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getragen, nur ein Beiwort weist auf die mykenische Damen-
tracht zurück.

IV. Die Kunst des geometrischen Stils.

Die mykenische Kunst wird vom Mutterlande her durch
die ausgebildete geometrische verdrängt, die Weiterentwick-
lung der vormykenischen Kunst. Der Umschwung vollzieht
sich nicht plötzlich, sondern in mancherlei Übergangsstadien,
worauf schon S. 65 anläßlich der kretischen Bronzefigur hin-
zuweisen war. Auch nach unten hin, nach der neuen orien-
talisierenden Periode, aus der sich der hellenische Archaismus
entwickelt, ist die Grenze nicht scharf zu ziehen und nicht
so früh, wie es Brückner und Pernice versucht hatten.1) Be-
sonders Dragendorffs theräische Forschungen haben gelehrt,
daß die geometrische Kunstweise z. T. noch ins 7. Jahrhundert
hineinreicht.2)

AYie zumeist, so steht auch auf unserem Gebiet das
Geometrische in entschiedenem Gegensatz zum Mykenischen,
indem es an Vormykenisches anknüpft. Das zeigt sich am
klarsten in der Rolle, welche die nackte Menschengestalt
spielt.

Das Hauptproblem, das uns die figürlichen Darstellungen
dieser Periode, und zwar für beide Geschlechter, bieten, ist
schon in der Einleitung berührt worden (S. 10). Haben wir
die in der Kunst dieser Zeit so weit verbreitete Nacktheit
als wirklich bestehend anzunehmen, oder als Konvention der
Kunst ?

Athen. Mitt. XVIII 1893 S. 137.
2) Thera II S. 234; vgl. Athen. Mitt. XXVIII 1903 S. 286ff. (Pfuhl).
 
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