Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Niveau und Bodenbefund nach ist es wenig wahr-
scheinlich, daß die Steinfundamente mit Ausnahme
der erhaltenen Reste abgetragen, verzogen oder aus-
gebrochen waren. Zeitlich scheint diesen Bauten die
nicht vollständig ausgegrabene Grube bei 38 m am
Westprofil des Schnittes 1 zu entsprechen. Sie durch-
stieß die Lagergassen der beiden vorangegangenen
Perioden 3 und 4 und war mit humos-lehmigem
Boden und zwei steil einfallenden Brandschutt-
streifen gefüllt19.
Aus den geringen Befunden können vorläufig
noch keine weiteren Schlüsse gezogen werden. Es ist
aber sehr wahrscheinlich, daß sie, ebenso wie die von
Kofler beobachteten, die letzte, nur undeutlich faß-
bare und vielleicht nur kurzfristige militärische Be-
setzung des Platzes repräsentieren.
Überträgt man die Ergebnisse der Grabung 1955
in den von Kofler publizierten Plan20, so erheben sich
einige Zweifel, daß die Mittelstraße zwischen der
via decumana und der westlichen Wallstraße zu
Recht in der dargestellten Weise ergänzt ist. Der
wenige Meter nördlich des Turmes II der Südmauer
aus der Periode 2 angeschnittene Straßenkörper darf
mit größerer Wahrscheinlichkeit als Teil der nun-
mehr aufgedeckten via sagularis angesehen werden.
Die südlich des Turmes II angetroffene Straße ge-
hört wohl zur ersten Lagergasse nördlich der via
sagularis aus den Perioden 3 und 4. Unsicher ist

noch die zeitliche Einordnung des 22 m nördlich des
Turmes II liegenden Straßenteils. Er kann die erste
Lagergasse der Perioden 3 und 4 darstellen, die
im Schnitt 2 der Grabung 1955 nur teilweise frei-
gelegt werden konnte. Die vorgeschlagene Ergän-
zung zu Ost-West-gerichteten Lagergassen entspricht
am besten den festgestellten Befunden in der Süd-
Ost-Ecke des Kastells und dem üblichen, bekannten
Schema eines Kohortenkastells. Ist die vorgetragene
Rekonstruktion richtig, dann muß der Raum F21 zur
Erdkastellperiode gehören oder zu einem Nord-Siid
orientierten Bau der Perioden 3 oder 4, wenn
man die Lagergassen nicht bis zur via decumana
reichen läßt. Im ersten Fall wären die Kasernen ca.
50 m lang. Zieht man die zweite Erwägung heran,
die nach Auffassung des Berichterstatters aber weni-
ger wahrscheinlich ist, dann hätten die Kasernen mit
einer Länge von ca. 35 m nur Raum für 8 Contu-
bernien. Dies würde dann auf Centurien mit redu-
ziertem Bestände hinweisen. Gleich welcher Ansicht
man sich anschließt, auf Grund der vorgeschlagenen
Lageraufteilung darf man vermuten, daß das Kastell
entweder für eine größere Besatzung erweitert wurde
oder aber im Inneren mehr Raum für anderweitige
Kastellbauten geschaffen werden sollte.
19 Über Spuren der letzten Bauperiode in Kastell Altenstadt
vgl. H. Schönberger, Germania 35, 1957, 57 zu Fläche 4
20 ORL B, Bd. II, Nr. 14, Taf. I.
21 ORL B, Bg. II, Nr. 14, 12 oben.
 
Annotationen