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Die Funde

Die folgende Beschreibung sieht aus sachlichen
Gründen davon ab, den gesamten Fundstoff aus der
siidostwärtigen Kastellecke vorzulegen. Sie führt nur
die Fundgegenstände auf, deren Typus zu bestim-
men war und die Einblicke in die Geschichte des
Kastells, seiner Besatzung und ihrer Kultur ver-
mitteln. Die übrigen Funde wurden nach der Be-
arbeitung, die vermutlichen Typus, Material, Tech-
nik der Herstellung und das Gewicht festhielt, zum
Verschroten abgeliefert, da es heute schon räumlich
nicht mehr möglich ist, Fundmassen zu lagern, wie
sie bei großflächigen Untersuchungen geborgen wer-
den.
Die Nachgrabung hat ein verhältnismäßig reiches
und auch verschiedenartiges Fundmaterial erbracht,
wenn man bedenkt, daß die ergrabene Fläche etwa
300 m2 betrug und nur einige Schnitte bis auf den
gewachsenen Boden ausgehoben werden konnten.
Leider stammt ein Großteil der Keramik aus der
Humuszone und fällt damit für die Datierung der
Kastellschichten aus. Das chronologische Gewicht der
übrigen, aus Siedlungsstraten gehobenen Tonware
wird dadurch etwas gemindert, daß die angetroffe-
nen Kastellperioden in unterschiedlichem Ausmaße
ergraben wurden. Es schien daher nicht ratsam zu
sein, den gesamten Fundstoff statistisch zu erfassen.
Einzelne, häufiger vertretene Fundgruppen werden
gelegentlich quantitativ verglichen, jedoch unter dem
Vorbehalt der durch die Grabungsgegebenheiten be-
dingten Fehlermöglichkeiten.
Ein sauber nach Straten getrennter Fundstoff ist
einmal Voraussetzung einer guten Datierung des
Grabungsobjektes, zum anderen aber auch Grund-
lage jeder weiteren Keramikforschung. Während der
Grabung sind daher die einzelnen Fundstellen genau
beobachtet und nach ihrer Schicht- und absoluten
Höhenlage festgehalten worden, zumal das von
Kofler ergrabene Material heute nur zu einem ge-
ringen Teil noch identifiziert werden kann.
Unser Wissen über die keramische Entwicklung
im ausgehenden 2. und im 3. Jahrhundert ist be-

trächtlich dadurch getrübt, daß an den meisten bis-
her bekannten Fundplätzen materielle Hinterlassen-
schaft älterer Kastelle und Siedlungen in die Schich-
ten dieser Zeit eingedrungen ist. Die im Erweite-
rungsabschnitt des Butzbacher Lagers angetroffenen
Bodenverhältnisse und Fundumstände gerade der
beiden letzten Perioden, deren Oberflächen von dik-
ken Brandschuttlagen bedeckt sind, schließen einen
Teil dieser Schwierigkeiten aus und lassen für zu-
künftige, in größerem Rahmen durchgeführte Gra-
bungen einen sauber nach Schichten zu trennenden,
reichen Fundstoff erwarten. Besonders ergiebig schei-
nen die durch die untere Brandschuttlage geschützten
Wohnschichten des vorletzten Kastells zu sein. Beim
Abräumen dieser Brandlage konnte z. B. aus dem
Raum Ader Kaserne II22 eine kleine Anzahl vonTon-
und Glasgefäßen geborgen werden, die an Ort und
Stelle durch die einstürzenden Barackenwände zer-
brochen waren. Ähnliche Fundlagerungen darf man
auch auf den Wohnböden des letzten Kastells er-
hoffen, wo sie noch von Barackenschutt überdeckt und
nicht durch die Pflugwirtschaft gestört sind. Die an-
geführten Fundverhältnisse erlauben, wenigstens
eine relative Abfolge bestimmter Typenlisten auf-
zustellen, die sicher der Zerstörungszeit des vor-
letzten und des jüngsten Steinkastells angehören.
Weitaus ungünstiger sehen die Befunde der flä-
chenmäßig nur wenig ergrabenen beiden voran-
gegangenen Kastelle aus. Sie sind anscheinend plan-
mäßig umgebaut. In ihren Auflassungsschichten kön-
nen wir also von vornherein nicht mit gleich glück-
lichen Fundumständen rechnen wie in den Zerstö-
rungsschichten der verbrannten Kastelle. Erhebliche
Bodenbewegungen in unserem Grabungsabschnitt
mit den dadurch bedingten Fundvermischungen ver-
dunkeln außerdem das Bild der dem 1. Steinkastell
zuzuordnenden Hinterlassenschaft. Die alten Ober-
flächen sind im Grabungsbereich zum großen Teil
bis auf die unteren, während der Benutzung ange-
22 Vgl. Taf. 7, Schicht V und Taf. 28.

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