B) 2) Akteure
53
B) 2) Akteure
B) 2) a) Händler
Prosen Mud NUnsdäk P/rcoricn
Um Räume, Phasen und Intensität des frühmittelalterlichen Handels zwischen England
und dem Kontinent beschreiben zu können, wurden in der Forschung neben der Aus-
wertung von archäologischen und schriftlichen Zeugnissen intensiv makrohistorische
Thesen diskutiert, von denen im Folgenden vier im Hinblick auf die Beziehungen zwi-
schen England und dem ostfränkisch-deutschen Reich befragt werden sollen.^ So hatte
sich Philip Grierson gegen einen nennenswerten Umfang des Handels in der Merowin-
ger- und Karolingerzeit ausgesprochen, vielmehr könne man lediglich von einem Aus-
tausch hochwertiger Fuxusobjekte ausgehen, die Transfers seien damit als Geschenk-
oder Gabentausch zu klassifizieren.^ Die spätere Forschung lehnte Griersons These
jedoch ab und ging demgegenüber von stetig wachsenden Handelsbeziehungen der
Nordseeanrainer ab dem 5. Jahrhundert aus; die Archäologie hat mit Verweis auf ihr
Fundmaterial von einem florierenden Warenaustausch gesprochen.^ Insbesondere die
Karolingerzeit stand im Mittelpunkt der Forschungen, für diese Zeit habe ein »systema-
tisch betriebener Fernhandel« existierte Dabei wurde die wirtschaftliche Dimension
der Beziehungen zwischen Karl dem Großen und Offa von Mercia hervorgehoben, die
in jüngeren Arbeiten gleichwohl relativiert wurdet Dennoch kann festgehalten wer-
den, dass nach dem heutigen Stand der Forschung besonders seit der Karolingerzeit ein
intensiver Fernhandel zwischen England und dem Kontinent bestand.
Richard Hodges unterstrich für das 9. Jahrhundert den hohen Grad königlicher
Kontrolle des Fernhandels, hob die Dominanz einiger weniger Emporien hervor und
sah vor allem in Fuxusgütern die wichtigsten Handelsobjekte. Er datierte den Beginn
dieser Entwicklung in die Karolingerzeit, der lange Niedergang des alten Systems be-
gann Hodges zufolge in den Jahren 820/840 und stand damit in direktem Zusammen-
hang mit der Krise der Karolinger.^' Die aktuelle Forschung negiert hingegen den gro-
167 Eine aktuelle Forschungsübersicht über die Kontroversen zum frühmittelalterlichen Handel
vor der Wikingerzeit bietet Pesteil, Markets.
168 Vgl. Grierson, Commerce, vgl. auch Welch, Contacts, S. 265.
169 Vgl. z.B. Johanek, Außenhandel, S. 220, Lohaus, Merowinger, S. 143, McKitterick, England,
S. 65, Russo, Origins, S. 171, und Story, Connections, S. 189-190. Die archäologische Argumen-
tation bei Wilson, England, S. 244, Wilson, Trade, S. 260-261, und Steuer, Handel, S. 116, dazu
die Fundübersicht ebd., S. 131-183.
170 Capelle, Archäologie, S. 107. Vgl. dazu auch die ältere Untersuchung von Sabbe, Relations,
S. 174-184, mit identischem Urteil Campbell, Production, S. 18, und Wilson, England, S. 229.
171 Vgl. die Gesfa ÄHe non St. WaatMHe, S. 86-87. Die große Bedeutung der wirtschaftlichen
Beziehungen betonen Levison, England, S. 111, Story, Connections, S. 195-196, Wallace-Ha-
drill, Charlemagne and England, S. 692, Wilhams, Kingship, S. 47 und Wilson, England,
S. 224-226, vorsichtiger Johanek, Handel, S. 64, Powlesland, Settlements, S. 114, und Weiner,
Intercourse, S. 127-128; zur Neubewertung der Handelsgüter Hinton, Golds, S. 89, und Hod-
ges, Charlemagne, S. 65-66.
172 Vgl. Hodges, Charlemagne, insbes. S. 116-118, und Hodges, Trade, insbes. S. 209-217.
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Prosen Mud NUnsdäk P/rcoricn
Um Räume, Phasen und Intensität des frühmittelalterlichen Handels zwischen England
und dem Kontinent beschreiben zu können, wurden in der Forschung neben der Aus-
wertung von archäologischen und schriftlichen Zeugnissen intensiv makrohistorische
Thesen diskutiert, von denen im Folgenden vier im Hinblick auf die Beziehungen zwi-
schen England und dem ostfränkisch-deutschen Reich befragt werden sollen.^ So hatte
sich Philip Grierson gegen einen nennenswerten Umfang des Handels in der Merowin-
ger- und Karolingerzeit ausgesprochen, vielmehr könne man lediglich von einem Aus-
tausch hochwertiger Fuxusobjekte ausgehen, die Transfers seien damit als Geschenk-
oder Gabentausch zu klassifizieren.^ Die spätere Forschung lehnte Griersons These
jedoch ab und ging demgegenüber von stetig wachsenden Handelsbeziehungen der
Nordseeanrainer ab dem 5. Jahrhundert aus; die Archäologie hat mit Verweis auf ihr
Fundmaterial von einem florierenden Warenaustausch gesprochen.^ Insbesondere die
Karolingerzeit stand im Mittelpunkt der Forschungen, für diese Zeit habe ein »systema-
tisch betriebener Fernhandel« existierte Dabei wurde die wirtschaftliche Dimension
der Beziehungen zwischen Karl dem Großen und Offa von Mercia hervorgehoben, die
in jüngeren Arbeiten gleichwohl relativiert wurdet Dennoch kann festgehalten wer-
den, dass nach dem heutigen Stand der Forschung besonders seit der Karolingerzeit ein
intensiver Fernhandel zwischen England und dem Kontinent bestand.
Richard Hodges unterstrich für das 9. Jahrhundert den hohen Grad königlicher
Kontrolle des Fernhandels, hob die Dominanz einiger weniger Emporien hervor und
sah vor allem in Fuxusgütern die wichtigsten Handelsobjekte. Er datierte den Beginn
dieser Entwicklung in die Karolingerzeit, der lange Niedergang des alten Systems be-
gann Hodges zufolge in den Jahren 820/840 und stand damit in direktem Zusammen-
hang mit der Krise der Karolinger.^' Die aktuelle Forschung negiert hingegen den gro-
167 Eine aktuelle Forschungsübersicht über die Kontroversen zum frühmittelalterlichen Handel
vor der Wikingerzeit bietet Pesteil, Markets.
168 Vgl. Grierson, Commerce, vgl. auch Welch, Contacts, S. 265.
169 Vgl. z.B. Johanek, Außenhandel, S. 220, Lohaus, Merowinger, S. 143, McKitterick, England,
S. 65, Russo, Origins, S. 171, und Story, Connections, S. 189-190. Die archäologische Argumen-
tation bei Wilson, England, S. 244, Wilson, Trade, S. 260-261, und Steuer, Handel, S. 116, dazu
die Fundübersicht ebd., S. 131-183.
170 Capelle, Archäologie, S. 107. Vgl. dazu auch die ältere Untersuchung von Sabbe, Relations,
S. 174-184, mit identischem Urteil Campbell, Production, S. 18, und Wilson, England, S. 229.
171 Vgl. die Gesfa ÄHe non St. WaatMHe, S. 86-87. Die große Bedeutung der wirtschaftlichen
Beziehungen betonen Levison, England, S. 111, Story, Connections, S. 195-196, Wallace-Ha-
drill, Charlemagne and England, S. 692, Wilhams, Kingship, S. 47 und Wilson, England,
S. 224-226, vorsichtiger Johanek, Handel, S. 64, Powlesland, Settlements, S. 114, und Weiner,
Intercourse, S. 127-128; zur Neubewertung der Handelsgüter Hinton, Golds, S. 89, und Hod-
ges, Charlemagne, S. 65-66.
172 Vgl. Hodges, Charlemagne, insbes. S. 116-118, und Hodges, Trade, insbes. S. 209-217.