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lieh hat auch die Nacktheit anfänglich einen rohen Charakter
getragen und namentlich den bösen Auswuchs der Knaben-
liebe befördert, wie sie sich z. B. in Thera an der Stelle der
dortigen Gymnopaidien ausspricht.1) Ein armer Bauer wie
Hesiod wollte von der völligen Entblößung noch nichts wissen
(s. S. 8). Doch allmählich änderten sich die Anschauungen,
und im Gefolge der aufblühenden Agonistik setzte sich die
Nacktheit, von den Dorern ausgehend, auch bei den übrigen
Stämmen des Mutterlandes durch. Besonders die Künstler
bemächtigten sich bald des unbekleideten, männlichen Körpers
und machten ihn zum allgemeinen, nationalen Ideal. Doch
gingen sie dabei weit über die durch das Leben gezogenen
Grenzen hinaus und setzten die Nacktheit in Situationen ein,
wo sie dem Leben fremd war. So tritt früh neben die gym-
nastische Nacktheit die idealisierende, die die künstlerische
Darstellung des Menschen von den Bedingungen des Lebens
loslöst.

B, Der Archaismus.

Wir gelangen jetzt zu der Periode, die wir kurzweg als
die archaische zu bezeichnen pflegen, in der sich aus dem,
was die mykenische und geometrische Zeit geschaffen, und aus
einer Fülle neuer orientalischer Anregungen allmählich die
eigentliche griechische Kunst und Kultur entwickelte. Es ist
hauptsächlich das 6. Jahrhundert und die angrenzenden Teile
des vorigen und des folgenden. Innerhalb dieser Periode wird
sich an Stelle der chronologischen eine systematisch geordnete

J) Hiller v. Gärtringen, Thera I S. 153.
 
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