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nördlichen Abschluß des von Müller entdeckten Erd-
kastells Unklarheit. Man muß damit rechnen, daß
der gesuchte Graben von einer der tiefen Kellergru-
ben, die ich in meinem Baggerschnitt antraf, zerstört
worden ist. Hier vermögen nur weitere Grabungen
zu helfen. Dabei wird außerdem zu überprüfen sein,
ob dem Erdkastell noch eine kleine Schanze oder
ein kleineres Erdkastell aus der Zeit bald nach dem
Chattenkrieg vorausging. Sie können freilich auch
außerhalb des Steinkastells errichtet worden sein.
Das rund 800 m nordwestlich liegende kleine Kastell
Degerfeld scheint allerdings nach seinen bisherigen
Funden dafür nicht in Betracht zu kommen83.
Zu den Schichten des Erdkastells gehört auch ein
Ziegelstempel der coh. II Raetorum c. R., und Mül-
ler hat die Gründe näher ausgeführt, warum er ent-
gegen der Meinung von Ritterling und Stein an-
nimmt, daß die 2. Räterkohorte nicht von Wiesbaden
aus, sondern von Butzbach auf die Saalburg verlegt
wurde84. Da das Fundmaterial, das er für die Zeit
der Auflassung des Butzbacher Erdkastells anführt,
auch schon im Erdkastell der Saalburg vertreten ist85,
halte ich es für durchaus annehmbar, wenn man sagt,
daß die 2. Räterkohorte schon in den mittleren Re-
gierungsjahren Hadrians auf die Saalburg kam86.
Dieser Schluß ergibt sich sowohl aus dem für die Auf-
lassung des Erdkastells auf der Saalburg ermittelten
Datum als auch aus dem in Butzbach geborgenen
Fundmaterial. Trotzdem ist es natürlich in Butzbach
möglich, daß die nachfolgende coh. II Augusta Cyre-
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Bestätigt sie doch die Ansicht von Fabricius88, daß
dieser strategisch bedeutsame Platz, an dem die Heer-
straße von Süd nach Nord das Limesgebiet verläßt,
schon unter Trajan, also einige Jahre früher als z. B.
die Saalburg, mit einer Kohorte besetzt war, früher
auch, als in Altenstadt, auf der Kapersburg und am
Zugmantel wahrscheinlich neu formierte Numeri die
bis dahin in den Erdkastellen stationierten Vexilla-
tionen ablösten89.
Im alten Straßensystem nicht minder bedeutsam
als Butzbach dürfte die Gegend um Arnsburg gewe-
sen sein90. Auch vom dortigen Kastell wüßten wir
sehr gern seine anfängliche genaue Größe. Lassen wir
nämlich den einen Ziegelstempel der coh. II Aquita-
norum als Beweis für die Stationierung der (ganzen?)
Kohorte gelten91, dann müßte Arnsburg schon im

83 E. Fabricius, ORL. A II 1 Strecke 4-5 S. 48 f., S. 181 ff.
84 Siehe oben S. 26 ff.
85 Auch Lavoye-Ware nadh Gesatus-Art ist dort schon ver-
treten: Vgl. oben S. 26 und H. Ricken, Saalburg-Jahrb. 8,
1934, 161 u. 178.
86 Ich würde nur nicht formulieren »zwischen 128 und 139«,
sondern möchte, was die Zahl 139 angeht, wieder eine gewisse
Lebensdauer des hölzernen Kohortenkastells auf der Saalburg
in Rechnung stellen, das übrigens theoretisch genau so eine
Erdmauer auf Balkenrost gehabt haben kann wie das Butz-
bacher. (S. 96 wird auch mit einer Plaggenmauer gerechnet).
87 Ich führe hier die Belege nicht an, sondern verweise auf
G. Müllers Ausführungen oben S. 26 ff. Zur 3. Delmaterkohorte:
H. Nesselhauf, Jahrb. RGZM. 7, 1960, 166 ff. Anm. 23 u. 30. —
Einen Einwand von Müller gegen die frühere Stationierung der
2. Räterkohorte in Wiesbaden möchte ich allerdings nicht gelten
lassen, nämlich den, daß diese Kohorte später wohl kaum ein
»primitiveres« Stein-Holz-Kastell auf der Saalburg erbaut
hätte, nachdem sie schon in Wiesbaden in einem Steinkastell
lag. Wie schon oben gesagt, ist die »Schlitzmauertechnik« bisher
überhaupt nur auf der Saalburg und der Kapersburg sicher
nachzuweisen gewesen, und wir kennen nicht die Gründe, die
dazu geführt haben, dieses Mal in den beiden Nachbarkastellen
die Mauern so zu bauen und nicht anders. Dabei brauchen
Überlegungen, daß ein ehemaliges Lager der Truppe bereits
eine gemörtelte Umfassungsmauer gehabt hat, gar keine Rolle
gespielt zu haben. Außerdem kann natürlich eine Einheit auch
von einem Steinkastell in ein Erdkastell verlegt werden. Die
coh. VI Nerviorum z. B. lag mit ziemlicher Sicherheit unter
Hadrian in Greatchesters an der Hadriansmauer in einem Stein-
kastell, das zusammen mit dem »narrow wall« unter Hadrian
erbaut wurde: CIL. VII 726; I. A. Richmond in J. Colling-
wood Bruce, Handbook to the Roman Wall 1:l(1957) 152. Wir
finden die Einheit später am Antoninuswall in Rough Castle,
das »nur« eine Plaggenmauer hatte: CIL. VII 1092; G. Mac-
donald, The Roman Wall in Scotland * 2(1934) 217 ff. u. 410 f.
Nr. 29. — Die coh. I Hamiorum lag unter Hadrian im Stein-
kastell von Carvoran an der Hadriansmauer: CIL. VII 748,
758, 774; Richmond a. a. O. 162. Sie war danach in Bar Hill
am Antoninuswall stationiert, wo das Kastell »turf ramparts«
besaß: Macdonald a. a. O. 271 ff. u. 425 Nr. 42. (Für freund-
liche Hilfe bei der Nachsuche habe ich J. P. Gillam herzlichst
zu danken).
88 ORL. A II 1 Strecke 3 S. 49 oben.
89 Vgl. Anm. 80.
90 Vgl. ORL. A II 2 Strecke 3—5 Kartenbeilage 7.
91 CIL. XIII 12413 = ORL. B II 2 Nr. 16 Taf. 3 A, 40.

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