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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 6.1907

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Nr. 12
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Widmer, Karl: Pfeifer und Grossmann in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.23633#0694
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Pfeifer und Grossmann in Karlsruhe

gleich durch ein heimatlich-gemütliches Motiv. Bei
dem Doppelhaus am Richard Wagnerplatz kam es
im besonderen darauf an, das Gebäude als ein ge-
schlossenes Ganzes wirken zu lassen und doch die
Trennung in zwei gesonderte Einzelhäuser zu kenn-
zeichnen. Bei dem Haus Pfeifer ist die Perspek-
tivenwirkung durch die das Vorgärtchen abschlies-
sende Steinbrüstung und die dahinter sich auf-
bauende Terrasse besonders reizvoll. Wie bei allen
ihren Bauten zeigt sich auch hier das Bestreben,
jede Aufgabe einfach und gross anzufassen: die
Wirkung der konstruktiven, raumbildenden und
raumumschliessenden Elemente: Mauer und Dach
und ihrer Verhältnisse nicht durch störende Klein-
lichkeiten und unnötige Zerstückelung zu beein-
trächtigen und auch farbig der Erscheinung des
Hauses in der Ausspielung der natürlichen Schön-
heit des Materials - weisser Verputz, graugrüner
Sandstein, Schiefer — einen ruhigen und harmo-
nischen Eindruck zu verleihen. Insbesondere: das
Haus auch ruhig und einheitlich in seine Umgebung
einzustimmen. V
V Pfeifer und Grossmann haben in neuerer Zeit
sich mit Erfolg auch an die Lösung öffentlicher
Aufgaben gemacht. Bei einem Wettbewerb um die
Triberger Realschule wurde ihnen die Aus-
führung zugesprochen. Auch hier handelte es sich
darum, das an einem steilen Abhang gelegene Haus

organisch in die Landschaft einzubauen und auch
dem lokalen Baucharakter seiner Umgebung anzu-
passen. Der Entwurf vermeidet, indem er die
malerische Belebung der Silhouette durchaus aus
praktisch gegebenen Bedürfnissen entwickelt, na-
mentlich auch die gegebenen Ungleichheiten des
Niveaus glücklich ausnützt, doch jede unnötige
Spielerei mit Türmen, Giebeln u. dergl., die ledig-
lich um des malerischen Effektes willen angebracht
sind. Es ist ein besonderes Verdienst des Gemeinde-
rats, diesem ernst und sachlich aufgefassten Projekt
den Vorzug gegeben zu haben, zumal da unsere
badischen Landstädte an guten öffentlichen Bauten
bis jetzt wenig aufzuweisen haben. V
V Auch für das Kurhaus in Triberg, das in
ein bis zwei Jahren gebaut werden soll, ist ihnen
der erste Preis zu teil geworden. Ein Gartensaal,
als Promenaderaum gedacht, liegt zwischen Theater-
saal und Ausstellungshalle und öffnet sich in seiner
Längsfront gegen die Gutach und die gegenüber-
liegenden Höhen. Auch hier, wo es sich um die
architektonischen Aufgaben unserer grossen und
kleinen Kurorte handelt, ist noch ein weites und
wichtiges Feld für eine künstlerische Regeneration
unserer öffentlichen Bautätigkeit. Es ist erfreulich,
wenn Triberg andern und zum Teil grösseren
badischen Kurorten darin mit gutem Beispiel voran-
geht. v

6 IfN-OAtN©

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Pfeifer & Grossmann, Grundriss des Hauses am Richard Wagnerplatz in Karlsruhe
 
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