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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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dieser drei Werke ist ohne Frage die Tafel der
Deutschordenskirche. Die Rankenornamentik, die
dieses Bild zeigt, ist die gleiche wie die des „Frank-
furter Dürerschülers“, etwa auf dessen Darstellung
im Tempel im Frankfurter Städtischen Museum
(dessen Entstehungszeit ich nicht kenne, das ich
aber unbedenklich nach 1508 setzen würde) oder
auf dessen Maria und Schmerzensmann im Ger-
manischen Museum in Nürnberg (die auch, wenn
mich die Erinnerung nicht täuscht, in den Typen
Verwandtschaft zeigen). Nicht unmöglich, daß hier
der dem Stile nach jüngere Künstler wieder auf
den Vorgänger zurückgewirkt hat. Der „Meister
der Frankfurter Kreuzigungen", wie man den
Maler provisorisch nennen kann, weist sich in seinen
Farben, seinen Typen als Mittelrheiner, etwa mit
oberrheinischen Antecedentien, aus. Wenn er sich
auch an Bedeutung nicht entfernt mit dem Meister
des Hausbuchs oder auch nur mit dem Frankfurter
Dürerschüler, messen kann, so behauptet er doch
REZENSIONEN .
WALDMANN, EMIL, Die Nürnberger
Kleinmeister (Meister der Graphik, her-
ausgegeben von Dr. Hermann Voss. Bd.
V). Leipzig, Klinkhardt & Biermann.
Das Thema ist weit hergeholt, denn das Buch
beginnt mit einem Kapitel über die Kultur Nürn-
bergs um 1500, dem ein zweites über Dürers Graphik
folgt. Dann erst kommen die Kleinmeister daran.
Das Thema ist über die zulässige Grenze fortge-
führt, wenn zum Schluß gesagt wird, ein wirk-
licher Nachfahr der Kleinmeister ist im XIX. Jahr-
hundert Ludwig Richter gewesen. Den Brüdern
Beham geschieht bitteres Unrecht, wenn als ihr
postumer Schüler der kleine sächsische Philister
bezeichnet wird, der Horns Spinnstube und Musaeus
Märchen für die Abendergötzung der Spießbürger
am runden Tisch unter der Hängelampe illustrierte.
Nur belanglose Äußerlichkeiten konnten zu der
Vergleichung irreleiten. Zwischen der Kunst der
alten Nürnberger und der des altmodischen Sach-
sen klafft ein Unterschied, der so groß ist wie ihre
zeitliche Entfernung. Das Thema ist nur um die
Nürnberger Kleinmeister gezogen, das sind die
beiden Beham, der Meister J. B. und Jörg Pencz;
da J. B. und Pencz wahrscheinlich eine Persönlich-
keit sind, werden nur drei behandelt. Diese Be-
grenzung ist möglich, aber doch mehr hequem
als nützlich. In einem Buch über die Kleinmeister
wird Heinrich Aldegewer zu suchen sein, mit Recht,
denn er hat vor allem den tiefsten Eindruck ge-

durchaus selbständig seine Stellung neben diesen
und verdient als einer der Künstler, die am Mittel-
rhein den Übergang vom Quattrocento zum Cin-
quecento vollzogen haben, unsere Beachtung.
Carl Gebhardt.
Schaffners Wettenhausener Altar.
In der Alten Pinakothek zu München wurden
die bisher auf der Nürnberger Burg aufbewahrten
Reliefs der Innenseiten der Innenflügel des Wetten-
hausener Altars mit den zugehörigen Gemälden
Schaffners wiedervereinigt. Die Entdeckung dieses
Zusammenhanges wird Herrn Dr. Braune verdankt.
Ich hebe dies hier um so lieber hervor, als in
meinem Buche über die Ulmer Plastik um 1500,
S. 108, der Sachverhalt infolge mangelhafter In-
formation leider nicht mit der wünschenswerten
Deutlichkeit zum Ausdrucke kommt.
Julius Baum.<

macht und am nachhaltigsten gewirkt. Auch war
er leicht beizufügen, denn die Gewählten bilden
keineswegs eine isolierte lokale Gruppe von ge-
schlossener Nürnberger Art. Das Heimatliche ist
bei ihnen sogar recht unwesentlich. Die beiden
Beham nehmen, was sie in Nürnberg gelernt
haben, in ihre neuen Heimstätten mit und er-
scheinen dann unter Frankfurtern und Münchnern
durchaus nicht nürnbergisch. Der Dritte, der in
Nürnberg geblieben ist, entwickelt sich ganz gleich
den beiden verzogenen Genossen.
Die kulturhistorische Verbreiterung des Themas
ist sehr more majorum beliebt worden. Wenn
aber die Altvordern ihre Bücher Dürer und seine
Zeit oder Holbein und seine Zeit betitelten, so
wächst daraus den kunsthistorischen Junghintern
(wenn ich diesen von einem der Romantiker witzig
erdachten Ausdruck gebrauchen darf) nicht das
Recht, Jörg Pencz in seiner Zeit zu schildern.
Denn er hat seiner Zeit wenig gegeben, er und
seine kleinmeisterlichen Freunde sehen mit den
Augen ihrer Umgebung, vermögen den Zeitge-
nossen aber nicht die Blickrichtung zu stellen.
Die Verwendbarkeit und Kopierfähigkeit ihrer Kunst
ist mehr ein geschäftlicher, denn ein künstlerischer
Erfolg.
Die Kleinmeisterkunst ist ein durchackertes Ge-
biet der deutschen Kunstgeschichte. Waldmann
konnte zumeist sichere Tatsachen und verbürgte
Anschauungen geben, er tut es in sehr zusagender
Darstellung der besten literarischen Form. Nur

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