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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 8.1909

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Nr. 3
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Schaefer, Karl: Luxusbauten von Runge & [und] Scotland - Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24105#0163
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LUXUSBAUTEN VON RUNGE & SCOTLAND-BREMEN

Auf dem Boden Bremens gedeiht das Einfamilien-
haus noch immer. Der landschaftliche Charakter
und die offene Bauweise in den teueren Teilen
der Vorstadt, die sich gegen das Dorf Oberneuland
hin weiter und weiter vorschiebt, bieten günstige
Vorbedingungen für eine ländliche Fassung der
Aufgabe. Während in den Strassen der Altstadt,
wie an anderen Orten nicht anders, leider noch
oft genug die dankbarsten Aufgaben der Geschäfts-
und Kontorgebäude in die Hände von Unternehmern
geraten, haben gerade in diesen vorstädtischen Wohn-
häusern die Architekten ein schönes Feld. Runge &
Scotland haben darin eine eigene unverkennbare Aus-
drucksweise gefunden. Anklänge an die Behaglich-
keit, mit der englische Künstler Garten und Haus
ineinander wachsen lassen, ihre Fenster gruppieren
und verständig nach dem Bedarf abwechselnd so
bilden, wie sie dem Innenraume gerade am besten
dienen. Anklänge an die Säulen und Giebel der
Zeit vor lOOJahren, in der die Architektur so sicher
den Ton der Anpassung an das Landleben gefunden
hat. Dazu eine schmucke Farbigkeit von weissem
Putz und roten Ziegeldächern vereinigen sie zu
einem anmutigen poetisch-liebenswürdigen Aus-
druck, ohne doch in Spielerei oder unpraktische

Romantik zu verfallen. Das Haus Vassmer in Vahr
das so wundervoll mit seiner Gartenumgebung zu-
sammenwächst, und der Atelierbau und Hof ihres
eigenen in der Vorstadt gelegenen Hauses sind aus-
gezeichnete Beispiele dieser schon lange so selb-
ständig und sicher ausgebildeten Stilrichtung. Die
Bilder sprechen deutlich genug für sich. Dieser
Landhausbau ist aber nur die eine Hälfte der per-
sönlichen Begabung von Runge & Scotland; die
andere gilt der Raumgestaltung, der Ausstattung
des Innern, in der die Architekten nicht minder
die reizvollen Farben und Formen alter Möbel-
stücke und alter Raumideen mit moderner Auf-
fassung zu einem persönlich empfundenen Ganzen
zu vereinigen wissen. Eine ungewöhnliche Begabung
fürdie malerische Darstellungsolcher Raumstimmung
kommt dazu, um diesen Bildern von Garten, Diele,
Stube oder Kammer ein starkes Leben und eine
farbig eigene Behaglichkeit zu geben, die ebenso
ungezwungen wie freundlich heiter erscheint. Es
sind freundliche, sauber und einladend, natürlich
und ausgesprochen fröhlich gebildete Häuser und
Wohnräume, die einen zierlichen Massstab und
ein lustiges Vielerlei von Einfällen brauchen und
jedem Schema aus dem Wege gehen. V
Dr. K Schäfer,


RUNGE & SCOTLAND-BREMEN, Studie
 
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