Müller, Walter A.: Nacktheit und Entblößung in der altorientalischen und älteren griechischen Kunst (Leipzig, 1906)

Nacktheit und Schmucklosigkeit, erst bei den jüngeren Ton-
figürchen zu, und Herr Professor Zimmern glaubt auch aus
andern Gründen vor dieser Annahme warnen zu müssen.

Wie dem auch sei, nach der wahrscheinlichen Deutung
ist unser Typus rein menschlich zu verstehen, kann also ge-
wiß auch sterbliche Frauen bedeutet haben. Zwingt doch
Gleichheit der Gestaltung nicht zu gleicher Deutung, wofür
die altgriechischen Apollostatuen ein gutes Beispiel sind, die
sicher bald Götter, bald Menschen vorgestellt haben. Und
die menschliche Deutung dürfte im allgemeinen als die
ursprünglichere gelten. Diese auch für unsere Figuren offen
zu halten,3) vor allem für die in Gräbern gefundenen, empfiehlt
besonders die Analogie der ägyptischen Konkubinenstatuetten
(s. o. S. 25). Wir werden derselben Frage sogleich in Griechen-
land wieder begegnen.

*) vgl. Evans, Cretan pictographs S. 131, der aber nach dem Ge-
sagten zu weit geht, wenn er die menschliche Deutung auf alle orien-
talischen Ischtarfigürchen ausdehnen möchte.