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Bihrer, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Begegnungen zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich und England (850 - 1100): Kontakte, Konstellationen, Funktionalisierungen, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 39: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34755#0023

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22

A) Einleitung

bislang diskutierten Belege für die vermeintlich engen Beziehungen beruhen auf Hypo-
thesen und Vermutungen/"
Auch was die Verbindungen zwischen England und dem ostfränkisch-deutschen
Reich im 10. und 11. Jahrhundert angeht, spricht die Forschung meist von durchgehen-
den und häufigen Kontakten und damit von einer Kontinuität und Konstanz der Bezie-
hungen.^ Ein besonders enges Verhältnis wird für die Zeit der Könige Heinrich I. und
Aethelstan postuliert, wobei neben den Verbindungen Aethelstans zu anderen konti-
nentalen Herrschern meist die Verheiratung Ottos I. mit Edith als Beleg angeführt wird:
»Das zentrale Ereignis, das somit zum Ausgangspunkt jeder Studie der ottonischen
Beziehungen mit dem angelsächsischen England im zehnten Jahrhundert wird, war
Ottos I. Vermählung mit Edith«"/ Daneben werden immer wieder Traditionslinien zur
vermeintlichen Vor- und Nachgeschichte der Hochzeit gezogen: So wird vielfach die
Wikingerbedrohung des 9. Jahrhunderts als Anlass für ein Zusammenrücken der
christlichen Königreiche verstanden, oder man versucht, enge Beziehungen auch noch
nach dem Tod Aethelstans bzw. Ediths zu belegen.^ Einen umfassenderen Austausch
zwischen England und dem ostfränkisch-deutschen Reich vermuteten einige Forscher

56 Von den insular-kontinentalen Kontakten des 9. Jahrhunderts haben wir heute nur noch »ein
paar Anhaltspunkte«, es existiert nur noch »ein sehr ferner Nachhall in der Historiographie«,
es gab aber »ein relativ dichtes Netz von Verbindungen, Austausch von Nachrichten und Mei-
nungen« (Scharer, Salbungsfrage, S. 14). »Little evidence survives of Anglo-Saxon foreign rela-
tions, but there is enough to suggest that they were very important.« (Lawson, Continent,
S. 170). »These are scraps: indeed a very large part of what evidence there is for the relation
between England and North West Europe is scraps. Nearly always much can be made of them,
or little. But when the diversity and in some degree the scale of the ränge of relationships
which these limited sources indicate are considered it seems likely that England resembled
and was linked with its neighbours to a larger extent and in more important ways than can
categorically be proved.« (Campbell, Ethelred, S. 206-207). »Aethelweard's connection with
Essen is part of a larger cultural relationship between England and parts of Germany. It is not
possible to be sure how extensive this was, for the fragmentary evidence is capable of very va-
ried interpretation.« (Campbell, Ethelred, S. 195). Nach van Houts gab es »many contacts« zwi-
schen Deutschland und England, die heute überlieferten Kontakte sind nur die Spitze des Eis-
bergs (van Houts, Women, S. 66).
57 Zum 10. Jahrhundert: »Links with Germany remained strong«, so Dales, Dunstan, S. 144, es
gab »many contacts«, so van Houts, Women, S. 66; der Austausch zwischen der Äbtissin Mat-
hilde von Essen und dem Chronisten Aethelweard »belegt die engen Kontakte zwischen Sach-
sen und Angelsachsen in jener Zeit«, so Becher, Rex, S. 152.
58 Leyser, Ottonen, S. 75. Zu Aethelstans intensiven Kontakten zum Kontinent vgl. z.B. Dales,
Dunstan, S. 4, Fisher, Age, S. 284, John, Edgar, S. 165, Keynes, Books, S. 145, Keynes, Introduc-
tion, Backhouse, S. 12, Kirby, Making, S. 264, Lawrence, Alfred, S. 37) MacLean, Difference,
S. 171, Marsden, Text, S. 321, Robinson, Times, S. 97) und Stenton, England, S. 339, zu seinen
engen Kontakten zum ostfränkisch-deutschen Reich insbesondere durch die Heirat vgl. Ber-
schin, Biographie 4, S. 250, Haubrichs, Angelsachsen, S. 412, Jäschke, Burgenbau, S. 115, Ley-
ser, England, S. 192, Regeniter, Sagenschichtung, S. 289, Rollason, Saints and Relics, S. 161,
Sharp, England, S. 209, und Wood, Making, S. 251; zu weiteren Belegen vgl. Kap. C.3.c.
59 Zur Intensivierung der Kontakte in der Mitte des 9. Jahrhunderts unter dem Eindruck der Wi-
kingerbedrohung vgl. Nelson, England II, S. 13, Nelson, Military Service, S. 121, und Nelson,
Political Ideas, S. 131, ebenso Gardiner, Shipping, S. 71-72, und Sarnowsky, 10. Jahrhundert,
S. 74-75. Dumville, Edmund, S. 179, zu den Beziehungen unter König Edmund: »links between
England and Germany continued, therefore, to be varied and friendly«, vgl. auch Dales, Dun-
stan, S. 88, Deshman, Benedictional, S. 167 Huffman, Politics, S. 25, und Keynes, Books, S. 149,
und Wood, Making, S. 263, skeptisch allerdings Ehlers, Entstehung, S. 57 und Hlawitschka,
Frankenreich, S. 124.
 
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