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Gramsch, Robert; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Das Reich als Netzwerk der Fürsten: politische Strukturen unter dem Doppelkönigtum Friedrichs II. und Heinrichs (VII.) 1225 - 1235 — Mittelalter-Forschungen, Band 40: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34756#0081

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80

1. Politische Verflechtungen im spätstaufischen Reich

historischen Zeitpunkt enthalten sind.^3 Betrachten wir zur Verdeutlichung dieser Ope-
ration der Einfachheit halber noch einmal unser Nibelungenbeispiel aus Kapitel 1.2.3
(Abbildung 11):

Abb. 11: Das Modell des „Netzwerkes Reich" (II): Übertragung von Datensätzen in die Sozioma-
trix. Als Beispiel ist die Soziomatrix gewählt, die mit dem in Abb. 9 (S. 47) dargestell-
ten Soziogramm des Burgendenhofs korrespondiert, dargestellt ist der Status zw dem
„Wormser Domtürenstreit" (links) und Janaci; (rechts).

BGHKOS
\11-
#B.runhi ld.
BGHKOS
\110--
#Brunhild.
\1111
#Gunther.
\1111
#Gunter.
\-l -
#Hagen.
\-l-
#Hagen.
\-l
#Kriemhild.
\-l
#Kriemhild
\-
#Ortwin.
\-
#Ortwin.
\
#Siegfried.
\
#Siegf ried

Die Davor-danach-Darstellung macht deutlich, wie ein Datensatz in die Soziomatrix
eingelesen wird: Es erfolgt einfach eine Eintragung der in der Tabellenspalte „Bezie-
hungsstatus" definierten konfliktischen Dyade zwischen Kriemhild und Brunhild an der
entsprechenden (oben hervorgehobenen) Stelle in die Soziomatrix.^ Die Soziomatrix
enthält nun eine Dyade mehr - denkbar wäre auch, dass eine an dieser Stelle schon
gesetzte Dyade überschrieben wird - und repräsentiert damit die „politische Situation"
im Burgundennetzwerk nach dem „Wormser Domtürenstreit". Eine jede so erstellte
Soziomatrix stellt somit eine Momentaufnahme des Netzwerkmodells für den Zeitpunkt
des jeweils letzten in die Soziomatrix übertragenen Datenbankeintrages dar.
Handelt es sich hierbei nur um einen technisch notwendigen Zwischenschritt, um
die in der Datenbank enthaltenen Verflechtungsdaten der Auswertung direkt verfügbar
zu machen (wobei solche Soziomatrizen auch manuell verändert werden können),^
213 Das Einstiegsdatum der folgenden Untersuchung, ab dem die Entwicklung des „Netzwerkes
Reich" systematisch untersucht wurde, ist der 19. März 1225, der Todestag der dagsburgischen
Erbtochter Gertrud, der heftige Erbauseinandersetzungen im Westen des Reiches auslöste
(dazu unten Kap. 2.6.). Um zur entsprechenden Anfangsmatrix zu kommen, werden zuerst
alle Verflechtungsdaten, die chronologisch vor dem 19.3.1225 liegen, in die (zuerst gänzlich
leere) Soziomatrix eingelesen, so wie es unten näher erklärt wird.
Der (fiktive) Datensatz ist auf S. 64 wiedergegeben. Die Soziomatrix liest sich als Kreuztabelle,
d.h., analog zu Entfernungstabellen in Autoatlanten kann der Beziehungsstatus zwischen
zwei Akteuren aus der jeweiligen Spalte und Zeile der Matrix herausgelesen werden. Nicht
gesetzte Dyaden sind in der Soziomatrix mit einem Strich bezeichnet. Zu Soziomatrizen siehe
auch JANSEN, Netzwerkanalyse, S. 99-102.
213 Bedeutsam ist diese Möglichkeit vor allem deshalb, weil sich auf diese Weise leicht prüfen
lässt, wie das Setzen oder Löschen einzelner Dyaden die Gesamtstruktur des Netzwerks
beeinflusst. Dadurch lassen sich auf experimentelle Weise historische Alternativszenarien,
etwa bei unsicherer Quellenlage, durchspielen und die Stabilität bestimmter analytischer
Befunde prüfen.
 
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