul, in: Geschichte der Stadt Regensburg. Band 2, hg. von Peter
Schmid, Regensburg 2000, S. 745-763; Paul Mai, Die Kanonissenstifte Ober-, Nieder- und Mit-
telmünster in Regensburg, in: Regensburg im Mittelalter, hg. von Martin Angerer/Heinrich
Sigrid Schmitt
Tatsache, die spätestens seit der 1926 publizierten Untersuchung von Karl Hörger
in ihrer rechtshistorischen Dimension erforscht ist.7 Im folgenden soll es aber weni-
ger um diese reichsrechtlichen Aspekte gehen, als um die in der bisherigen For-
schung noch kaum behandelte Frage, ob und in welchem Umfang Frauen in ihrer
Eigenschaft als Äbtissinnen einer dieser Reichskirchen Herrschaft ausübten. Es han-
delt sich dabei um erste Überlegungen zu dieser Thematik, die vor allem von Beob-
achtungen zum Straßburger Damenstift St. Stephan8 ausgehen und vergleichend
in erster Linie die Damenstifte sowie stiftisch lebenden Benediktinerinnenklöster
im südwestdeutschen Raum mit einbeziehen.9 Aufgrund des sehr unterschiedli-
7 Ders., ebd.; Hörger sieht den Ursprung ihrer reichsrechtlichen Stellung im fränkischen Eigen-
kirchenrecht begründet, ebda. S. 196; vgl. auch Krieger, Lehnshoheit (wie Anm. 4), S. 161-168.
8 Zu St. Stephan in Straßburg vgl. Medard Barth, Handbuch der elsässischen Kirchen im Mit-
telalter (Archives de l'Eglise d'Alsace. Neue Serie XI-XIV), Straßburg 1960, Sp. 1485f.; Wilhelm
Wiegand, Die ältesten Urkunden für St. Stephan in Straßburg, in: Zeitschrift für Geschichte des
Oberrheins 48, 1894, S. 384-442; Dieter Geuenich, Rickhart, ancilla dei de caenobis Sancti Ste-
phani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolinger-
zeit, in: Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag, hg. von Karl R. Schnith/
Roland Pauler (Münchner Historische Studien, Abteilung mittelalterliche Geschichte 5), Kall-
mütz, Opf. 1993, S. 97-109; Louis Schlaefli, Chanoinesses, chanoines et autres clercs de l'ab-
baye de Saint-Etienne ä Strasbourg, Manuskript; Lucien Pfleger, Kirchengeschichte der Stadt
Straßburg im Mittelalter (Forschungen zur Kirchengeschichte des Elsaß 6), Colmar 1941; Fran-
cis Rapp, Reformes et Reformation a Strasbourg. Eglise et Societe dans le Diocese de Strasbourg
(1450-1525) (Association des Publications pres les Universites de Strasbourg. Collection de l'In-
stitut des Hautes Etudes Alsaciennes XXIII), Paris o.J.; Sigrid Schmitt, Geistliche Frauen und
städtische Welt. Kanonissen - Nonnen - Beginen und ihre Umwelt am Beispiel der Stadt Straß-
burg im Spätmittelalter (1250-1525), phil. Habil, masch. Mainz 2001.
9 Bernhard Theil, Das (freiweltliche) Damenstift Buchau am Federsee (Germania Sacra N.F. 32,
Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, Das Bistum Konstanz 4), Berlin/New York 1994;
ders., Geistliche Einkehr und adlige Versorgung. Das Damenstift Buchau am Federsee, in:
Geistliches Leben und standesgemäßes Auskommen, hg. von Kurt Andermann, Tübingen
1998, S. 43-57; Henri Dubled, Recherches sur les Chanoines Reguliere de Saint Augustin au
Diocese de Strasbourg, Teil 1, in: Archives de l'Eglise d'Alsace 32,1967-68, S. 5-52; Teil 2, ebda.,
34, 1970, S. 55-116; Judith Steinmann, Die Benediktinerinnenabtei zum Frauenmünster und
ihr Verhältnis zur Stadt Zürich 853-1524 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Bene-
diktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband 23), St. Otilien 1980; Christa Koppel,
Von der Äbtissin zu den gnädigen Herren. Untersuchungen zu Wirtschaft und Verwaltung der
Frauenmünsterabtei und des Frauenmünsteramtes in Zürich 1418-1549, Zürich 1991; einige gut
untersuchte und dokumentierte Beispiele aus weiteren deutschen Regionen, dem mitteldeut-
schen Raum, insbesondere das Stift Essen, das St. Ursula Stift in Köln, die Regensburger
Damenstifte sowie Herford werden ebenfalls vergleichend herangezogen, dazu Ute Küppers-
Braun, Macht in Frauenhand. 1000 Jahre Herrschaft adeliger Frauen in Essen, 3. Aufl. Essen
2003 (mit einem Überblick über die bislang über Essen erschienene Literatur); dies., Frauen des
hohen Adels im kaiserlich-freiweltlichen Damenstift Essen (1505-1803). Eine Verfassungs- und
sozialgeschichtliche Studie. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Stifte Thorn, Elten, Vreden
und St. Ursula in Köln (Quellen und Studien. Veröffentlichungen des Instituts für kirchenge-
schichtliche Forschungen des Bistums Essen 8), Münster 1997; Winfried Bettecken, Stift und
Stadt Essen. »Coenobium Astnide« und Siedlungsentwicklung bis 1244 (Quellen und Studien.
Veröffentlichungen des Instituts für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen 2),
Münster 1988; Ursula Wegener, Geschichte des Stiftes St. Ursula in Köln (Veröffentlichungen
des Kölnischen Geschichtsvereins 31), Köln 1971; Claudia Märtl, Die Damenstifte Obermün-
ster, Niedermünster, St. Paul, in: Geschichte der Stadt Regensburg. Band 2, hg. von Peter
Schmid, Regensburg 2000, S. 745-763; Paul Mai, Die Kanonissenstifte Ober-, Nieder- und Mit-
telmünster in Regensburg, in: Regensburg im Mittelalter, hg. von Martin Angerer/Heinrich