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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Josef Hoffmann und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0464

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374







Maßstab : 1 : 200

Architekt Oberbaurat Prof. Dr. Josef Hoffmann, Wien
Reihenhaustype für die Siedlung N.

familien- und Landhäuser, endlich für außerordentliche
Zwecke — z. B. das Bootshaus des Ruderklubs in Zagreb
— gefunden haben, grundsätzlich kommen sie alle aus
der Lehre Hoffmanns, die hier ihre klärende und keim-
spendende Kraft sinnfällig bekundet.
Ihre Modelle stimmen in den besten, wesentlichen
Eigenschaften mit seinen Gedanken überein. Man achte
darauf, wie bei den Siedlungshäusern mit dem Mindest-
maß von 35 m2 freie Beweglichkeit, bei der Villa mit
63 m2 ein gewisses Maß von räumlicher Noblesse erzielt
wird; wie bei der wiederkehrenden Abfolge von Wohn-
und Wirtschaftsräumen im Erdgeschoß und Schlafzimmern
im Oberstock die Figuration wohl wechselt, aber der
funktionelle Zusammenhang gewahrt bleibt; wie die ge-
würfelte Form aus dem Grundriß hergeleitet wird, die
geschlossenen Mauern und die Fensteröffnungen den
Wetterrichtungen folgen; wie endlich alle Stufen der
Häuser mit ihren Terrassen und Baikonen bis hinauf zu
den Flächen und Nischen der Dächer dem Luft- und Sonnen-
leben dienen, der Lebensfrische, der Lebensfreude, einem

klaren, klugen Lebenssinn — und wird schon an diesen
Merkmalen im Versuch der Schüler den Geist des Führers
verspüren.
Damit will nicht gesagt sein, daß durch diese gemein-
same Grundlegung die Eigensprache der jungen Talente
behindert werde. Wo sie vorhanden ist, kommt sie zu
ihrem Ausdruck. Man vergleiche etwa nur das Landhaus
von Panigl mit dem andern für Ragusa von Ulrich und
verweile bei dem Bootshaus desselben Autors. Man wird
in den dargebotenen Proben unschwer nicht nur die
Charaktere der Urheber, sondern auch die Gegenden ihrer
Herkunft erkennen. Die jungen Begabungen sorgfältig
zu hüten und zu entwickeln, aber auch mit seiner reifen
Einsicht zu umzäunen, ist immer das Ziel des Lehrers
Hoffmann gewesen. Und ist es auch heute.
Immer hat er das Recht der Jugend, des nachrückenden
Geschlechts, des neuen reinen Lebens in der Kunst selbst-
los und leidenschaftlich verteidigt. Die Jugend dankt es
ihm, indem sie sich zu Taten anschickt, die unverlierbar
seines Wesens Spuren tragen. M. E.
 
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