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Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Rogge, Jörg [Oth.]
Fürstin und Fürst: Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter ; [Referate, die vom 20. bis 23. März 2002 im Rahmen eines Symposiums mit dem Titel "Fürstin und Fürst. Rollenverständnis, Handlungsspielräume und Konfliktverhalten in den Geschlechterbeziehungen des hohen und fürstlichen Adels im Mittelalter und am Beginn der Frühen Neuzeit in europäischer Perspektive" im Erbacher Hof (Mainz) vorgetragen und diskutiert worden sind] — Mittelalter-Forschungen, Band 15: Ostfildern, 2004

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Rüther, Andreas,: Königsmacher und Kammerfrau im weiblichen Blick: Der Kampf um die ungarische Krone (1439/40) in der Wahrnehmung von Helene Kottanner
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https://doi.org/10.11588/diglit.34729#0238

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Königsmacher und Kammerfrau im weiblichen Blick

231

Albrechts Tod, ohne ihrem Mann noch während dessen Lebenszeit einen Throner-
ben geboren zu haben.
Die Luxemburgerin brachte einen Knaben zur Welt, und es gelang ihr auf ver-
schlungenen Wegen, sich für diesen der Krone zu bemächtigen. Ihre Handlangerin
Helene führte den Diebstahl des kostbaren Bügelreifs, nicht aber der anderen Kron-
juwelen aus. Doch nur schwer vermochte Elisabeth die Anwartschaften des neuge-
borenen Ladislaus auf fremdem territorialem Fundament zu etablieren: Sie mußte
in den Wirren vor einer antihabsburgischen Fronde zurückweichen. Die Ungarn-
krone war mittlerweile König Friedrich III. nach Wiener Neustadt verpfändet wor-
den, der inzwischen die Vormundschaft für seinen Neffen Ladislaus innehatte und
gegen homines novi erfolgreich beanspruchte.
Nach der Kottannerschen Deutung ist Elisabeths Verhältnis zu Männern dasje-
nige zu Ratgebern: zu nennen wäre der mit ihr verwandte Graf Ulrich von Cilli, der
seit 1436 zum Reichsfürsten erhobene Neffe Sigismunds, iern gnaden als ain getrewer
fruent,22 oder auch ihr Vetter Ladislaus von Gara, den sie zum Kronwärter auf der
Plintenburg bestellte.23 Diesen verläßlichen Angehörigen setzte sie auf den Platz der
alten Klientel ihres Mannes wie den Grafen Georg III. von Sankt Georgen und
Pösing. Der Hofgesellschaft gehörten auch die Vertreter der Hochkirche an, allen
voran der Elisabeth ergebene Graner Erzbischof Georg von Pelöcz, ebenso huldi-
gende böhmische Söldnerführer und der ihr gewogene Erzherzog Albrecht VI. oder
der niederösterreichische Günstling Ulrich Eytzinger. Ein klares Gegenüber stellte
der Anführer der polnischen Partei, der Palatin Laurenz von Heidenreichsturn dar.
Damit ist das Spannungsfeld umrissen.

2.
Elisabeth, selbst luxemburgische Kaisertochter, Thronerbin dreier Kronen, war mit
einem zehn Jahre älteren Mann verheiratet gewesen, sollte aber nun einem ebenso-

22 Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (wie Anm. 12), S. 13.
23 Der engere Kreis der Bediensteten des Hofes wurde von einem weiteren Kreis besuchender
Würdenträger ergänzt. Bestandteile dieser Gesellschaft waren Kanzler, Hofmeister, Jungfrauen,
adlige Pagen, Ehefrauen dieser Höflinge, Rentnerinnen und Arbeiter: Istvan Bitskay, Höfische
Repräsentation in Ungarn während der Herrschaft von Sigismund und Matthias Corvinus, in:
Das Zeitalter Königs Sigmunds in Ungarn und im Deutschen Reich, hg. von Tilman
Schmidt/Peter Gunst, Debrecen 2000, S. 191-208; Andräs Kubinyi, Der königliche Hof als
Integrationszentrum Ungarns von der Mitte des 15. bis zum ersten Drittel des 16. Jahrhunderts
und sein Einfluß auf die städtische Entwicklung Budas, in: Metropolen im Wandel. Zentralität
in Ostmitteleuropa an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. von Evamaria Engel/
Karen Lamprecht/Hanna Nogossek (Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen
Mitteleuropa 5), Berlin 1995, S. 145-162; Andräs Kubinyi, Alltag und Fest am ungarischen
Königshof der Jagiellonen 1490-1526, in: Alltag bei Hofe. 3. Symposium der Residenzen-Kom-
mission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Ansbach 28. Februar -1. März 1992, hg.
von Werner Paravicini (Residenzenforschung 5), Sigmaringen 1995, S. 197-215; Ivan Hla-
väcek. Geistlich und weltlich am Hofe der letzten Przemysliden und Luxemburger, in: Erzie-
hung und Bildung bei Hofe. 7. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der
Wissenschaften in Göttingen. Celle, 23.-26. September 2000, hg. von Werner Paravicini/Jörg
Wettlaufer, Stuttgart 2002 (Residenzenforschung 13), S. 157-166.
 
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