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D) Christianitas
die meisten Werke nicht mehr bekannt gewesen sein. Selbst Leofric ließ durch seine
Schreiber in Exeter die lothringischen Texte nicht in einer besonderen Form markieren.
Ein sehr aussagekräftiges Beispiel für die fragmentarische Rezeption liturgischer
Schriften ist außerdem die Dichtung >Ardua spes mundi<, bei der die Erwähnung Rat-
perts von Sankt Gallen als Autor und die Sankt Galler Heiligen spätestens in England
weggelassen wurden. Eine Verbindung liturgischer Texte zum ostfränkisch-deutschen
Reich war, sofern sie überhaupt bekannt war, nicht attraktiv genug, um deren Abschrift
oder Nutzung argumentativ abzusichern.
D) 2) e) Seelsorge
Predigten
Im Gegensatz zum ostfränkisch-deutschen Reich war die volkssprachliche Predigt im
spätangelsächsischen England viel weiter verbreitet.^ Aus dem späten 10. Jahrhundert
liegen Predigtsammlungen vor, die von Vertretern der benediktinischen Reform in
England zusammengestellt und in die zum Teil ältere Texte aufgenommen worden wa-
ren.^"' Einen herausgehobenen Stellenwert erhielt die Predigt aber erst bei der zweiten
Generation der angelsächsischen Reformer, insbesondere bei Aelfric und WulfstanW
Die Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten außer mit dem Kompilations- und
Übersetzungsprozess ausführlich mit den Quellen für Aelfrics Predigten beschäftigt.
Sie hat dabei zeigen können, dass der Verfasser sich vor allem auf karolingische Auto-
ren stützte, auch auf Paulus Diaconus, Haymo von Auxerre, Hrabanus Maurus, Sma-
ragdus von Saint-Mihiel und Amalarius von MetzP^ Über diese karolingischen Theo-
logen bezog Aelfric wie andere Autoren seiner Zeit patristisches Gedankengut.^ Bei
Wulfstan ist ebenfalls eine umfassende produktive Nutzung karolingischer Autoren
für das Erstellen seiner Predigten belegt, auch er benutzte Texte unter anderem von
1961 Zu den Unterschieden vgl. Gatch, Achievement, S. 48-51.
1962 Wichtige Sammlungen aus dem späten 10. Jahrhundert sind z. B. die Bückling Predigten und
die Vercelli Predigten, vgl. Büdding Predigten, cd. Morris, und Büdding Predigten, cd. Pciü/, bzw.
Verceiü Predigten. Hinweise auf Quellen oder inhaltliche Bezüge zum ostfränkisch-deutschen
Reich gibt es keine.
1963 Neuere Editionen: Zetfric, Heidgenpredigten, Heifric, Predigten, ed. Pope, und Heifric, Predigten,
ed. Ciemoes, bzw. Wiii/stan, Predigten. Die große Bedeutung der Seelsorge für die angelsächsi-
schen Reformer hat zuletzt hervorgehoben Barrow, Community, S. 92-93. Zu Aelfrics Leben
und Werk vgl. als Überblick Gneuss, TElfnc; zu Wulfstans Leben vgl. Mason, Wulfstan, zu
seinen Werken vgl. Whitelock, Introduction, S. 17-28.
1964 »TElfric was the most important, if not the only, Synthesizer of Continental sources for the
Anglo-Saxon church.« Lrantzen, Literature, S. 142. Zu den karolingischen Vorlagen Aelfrics
vgl. Busse, Self-Understanding, S. 86, Ciemoes, TElfnc, S. 185, Lrantzen, Literature, S. 142,
Gatch, Preaching, S. 45, und Jones, Book, S. 661, eine Übersicht über lateinische Werke, die
Aelfric kannte, mit allen Belegstellen bei Papidge, Patin BooPs, S. 250-266, zudem die Spezial-
untersuchungen zu einzelnen Autoren und deren Benutzung karolingischer Texte von God-
den, Experiments, Godden, Introduction, S. xli-lxii, Smetana, Aelfric, Smetana, Paul, und
Wilcox, Introduction, S. 18, sowie insbesondere die Arbeiten von Joyce Hill, vgl. Hill, Gre-
gory, Hill, Homily, Hill, Manuscript, Hill, Resistance, Hill, Smaragdus, und Hill, Tradition.
1965 Vgl. Hill, Gregory, S. 419, Hill, Manuscript, S. 70, und Hill, Smaragdus, S. 204.
D) Christianitas
die meisten Werke nicht mehr bekannt gewesen sein. Selbst Leofric ließ durch seine
Schreiber in Exeter die lothringischen Texte nicht in einer besonderen Form markieren.
Ein sehr aussagekräftiges Beispiel für die fragmentarische Rezeption liturgischer
Schriften ist außerdem die Dichtung >Ardua spes mundi<, bei der die Erwähnung Rat-
perts von Sankt Gallen als Autor und die Sankt Galler Heiligen spätestens in England
weggelassen wurden. Eine Verbindung liturgischer Texte zum ostfränkisch-deutschen
Reich war, sofern sie überhaupt bekannt war, nicht attraktiv genug, um deren Abschrift
oder Nutzung argumentativ abzusichern.
D) 2) e) Seelsorge
Predigten
Im Gegensatz zum ostfränkisch-deutschen Reich war die volkssprachliche Predigt im
spätangelsächsischen England viel weiter verbreitet.^ Aus dem späten 10. Jahrhundert
liegen Predigtsammlungen vor, die von Vertretern der benediktinischen Reform in
England zusammengestellt und in die zum Teil ältere Texte aufgenommen worden wa-
ren.^"' Einen herausgehobenen Stellenwert erhielt die Predigt aber erst bei der zweiten
Generation der angelsächsischen Reformer, insbesondere bei Aelfric und WulfstanW
Die Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten außer mit dem Kompilations- und
Übersetzungsprozess ausführlich mit den Quellen für Aelfrics Predigten beschäftigt.
Sie hat dabei zeigen können, dass der Verfasser sich vor allem auf karolingische Auto-
ren stützte, auch auf Paulus Diaconus, Haymo von Auxerre, Hrabanus Maurus, Sma-
ragdus von Saint-Mihiel und Amalarius von MetzP^ Über diese karolingischen Theo-
logen bezog Aelfric wie andere Autoren seiner Zeit patristisches Gedankengut.^ Bei
Wulfstan ist ebenfalls eine umfassende produktive Nutzung karolingischer Autoren
für das Erstellen seiner Predigten belegt, auch er benutzte Texte unter anderem von
1961 Zu den Unterschieden vgl. Gatch, Achievement, S. 48-51.
1962 Wichtige Sammlungen aus dem späten 10. Jahrhundert sind z. B. die Bückling Predigten und
die Vercelli Predigten, vgl. Büdding Predigten, cd. Morris, und Büdding Predigten, cd. Pciü/, bzw.
Verceiü Predigten. Hinweise auf Quellen oder inhaltliche Bezüge zum ostfränkisch-deutschen
Reich gibt es keine.
1963 Neuere Editionen: Zetfric, Heidgenpredigten, Heifric, Predigten, ed. Pope, und Heifric, Predigten,
ed. Ciemoes, bzw. Wiii/stan, Predigten. Die große Bedeutung der Seelsorge für die angelsächsi-
schen Reformer hat zuletzt hervorgehoben Barrow, Community, S. 92-93. Zu Aelfrics Leben
und Werk vgl. als Überblick Gneuss, TElfnc; zu Wulfstans Leben vgl. Mason, Wulfstan, zu
seinen Werken vgl. Whitelock, Introduction, S. 17-28.
1964 »TElfric was the most important, if not the only, Synthesizer of Continental sources for the
Anglo-Saxon church.« Lrantzen, Literature, S. 142. Zu den karolingischen Vorlagen Aelfrics
vgl. Busse, Self-Understanding, S. 86, Ciemoes, TElfnc, S. 185, Lrantzen, Literature, S. 142,
Gatch, Preaching, S. 45, und Jones, Book, S. 661, eine Übersicht über lateinische Werke, die
Aelfric kannte, mit allen Belegstellen bei Papidge, Patin BooPs, S. 250-266, zudem die Spezial-
untersuchungen zu einzelnen Autoren und deren Benutzung karolingischer Texte von God-
den, Experiments, Godden, Introduction, S. xli-lxii, Smetana, Aelfric, Smetana, Paul, und
Wilcox, Introduction, S. 18, sowie insbesondere die Arbeiten von Joyce Hill, vgl. Hill, Gre-
gory, Hill, Homily, Hill, Manuscript, Hill, Resistance, Hill, Smaragdus, und Hill, Tradition.
1965 Vgl. Hill, Gregory, S. 419, Hill, Manuscript, S. 70, und Hill, Smaragdus, S. 204.