Die Beziehung von Fürstin und Fürst
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Autographen waren dennoch an Männer gerichtet, v.a. wenn sie die Oberhaupt-
funktion in der Familie einnahmen. So erhielt Albrecht 38 Autographen, sein Sohn
Friedrich als Kurfürst sogar 66 eigenhändige Briefe. Jedenfalls hat Albrecht seiner
Gemahlin keinen eigenhändigen Brief geschrieben und es gibt in ihrer Korrespon-
denz auch keine Flinweise darauf, dass sie einen solchen erwartet hätte. Einschrän-
kend muss jedoch hinzugefügt werden, dass in eigenhändigen Briefen nicht auto-
matisch persönlichere oder emotionalere Aussagen, die nur für den Empfänger
bestimmt waren und die man vor der Hoföffentlichkeit verbergen wollte, gemacht
wurden als in Kanzleischreiben. Im Gegenteil, es bestehen keine signifikanten
Unterschiede zwischen den Inhalten von Autographen und Kanzleischreiben.126
4. Formale Analyse des Briefwechsel vom November 1474 bis Juli 1475
Das Kurfürstenpaar hielt sich nicht immer an das strenge lateinische fünfgliedrige
Briefschema, nach dem ein Brief in die salutatio (Grußformel), exordium (Einleitung,
Thema des Briefes), narratio (Meldung, Erzählung), petition (Bitte, Wunsch) und con-
clusio (Schlußformel) unterteilt wurde, sondern es gestaltete seine Briefe je nach
Schreibanlass frei.127 Sowohl Anna als auch Albrecht leiteten ihre Briefe normaler-
weise ein, indem sie ihre Freude bekundeten, dass es dem Ehepartner gut ging und
anschließend über das eigene Befinden informierten.126 Anna wich aber z. B. in
ihrem Schreiben vom 9. März 1475 von diesem Schema ab, in dem sie ihre Bitte nach
einem Brief von Albrecht sofort im einleitenden Satz äußerte.129 Auch Albrecht
begann sein Schreiben vom 18. Mai 1475 sogleich mit einer Forderung und verzich-
tete damit auf eine formelle Einleitung des Briefes.130 Teilweise sind exordium und
narratio in den Briefen des Kurfürstenpaares nicht auseinander zu halten, weil die
Briefe so kurz waren, dass der einleitende Satz gleichzeitig den Anlass des Schrei-
bens und die Erzählung beinhaltete.131
4.1. Die Anredeformeln:
Hochgeborner fürste, herzallerliebster herre und gemahel versus Liebe Anne
Obwohl der Briefschreiber innerhalb des vorgegebenen lateinischen Briefaufbaus
durchaus Gestaltungsfreiheiten hatte, war die angemessene Eröffnung eines Briefes
durch die salutatio unerlässlich.132 Die Grußformel fehlte dementsprechend in kei-
126 Nolte, Familienkorrespondenz (wie Anm. 3), S. 183,193f.
127 Beer, Eltern (wie Anm. 2), S. 41,44; Herold, Gonzaga (wie Anm. 14), S. 222ff; Nolte, Familien-
korrespondenz (wie Anm. 3), S. 186.
128 Schreiben Annas vom 5. Dezember 1475 u. Schreiben Albrechts vom 12. Dez. 1475; Steinhau-
sen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 177,178, S. 126f.
129 Normalerweise sprach Anna diese Bitte erst am Ende ihrer Briefe aus, z. B. in den Schreiben
vom 18. Dezember und 22. Februar 1475. Steinhausen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 179,190,
194, S. 127f,S. 133f,S. 137.
130 Steinhausen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 202, S. 144.
131 Schreiben Albrechts vom 1. Januar 1475 und Schreiben Annas vom 28. März 1475, undatiertes
Schreiben; Steinhausen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 182,186,197, S. 129, S. 131, S. 140.
132 Beer, Eltern (wie Anm. 2), S. 44.
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Autographen waren dennoch an Männer gerichtet, v.a. wenn sie die Oberhaupt-
funktion in der Familie einnahmen. So erhielt Albrecht 38 Autographen, sein Sohn
Friedrich als Kurfürst sogar 66 eigenhändige Briefe. Jedenfalls hat Albrecht seiner
Gemahlin keinen eigenhändigen Brief geschrieben und es gibt in ihrer Korrespon-
denz auch keine Flinweise darauf, dass sie einen solchen erwartet hätte. Einschrän-
kend muss jedoch hinzugefügt werden, dass in eigenhändigen Briefen nicht auto-
matisch persönlichere oder emotionalere Aussagen, die nur für den Empfänger
bestimmt waren und die man vor der Hoföffentlichkeit verbergen wollte, gemacht
wurden als in Kanzleischreiben. Im Gegenteil, es bestehen keine signifikanten
Unterschiede zwischen den Inhalten von Autographen und Kanzleischreiben.126
4. Formale Analyse des Briefwechsel vom November 1474 bis Juli 1475
Das Kurfürstenpaar hielt sich nicht immer an das strenge lateinische fünfgliedrige
Briefschema, nach dem ein Brief in die salutatio (Grußformel), exordium (Einleitung,
Thema des Briefes), narratio (Meldung, Erzählung), petition (Bitte, Wunsch) und con-
clusio (Schlußformel) unterteilt wurde, sondern es gestaltete seine Briefe je nach
Schreibanlass frei.127 Sowohl Anna als auch Albrecht leiteten ihre Briefe normaler-
weise ein, indem sie ihre Freude bekundeten, dass es dem Ehepartner gut ging und
anschließend über das eigene Befinden informierten.126 Anna wich aber z. B. in
ihrem Schreiben vom 9. März 1475 von diesem Schema ab, in dem sie ihre Bitte nach
einem Brief von Albrecht sofort im einleitenden Satz äußerte.129 Auch Albrecht
begann sein Schreiben vom 18. Mai 1475 sogleich mit einer Forderung und verzich-
tete damit auf eine formelle Einleitung des Briefes.130 Teilweise sind exordium und
narratio in den Briefen des Kurfürstenpaares nicht auseinander zu halten, weil die
Briefe so kurz waren, dass der einleitende Satz gleichzeitig den Anlass des Schrei-
bens und die Erzählung beinhaltete.131
4.1. Die Anredeformeln:
Hochgeborner fürste, herzallerliebster herre und gemahel versus Liebe Anne
Obwohl der Briefschreiber innerhalb des vorgegebenen lateinischen Briefaufbaus
durchaus Gestaltungsfreiheiten hatte, war die angemessene Eröffnung eines Briefes
durch die salutatio unerlässlich.132 Die Grußformel fehlte dementsprechend in kei-
126 Nolte, Familienkorrespondenz (wie Anm. 3), S. 183,193f.
127 Beer, Eltern (wie Anm. 2), S. 41,44; Herold, Gonzaga (wie Anm. 14), S. 222ff; Nolte, Familien-
korrespondenz (wie Anm. 3), S. 186.
128 Schreiben Annas vom 5. Dezember 1475 u. Schreiben Albrechts vom 12. Dez. 1475; Steinhau-
sen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 177,178, S. 126f.
129 Normalerweise sprach Anna diese Bitte erst am Ende ihrer Briefe aus, z. B. in den Schreiben
vom 18. Dezember und 22. Februar 1475. Steinhausen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 179,190,
194, S. 127f,S. 133f,S. 137.
130 Steinhausen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 202, S. 144.
131 Schreiben Albrechts vom 1. Januar 1475 und Schreiben Annas vom 28. März 1475, undatiertes
Schreiben; Steinhausen, Privatbriefe (wie Anm. 1), Nr. 182,186,197, S. 129, S. 131, S. 140.
132 Beer, Eltern (wie Anm. 2), S. 44.