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Der Limes in Franken, Baden und Württemberg

DER NECKARLIMES

Nach der Verlegung des Legionslagers von Ober-
hausen nach Vindonissa spätestens 16—17 n. Chr.2(X)
wurde nach Aussage des derzeitigen Fundbestandes
von dort aus in claudischer Zeit ein Kastell bis an
die obere Donau nach Hüfingen vorgeschoben200 201. Die
verbindende Zwischenstation ist mit großer Wahr-
scheinlichkeit in Schleitheim zu suchen202. Die eigent-
liche Okkupation des oberen Neckarlandes aber wird
erst eingeleitet mit dem Zug des Cn. Pinarius Cor-
nelius Clemens im Jahre 73—74, der von Straßburg
aus durch das Kinzigtal ging und bald in Rottweil
zu den ersten militärischen Anlagen auf dem Niko-
lausfeld führte203. Im Zusammenhang damit oder
bald danach entstanden im Norden von Rottweil,
nach der üblichen Vorstellung, die Kastelle in Wald-
mössingen, Sulz und vermutlich auch in Geislingen

a. R. {Abb. 10). Darauf komme ich nachher noch
einmal zurück. Es ist nun die Frage, wann die oben
besprochenen, im Chattenkrieg 83—85 neu gewon-
nenen Positionen im Wetteraugebiet mit denen am
oberen Neckar verbunden wurden. Aus Tacitus, Ger-
mania 29 wissen wir, daß dies noch unter Domitian
geschah: mox limite acto promotisque praesidiis si-
nus imperii et pars provinciae habentur.
Es leuchtet ein, daß die Kastell-Linie, die durch
den Odenwald verläuft und dann dem Neckar nach
200 K. Kraft, Jahrb. f. Numismatik u. Geldgesch. 2, 1950/
1951, 21 ff.; ders., Bonner Jahrb. 155/56, 1955/56, 195 ff.
201 Dazu zuletzt P. Revellio und R. Nierhaus, Bad. Fund-
ber. 20, 1956, 103 ff.
202 G. Ulbert, Limesforschungen 1 (1959) 82 f. mit Abb. 16;
R. Fellmann, Basler Zeitschr. 60, 1960, 36 f. mit Abb. 12.
203 Vgl. auch H. Nesselhauf, Jahrb. RGZM. 7, 1960, 160 ff.


Abb. 10. Flavische Okkupationslinien im westlichen Rätien und im angrenzenden Obergermanien (nach W. Schleiermacher).

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