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Grabungsbericht

In der Einleitung ist schon hervorgehoben wor-
den, daß aus Rücksicht auf die projektierten Ge-
bäude und ihre landwirtschaftlichen Innenanlagen
kein durchlaufender Suchgraben durch das gefähr-
dete Bauareal gezogen werden konnte. Der Bericht-
erstatter hatte die Grabung aber so angelegt, daß die
wenig versetzten oder gedrehten Suchgräben 1, 2
und 8 in der Flucht der Meßachse M I eine Abfolge
aneinander anschließender Profile ergaben, die aus-
reichend einen durchgehenden Anschnitt ersetzen
(Taf. 26). Das gezeichnete Gesamtprofil verläuft von
Süd nach Nord. Es beginnt mit dem Ostprofil des
Schnittes 8, das entsprechend dem Kastellplan in die
Meßachse projiziert ist. In das Mittelstück, dem
Ostprofil des Schnittes 1, mußte das Grabenprofil
der Westwand übertragen werden, da der Graben
nur an dieser Seite bis zur Sohle ausgehoben worden

war. Das Idealprofil endet mit dem spiegelverkehrt
dargestellten Westprofil des Schnittes 2. Die im Gra-
bungsbericht angegebenen Niveaus beziehen sich,
wenn nicht ausdrücklich anders verwiesen, auf das
Gesamtprofil. Zum Vergleich ist über dem Profil die
absolute Höhe 213,00 m über NN eingezeichnet. Das
Gefälle in Nord-Süd-Richtung ergibt sich aus dem
Profil; in West-Ost-Richtung machte es 5°/o aus.
Eine Anzahl Einzelbeobachtungen Koflers sind
durch unsere Grabung bestätigt worden; andere
mußten dagegen korrigiert werden. Das bedeutend-
ste Ergebnis der Untersuchungen von 1955 liegt
aber darin, daß fünf Kastellperioden festgestellt
werden konnten: 1. Erdkastell; 2. älteres Stein-
kastell; 3. jüngeres Steinkastell A; 4. jüngeres Stein-
kastell B; 5. letzte Kastellbauten.

1. Periode. DAS ERD KASTELL
(Taf. 26; Taf. 30; Taf. 23, 1; vgl.Taf. 19, 1; Taf. 20, 2)

Die oberste Schicht des gewachsenen Bodens be-
stand im Grabungsgelände aus gelbbraunem Löß-
lehm. Seine Oberfläche verlief zwischen 210,60 m
und 210,70 m über NN. Reste der antiken Humus-
zone wurden nicht beobachtet.
Die ältesten Besiedlungsspuren fanden sich in der
Aufschüttungsschicht des Erdkastells. Sie setzte sich
aus dem umgelagerten Material des Untergrundes
zusammen. Der Auftrag war stellenweise von dün-
nen Schmutzstreifen überdeckt, die man wohl als
Lauf-und Wohnflächen des Erdkastells ansehen darf.
Seine Oberfläche lag zwischen 210,80 m und 211,25 m
über NN.
Den Graben des Erdkastells ließ der Berichterstat-
ter wegen des Grundwassers und der Störung durch
die Gräben der Perioden 3 und 4 nicht ausheben.

Außerdem war auch die Südmauer dieser Kastelle
bei 7,00 m in die Böschung gebaut. Der Graben-
abfall begann bei 8,00 m mit 210,80 m über NN.
Die Grabenkante zeichnete sich im Planum des
Schnittes 8 nur schwach durch die wenig dunklere
Verfärbung der Grabenfüllung ab. Im Ostprofil war
kein farblicher Unterschied zu erkennen. Die Grenze
konnte hier nur beim Putzen des Profils durch die
festere Struktur des Untergrundes festgestellt wer-
den. Die besseren Beobachtungsmöglichkeiten im
Schnitt 9, wo sich der Graben in Planum und Profil
deutlicher abhob, bestätigten den z. T. erschlossenen
Grabenabfall des dargestellten Gesamtprofils.
Auf die 0,60 m breite Berme folgte der noch 0,30
bis 0,50 m hohe Unterbau einer Holzerdemauer
(Taf. 19, 1). Die Holzkonstruktion wurde von einem

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