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zweifelhaft, die der letzteren sicher und beruht, wie wir
glauben, auf Wirklichkeit. Die Frauenfigürchen sind mit
einer Ausnahme durchweg nackt und stellen eher Bei-
schläferinnen als Göttinnen dar.

II. Die mykotische Kunst.

1. Die Männer.

Die gewöhnliche Tracht des Mannes in der mykenischen
Kunst ist der Schurz. Er wird allein getragen in der leb-
haften Bewegung des Kampfes, der Jagd und des übrigen
Sports. Seine verschiedenen Formen brauchen hier nicht
genau erörtert zu werden. Hervorzuheben ist nur die eine,
spezifisch mykenische, wo der Schurz in zwei abgerundeten
Lappen vorn und hinten herabhängt, so daß die Schenkel bis
zu den Hüften hinauf entblößt bleiben.1)

Eine für uns wichtige Frage ist es, ob wie in Ägypten
bei der Schurztracht Entblößung des Gliedes, und daneben
völlige Nacktheit vorkommt. Beides ist bisher in größerer
Ausdehnung angenommen worden, als eine genauere Be-
trachtung der Bildwerke gestattet.

Besonders irreführend wTar hier eine erst neuerdings ganz
klar gewordene Tracht: das Gliedfutteral, das wir schon
aus dem prähistorischen Ägypten und aus Libyen kennen
(S. 15), zusammen mit dem Schurz. Am klarsten zeigen
dies die Tonfiguren von Petsofä auf Kreta.2) Hier erscheint
nicht selten das Futteral in deutlicher, plastischer Wiedergabe
unter dem Schurz. Manchmal aber war der Schurz nur weiß

x) Kretische Statuette in Wien. Arch. Anz. VII 1892 S. 48 Fig. 62.
a) Annual of the British School at Athens IX 1902-1903 Tf. 9, 10
S. 361 ff. (Myres) und S. 387 Anm. zu S. 364.
 
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