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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Nr. XII
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Feddersen, Martin: Zu den Innenarchitekturen von M. J. Goldschmidt, Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0598

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488


Phot. Gebr. Dransfeld, Hamburg
M. J. Goldschmidt, Hamburg
Bibliothek und Herrenzimmer aus kaukasischem Nußbaum im Hause M. in Hamburg

ZU DEN INNENARCHITEKTUREN
VON M.J.GOLDSCHMIDT, HAMBURG

In der Nachkriegszeit ist neben der Verwendung edler
Hölzer für Möbel und Wandverkleidung ein neues Ma-
terial in Erscheinung getreten: der Schleiflack. Während
er für Herrenzimmer und überhaupt für solche Räume,
die einen ernsteren Charakter haben, weniger paßt,
macht ihn seine Farbigkeit, die Möglichkeit interessanter,
ja koketter Farbenzusammenstellungen für Damenzimmer,
Frühstückszimmer und dgl. besonders geeignet. Auch für
Kinderzimmer, denen man ja gern ein munteres Aussehen
gibt, passen seine lebhaften Töne. Der hamburgische
Innenarchitekt M. J. Goldschmidt, aus dessen Schaffen
wir hier einiges zeigen, scheint beim Entwerfen seiner
Innenräume von diesem Gesichtspunkt auszugehen. Das
hier abgebildete Bibliothekzimmer z. B. hat er in kau-
kasischem Nußbaum ausgeführt, im Damenzimmer des
Hauses F. dagegen hat er die Holzteile mit pfirsichrotem
Schleiflack verkleidet, der in Verbindung mit den Tönen
der Wandbespannung eine recht hübsche Wirkung ergibt.

Sehr munter wirkt in seiner blauen Schleiflackausstattung
das Kinderzimmer im Hause L., dessen Wände B. Karberg
mit lustigen Tierbildern bemalt hat. — Immer sind bei
Goldschmidts Arbeiten der Raum und sein beweglicher
Inhalt in einen guten Zusammenklang gebracht; er be-
währt sich gerade in der Lösung dieser schwierigen Auf-
gabe als Innenarchitekt im besten Sinne.
Daß Goldschmidt nicht nur dort, wo der auszu-
schmückende Raum seinen Absichten günstig ist, etwas
zu erreichen versteht, läßt das Frühstückszimmer er-
kennen, das, an sich dunkel und unfreundlich, durch
richtige Farbenwahl soviel Helligkeit erhielt, wie bei
der verfehlten Anlage überhaupt möglich war. Noch
eindrucksvoller war für mich in dieser Hinsicht ein hier
nicht abgebildeter öder Bureauraum in einer Bibliothek,
der durch keinen anderen Schmuck als durch Anstrich
in ein paar kräftigen Farbtönen in einen freundlichen
Aufenthaltsort verwandelt wurde. Martin Feddersen.
 
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