lung seines Herrn mitzubringen — allerdings ein kostbares Heiratsgut. Mit Mühe
hielten kunstverständige Berater den jungen Ludwig XIII. von der Verschenkung
seines herrlichsten Bildes zurück, so daß der Herzog im letzten Augenblick seinen
Plan vereitelt sah. Es liegt sehr nahe, anzunehmen, daß man die arg getrübte
Stimmung des herzoglichen Brautführers und das Wohlgefallen des königlichen
Schwagers durch Hergabe eines „ähnlichen Stückes" aus der Galerie des Königs
wieder herzustellen suchte, und da konnte man kaum ein so passendes Werk
finden als desselben Künstlers Halbfigur des Johannes Bapt. Nachdem Jabach
den Johannes bei der Versteigerung der Galerie Karls I. 1651 zurückgekauft hatte,
überließ er ihn bald dem Kardinal Mazarin und nach dem Tode desselben (1661)
traten ihn die Erben an die Galerie des Königs ab ').
Felibien, Entretiens (1685 I, 195) nennt nur im Kabinett des Prinzen Conde in
Paris „une teste de S. Jean" und identifiziert dieses Stück (jedenfalls nur vermu-
tungsweise) mit dem Bilde bei Cam. Albizi (s. Borghini). Aber der erste Direktor
der Gemäldegalerie des Louvre, Le Brun, verzeichnet den Joh. B. 1683 als Nr. 58. Die
Vermutung von M. Fern. Engerand, das heute als Bacchus benannte Bild (Nr. 1602)
könne Gegenstand des mehrfachen Besitzwechsels gewesen sein, wird durch den
zuverlässigen Pierre Mariette widerlegt. Dieser schrieb 1730 in seiner berühmten
Abhandlung über Leonardo (weitverbreitet durch Bottaris Raccolta di lettere, II, 243
der Ausgabe von Ticozzi) gelegentlich des Stiches, den Jean Boulanger nach der
Halbfigur des Johannes anfertigte, daß dieses Bild damals im Besitze des Jabach
gewesen sei.
Nach Angabe von Fr. Villot, die schon 1849 von Rigollot, Catalogue S. 6, wieder-
gegeben wird, und seitdem von den Katalogen des Louvre und von den Leonardo-
biographen Müntz und v. Seidlitz übernommen wurde, hätte König Karl I. den Jo-
hannes B. für das bekannte Porträt des Erasmus von Holbein und eine hl. Familie
Tizians eingetauscht. Das kann jedoch so nicht stimmen, denn wie F. Engerand
S. 223 l. c. schreibt, trägt das Holbeinporträt auf der Rückseite die Signatur des
Jabach, stammt daher aus der 1671 in den Besitz Ludwigs XIV. übergegangenen
Galerie des kunstliebenden Bankiers. Engerand vermutet, daß dieses Porträt des
Erasmus identisch sei mit jenem Exemplar, das in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts sich in der Sammlung Brienne befand und ebenso wie die zwei Land-
schaften von Claude Lorrain desselben Besitzers schon ehedem in der Galerie Lud-
wigs XIII. gewesen sei. (Nach gütiger Mitteilung von M. A. Girodie aus dem mir
für den Augenblick nicht zur Verfügung stehenden Werke des F. Engerand.)
Zum Schluß versuchen wir die Frage Vasari zu beantworten, weshalb dessen
Vita di Leonardo trotz mancher Mängel von grundlegender Bedeutung stets bleiben
wird, das Bild eines hl. Johannes B. des Leonardo nicht erwähnt, obwohl
ihm die Notiz darüber in dem Libro Billi und dem Codice Magliabecchiano vorlag.
Das Halbfigurenbild Nr. 1597 des Louvre, d. i. das von Antonio de Beatis am
10. Oktober 1517 in St. Cloud gesehene „Original", ist mit höchster Wahrschein-
lichkeit, wenn nicht schon bei Lebzeiten des Meisters, so doch bald nach seinem
Tode direkt in den Besitz Franz' I. übergegangen. Somit hat Vasari dies Werk
der letzten Lebensjahre Leonardos nicht sehen können. Kopien von Schülerhand,
(1) F. Engerand 1. c. S. 8. Felibien, Entretiens sur les vies des Peintres, dessen erste Auflage, wie
mir Mr. Andre Girodie freundlichst mitteilt, 1666 — 68 erschien, führt das Bild in der Sammlung des
Königs allerdings nicht auf und ebensowenig begegnet es uns in desselben Autors Tableaux du Cabinet
du Roi 1679 (nach Angabe von M. Girodie nicht 1677, wie gewöhnlich angeführt wird).
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hielten kunstverständige Berater den jungen Ludwig XIII. von der Verschenkung
seines herrlichsten Bildes zurück, so daß der Herzog im letzten Augenblick seinen
Plan vereitelt sah. Es liegt sehr nahe, anzunehmen, daß man die arg getrübte
Stimmung des herzoglichen Brautführers und das Wohlgefallen des königlichen
Schwagers durch Hergabe eines „ähnlichen Stückes" aus der Galerie des Königs
wieder herzustellen suchte, und da konnte man kaum ein so passendes Werk
finden als desselben Künstlers Halbfigur des Johannes Bapt. Nachdem Jabach
den Johannes bei der Versteigerung der Galerie Karls I. 1651 zurückgekauft hatte,
überließ er ihn bald dem Kardinal Mazarin und nach dem Tode desselben (1661)
traten ihn die Erben an die Galerie des Königs ab ').
Felibien, Entretiens (1685 I, 195) nennt nur im Kabinett des Prinzen Conde in
Paris „une teste de S. Jean" und identifiziert dieses Stück (jedenfalls nur vermu-
tungsweise) mit dem Bilde bei Cam. Albizi (s. Borghini). Aber der erste Direktor
der Gemäldegalerie des Louvre, Le Brun, verzeichnet den Joh. B. 1683 als Nr. 58. Die
Vermutung von M. Fern. Engerand, das heute als Bacchus benannte Bild (Nr. 1602)
könne Gegenstand des mehrfachen Besitzwechsels gewesen sein, wird durch den
zuverlässigen Pierre Mariette widerlegt. Dieser schrieb 1730 in seiner berühmten
Abhandlung über Leonardo (weitverbreitet durch Bottaris Raccolta di lettere, II, 243
der Ausgabe von Ticozzi) gelegentlich des Stiches, den Jean Boulanger nach der
Halbfigur des Johannes anfertigte, daß dieses Bild damals im Besitze des Jabach
gewesen sei.
Nach Angabe von Fr. Villot, die schon 1849 von Rigollot, Catalogue S. 6, wieder-
gegeben wird, und seitdem von den Katalogen des Louvre und von den Leonardo-
biographen Müntz und v. Seidlitz übernommen wurde, hätte König Karl I. den Jo-
hannes B. für das bekannte Porträt des Erasmus von Holbein und eine hl. Familie
Tizians eingetauscht. Das kann jedoch so nicht stimmen, denn wie F. Engerand
S. 223 l. c. schreibt, trägt das Holbeinporträt auf der Rückseite die Signatur des
Jabach, stammt daher aus der 1671 in den Besitz Ludwigs XIV. übergegangenen
Galerie des kunstliebenden Bankiers. Engerand vermutet, daß dieses Porträt des
Erasmus identisch sei mit jenem Exemplar, das in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts sich in der Sammlung Brienne befand und ebenso wie die zwei Land-
schaften von Claude Lorrain desselben Besitzers schon ehedem in der Galerie Lud-
wigs XIII. gewesen sei. (Nach gütiger Mitteilung von M. A. Girodie aus dem mir
für den Augenblick nicht zur Verfügung stehenden Werke des F. Engerand.)
Zum Schluß versuchen wir die Frage Vasari zu beantworten, weshalb dessen
Vita di Leonardo trotz mancher Mängel von grundlegender Bedeutung stets bleiben
wird, das Bild eines hl. Johannes B. des Leonardo nicht erwähnt, obwohl
ihm die Notiz darüber in dem Libro Billi und dem Codice Magliabecchiano vorlag.
Das Halbfigurenbild Nr. 1597 des Louvre, d. i. das von Antonio de Beatis am
10. Oktober 1517 in St. Cloud gesehene „Original", ist mit höchster Wahrschein-
lichkeit, wenn nicht schon bei Lebzeiten des Meisters, so doch bald nach seinem
Tode direkt in den Besitz Franz' I. übergegangen. Somit hat Vasari dies Werk
der letzten Lebensjahre Leonardos nicht sehen können. Kopien von Schülerhand,
(1) F. Engerand 1. c. S. 8. Felibien, Entretiens sur les vies des Peintres, dessen erste Auflage, wie
mir Mr. Andre Girodie freundlichst mitteilt, 1666 — 68 erschien, führt das Bild in der Sammlung des
Königs allerdings nicht auf und ebensowenig begegnet es uns in desselben Autors Tableaux du Cabinet
du Roi 1679 (nach Angabe von M. Girodie nicht 1677, wie gewöhnlich angeführt wird).
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