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Lage des Kastells und Geschichte seiner Erforschung

Nach Beendigung des ersten Chattenkrieges ließ
Domitian den Limes, durch den der Ablauf der
Kämpfe entscheidend beeinflußt worden war, aus-
bauen und durch eine Kette von Truppenstützpunk-
ten sichern. Im allgemeinen wurden nur kleinere
Kommandos in kleinen, an den Grenzwall vorge-
schobenen Kastellen untergebracht. Zu diesen An-
lagen dürfte auch das Degerfeldkastell bei Butz-
bach gehören. Die exponierte Lage des Grenzstrei-
fens zwischen Wetterau und Wetzlarer—Giessener
Senke nahe der Spitze des wie ein Keil nach Norden
ins freie Germanien hineinragenden Wetteraulimes
sowie der Umstand, daß gerade hier eine wohl aus
vorgeschichtlichen Anfängen erwachsene Fernstraße
den Limes überschritt, veranlaßten die Truppenfüh-
rung schon bald, wohl gleichzeitig mit der Trassie-
rung und dem Ausbau der Verkehrs- und Vor-
marschstraße, ein größeres Truppenkontingent in
Stärke einer Kohorte nach Butzbach zu verlegen.
Das Kastell dieser Auxiliareinheit, die Hunnen-
burg, liegt fast am Fuße des nach Osten sanft abfal-
lenden Schrenzerhanges zwischen Ebersgönserweg,
altem Hunnenburgweg, Lachenweg und Weg 340.
Überreste der römischen Anlagen waren bis in die
Neuzeit, dem Beginn intensiveren Ackerbaues, ober-
flächlich sichtbar. Heute deutet sich nur noch der
Verlauf der westlichen Lagerfront durch einen nie-
drigen, breit gepflügten Wall am aufgelassenen alten
Hunnenburgweg an. Die Befestigungsanlagen der
Ostfront sind z. T. durch mittelalterliche Ziegelei-
gruben gestört, die sich durch einen deutlichen Ge-
ländeknick am Weg 340 abzeichnen.
Die Entfernung zum Kleinkastell Degerfeld und
zum Limes beträgt rund 800 m. Die unmittelbare
Nachbarschaft des Kleinkastells und die vom Limes
abgesetzte Lage geben der Hunnenburg eine Aus-
nahmestellung unter den Grenzkastellen, die im all-
gemeinen dicht hinter dem Limes angelegt sind. Das
Gelände selbst bietet keine Schwierigkeiten, die diese
Abweichung von der Norm erklären könnten. Man
darf daher annehmen, daß neben militärischen Ge-

sichtspunkten, die eine Überwachung und Sicherung
des Straßendurchganges beim Degerfeldkastell er-
strebten, noch andere Gründe bei der örtlichen Platz-
wahl mitsprachen. Allem Anschein nach darf man
diese in den damaligen Wasserverhältnissen suchen.
Truppenlager und Canabae, nach den letzten Beob-
achtungen vermutlich auch das Kastellbad, erstreck-
ten sich nämlich zwischen zwei am Auslauf des Han-
ges sich nähernden alten Bachläufen: einem heute
regulierten, nördlich des Ebersgönserweges durch die
Motzwiesen fließenden schmalen Wasserlauf und
einem jetzt zugefüllten, ehemals vom Lachenbriinnle
gespeisten Bach, dessen Bett bei Bauarbeiten in der
Schrenzersiedlung mehrfach angeschnitten wurde
(Taf. 24-25).
Die Flurbezeichnung, die auch dem Kastell den
Namen gegeben hat, begegnet schon in spätmittel-
alterlichen Quellen. 1340 führt das Güterverzeich-
nis des Klosters Engelthal »hinder der aldin bürg«
an2. Damit scheint aber das Kleinkastell im Deger-
feld gemeint zu sein. In den Beiblättern zur Stadt-
rechnung 1388, 1398/99 und 1401 (Stadtarchiv Butz-
bach) tauchen dann eindeutig die Bezeichnungen
»huneburg« und »uf der Heuneburgk« nebenein-
ander auf. Der Ausdruck »huneburch« wird etwas
später im Copialbuch des Kugelhauses 1469/70 (z. Z.
im Staatsarch. Wiesbaden, Eigentum Stadt Butzbach)
gebraucht. Erwähnungen aus der 2. Hälfte des
16. Jh. machte schon Dieffenbach3 bekannt. Die
Trümmerstätte zog früh die Aufmerksamkeit von
Heimatfreunden und Geschichtsforschern auf sich, zu-
mal man im 18. Jh., wie Winkelmann4 berichtet, noch
Reste des alten Gemäuers sehen konnte. Einige Jahr-
zehnte später veröffentlichte Liebknecht5 eine Reihe

2 Die Aktenhinweise verdanke ich Herrn Fr. Möller aus
Butzbach.
3 Ph. Dieffenbach, Zur Urgeschichte der Wetterau (1843)
209, Anm. 359.
4 Joh. Just. Winkelmann, Beschreibung der Fürstentümer
Hessen und Herßfeld II (1711) 185.
5 Liebknecht, Hassiae subterraneae specimen (1759) 13.

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