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B) Regiones
Reich den Anlass, die Vita eines angelsächsischen Heiligen zu verfassen. Die Historio-
graphen aus Flandern, die wahrscheinlich alle aus den kanalnahen Klöstern stammten,
profitierten hingegen von in England lebenden Patronen, die zuvor in differierenden
Formen in Kontakt mit dem ostfränkisch-deutschen Reich gekommen waren und sich
aus unterschiedlichen Gründen persönlich in Flandern aufgehalten hatten. Vom Exi-
lanten Abbo von Fleury und vom Genter Mönch Adelard abgesehen waren sämtliche
Autoren auf die Patronage ihrer Auftraggeber angewiesen. Nur Folcard wurde von sei-
nem Patron eine Pfründe verliehen, alle anderen mussten nach Abschluss ihres Werks
oder nach dem Tod des Patrons nach neuen Gönnern Ausschau halten. Ausschließlich
von den westfränkischen Verfassern ist nachgewiesen, dass sie sich wieder auf den
Kontinent begaben, Goscelin suchte hingegen in England nach neuen Förderern; das
Schicksal aller weiteren Autoren ist nicht bekannt. Verbindungen der Gelehrten unter-
einander sind nicht bezeugt.
Goscelin von St. Bertin band die Erinnerung des Klosters Wilton an Benna in un-
terschiedliche Argumentationszusammenhänge seiner Edith-Vita ein und nutzte mit
einem hohen Grad an Variabilität die Herkunft Bennas für seine Aussageabsicht, Edith
als Heilige zu verherrlichen. Anders als Benna fanden die Autoren aus Flandern keinen
späteren Biographen, der Aspekte ihrer Lebenswege in neue narrative Kontexte einbet-
tete. Somit können nur Aussagen darüber getroffen werden, wie die Verfasser selbst
Bezüge zum ostfränkisch-deutschen Reich herstellten und für ihre Absichten nutzten.
Folcard erwähnt in seiner Johannes-Vita keine Beziehungen zum Kontinent, was mit
seinem Sujet erklärt werden kann. Kaum eine Nutzung der Verbindungen zwischen
England und dem ostfränkisch-deutschen Reich findet sich des Weiteren bei Adelard,
wohl weil der Genter Mönch als einziger der Autoren nicht nach England gegangen
war. Goscelin hingegen, obwohl er, anders als Adelard, Viten angelsächsischer Heiliger
verfasste, die fast nie die Insel verlassen hatten, stellt immer wieder Bezüge zum Konti-
nent und zum ostfränkisch-deutschen Reich her. Der Sachse B. markiert durch die von
ihm erwähnten Verbindungen zwischen England und dem ostfränkisch-deutschen
Reich wichtige Konfliktsituationen und macht aus der Exilepisode ein moralisches Ex-
empel. Der Verfasser der >Vita Edwardi Regis< nutzt an mehreren Stellen kontinentale
Bezüge, aber besonders der Autor des >Encomium Emmae< weist den Verbindungen
Knuts und vor allem Emmas zum ostfränkisch-deutschen Reich eine zentrale Bedeu-
tung zu und entwickelt aus diesen ein eigenes Konzept einer durch das Exil begründe-
ten Gemeinschaft. Die wichtige Bedeutung der Verbindungen zum ostfränkisch-deut-
schen Reich in den Werken der von dort stammenden Autoren wird bei einem Vergleich
mit der angelsächsischen Viten- und Chronikproduktion noch deutlicher und mag als
Ergebnis nicht überraschen. Die Nutzungsformen von Bezügen und die Variabilität ih-
res Einsatzes zeigen bei einem genauen Blick aber eine große Bandbreite.
B) 2) g) Abte und Mönche
Angdsö&sis&e ÄHe Mud Mönd;e o s f/m ;'s d ; - & M f s d; e n Edd;
Mit der angelsächsischen Mission auf dem Kontinent ab dem späten 7. Jahrhundert kam
eine beträchtliche Zahl an Klerikern, Mönchen und Nonnen in den östlichen Teil des
Frankenreichs; Wilfrid, Willibrord oder Bonifatius sind nur die bekanntesten Namen.
B) Regiones
Reich den Anlass, die Vita eines angelsächsischen Heiligen zu verfassen. Die Historio-
graphen aus Flandern, die wahrscheinlich alle aus den kanalnahen Klöstern stammten,
profitierten hingegen von in England lebenden Patronen, die zuvor in differierenden
Formen in Kontakt mit dem ostfränkisch-deutschen Reich gekommen waren und sich
aus unterschiedlichen Gründen persönlich in Flandern aufgehalten hatten. Vom Exi-
lanten Abbo von Fleury und vom Genter Mönch Adelard abgesehen waren sämtliche
Autoren auf die Patronage ihrer Auftraggeber angewiesen. Nur Folcard wurde von sei-
nem Patron eine Pfründe verliehen, alle anderen mussten nach Abschluss ihres Werks
oder nach dem Tod des Patrons nach neuen Gönnern Ausschau halten. Ausschließlich
von den westfränkischen Verfassern ist nachgewiesen, dass sie sich wieder auf den
Kontinent begaben, Goscelin suchte hingegen in England nach neuen Förderern; das
Schicksal aller weiteren Autoren ist nicht bekannt. Verbindungen der Gelehrten unter-
einander sind nicht bezeugt.
Goscelin von St. Bertin band die Erinnerung des Klosters Wilton an Benna in un-
terschiedliche Argumentationszusammenhänge seiner Edith-Vita ein und nutzte mit
einem hohen Grad an Variabilität die Herkunft Bennas für seine Aussageabsicht, Edith
als Heilige zu verherrlichen. Anders als Benna fanden die Autoren aus Flandern keinen
späteren Biographen, der Aspekte ihrer Lebenswege in neue narrative Kontexte einbet-
tete. Somit können nur Aussagen darüber getroffen werden, wie die Verfasser selbst
Bezüge zum ostfränkisch-deutschen Reich herstellten und für ihre Absichten nutzten.
Folcard erwähnt in seiner Johannes-Vita keine Beziehungen zum Kontinent, was mit
seinem Sujet erklärt werden kann. Kaum eine Nutzung der Verbindungen zwischen
England und dem ostfränkisch-deutschen Reich findet sich des Weiteren bei Adelard,
wohl weil der Genter Mönch als einziger der Autoren nicht nach England gegangen
war. Goscelin hingegen, obwohl er, anders als Adelard, Viten angelsächsischer Heiliger
verfasste, die fast nie die Insel verlassen hatten, stellt immer wieder Bezüge zum Konti-
nent und zum ostfränkisch-deutschen Reich her. Der Sachse B. markiert durch die von
ihm erwähnten Verbindungen zwischen England und dem ostfränkisch-deutschen
Reich wichtige Konfliktsituationen und macht aus der Exilepisode ein moralisches Ex-
empel. Der Verfasser der >Vita Edwardi Regis< nutzt an mehreren Stellen kontinentale
Bezüge, aber besonders der Autor des >Encomium Emmae< weist den Verbindungen
Knuts und vor allem Emmas zum ostfränkisch-deutschen Reich eine zentrale Bedeu-
tung zu und entwickelt aus diesen ein eigenes Konzept einer durch das Exil begründe-
ten Gemeinschaft. Die wichtige Bedeutung der Verbindungen zum ostfränkisch-deut-
schen Reich in den Werken der von dort stammenden Autoren wird bei einem Vergleich
mit der angelsächsischen Viten- und Chronikproduktion noch deutlicher und mag als
Ergebnis nicht überraschen. Die Nutzungsformen von Bezügen und die Variabilität ih-
res Einsatzes zeigen bei einem genauen Blick aber eine große Bandbreite.
B) 2) g) Abte und Mönche
Angdsö&sis&e ÄHe Mud Mönd;e o s f/m ;'s d ; - & M f s d; e n Edd;
Mit der angelsächsischen Mission auf dem Kontinent ab dem späten 7. Jahrhundert kam
eine beträchtliche Zahl an Klerikern, Mönchen und Nonnen in den östlichen Teil des
Frankenreichs; Wilfrid, Willibrord oder Bonifatius sind nur die bekanntesten Namen.