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Oschema, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Bilder von Europa im Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 43: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34759#0327

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326

Kapitel XII

und Isidor von Sevilla noch nichts von Frankreich zu lesen sei, sondern stellte
unumwunden fest, dass seine Heimat in seiner Gegenwart das größte König-
reich Europas seid" Trotz dieser parteiischen Einschätzung schrieb allerdings
auch er das Lob Italiens fort, das er als »allerschönstes Land« bezeichneted'
Wenige Jahre nach ihm erläuterte Enea Silvio Piccolomini in seiner Geschichte
des Basler Konzils, dass zumindest im Rahmen der Kirchenversammlung die
italienische Nation als Heimat der Kirche Petri und des römischen Reichs an
erster Stelle stand d^

2. Und die meisten!

Wie bereits anhand des Werks von Gervasius von Tilbury gezeigt^ betonten
einzelne Autoren ab dem 13. Jahrhundert die dichte Besiedlung Europas, so
dass der Erdteil auf der Grundlage seiner hohen Bevölkerungszahl aus einem
Vergleich mit Asien oder Afrika >siegreich< hervorgehen konnte. Während bei
Gervasius dieser Gedanke noch eher nebenbei eingeführt wurde, um die un-
terschiedlich dichte Beschreibung der drei Erdteile zu rechtfertigen, wurde er
in den folgenden Jahrhunderten zuweilen systematischer ausgebaut. Dabei
gingen Verweise auf quantitative und auf qualitative Vorzüge Hand in Hand,
da letztere aus ersteren abgeleitet werden konnten, wie vor allem das in der
Mitte des 14. Jahrhunderts entstandene »Polychronicon« des englischen His-
toriographen Ranulph Higden demonstriert:
Ganz im Sinne der universalhistorischen Tradition schickte Higden seiner
umfangreichen Kompilation ein eigenes Buch voraus, das breit angelegte geo-
graphische oder kosmographische Beschreibungen als Grundlage der dann
folgenden historischen Ausführungen bot. Während Higden hinsichtlich der
Grenzen vorwiegend etablierte Vorstellungen fortschriebN gestaltete er die
Inhalte, die er klassischen Vorbildern entnehmen konnte, stellenweise aus: Auf-
bauend auf der »Naturgeschichte« des älteren Plinius und den kosmographi-
schen Abschnitten der Enzyklopädie des Bartholomaeus Anglicus, den er als
»Priscian« bezeichnete^, unterstrich er die Unterordnung Afrikas zu Europa.
Aufgrund seiner geringen Größe und des schlechten Klimas, das zur Wüsten-
bildung führe, sei Afrika in den Augen vieler nämlich nicht als eigenständiger
Erdteil zu führend^ Was für das Land und dessen Fruchtbarkeit selbst galt, er-

40 Pierre d'Ailly, Ymago mundi, hg. Buron 1930, Bd. 1, S. 334: SeiendMm aniem ^nod Orosins ei
YsidorMS ahäyMe anfayMi cosmograpd; niedd pene io^MMninr de /hwcie regno in gadds eonsiiiMio (?Mod
omniMm regnornm enrope nnne maximMm esi.
41 Ebd., Bd. 1, S. 328: Terra pMicdernma sod /eridiiaie painddyne uderiaie gradssdna.
42 Enea Silvio Piccolomini, De gestis concilii Basiliensis commentariorum libri II, hg. Hay/Smith
1967, S. 201: Nadonem tarnen ftadeam ed'am sedes Nah Pein ei Romannm imperinm /äed priorem; f.. J.
43 Siehe Kap. XII, Anm. 13.
44 Ranulph Higden, Polychronicon, hg. Babington/Lumby 1865-1886, Bd. 1, S. 46/48 (16), 52-56
(18) und 168-170 (122: Grenzen und Europa-Sage; zu letzterer s.a. Bd. 2, S. 340/342).
45 Zu Higdens Werk und Quellen s. knapp Beal 2010.
46 Die auf Lukan zurückzuführende Formel begegnet im 14. Jh. mehrfach, s. Kap. XII, Anm. 14.
 
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