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mehr an Knorr an29. Nach Ricken reicht das bisher
vorliegende Material für engere Zeitbegrenzungen
nicht aus; er glaubt aber auch, daß die Spätware
noch in traianischer Zeit produziert wurde30. Knorrs
Zeitbestimmung ist sicher zu eng gefaßt. Die vor-
sichtigen Ansätze Rickens dürften wohl am ehesten
zutreffen.
Das Brst. Inv. Nr. A 1955 : 42 (Taf. 1, 3) ent-
spricht mit der Gliederung seiner Bildfläche durch
das Postament und dem Abschluß der Ornament-
zone durch ein Rosettenfries dem Stil des Gesatus
von Lavoye. Nach Ricken ist die Ware mit den
Eierstäben A und B, die beide von Gesatus benutzt
wurden, eng verwandt mit der Ware mit Eierstab
C31. Beziehungen bestehen zur Virtus-Ware von La
Madeleine und den Töpfern der mittleren Periode
von Blickweiler. Der Absatz in den Wetteraukastel-
len endete mit der Produktionssteigerung des Trie-
rer und des Rheinzaberner Töpferzentrums. Oswald
nimmt an, daß Gesatus in hadrianischer Zeit ar-
beitete32.
Unter der unverzierten Terra Sigillata überwiegt
der Typus Dragd. 18/31 mit Brst.en von 11 Tellern.
Er verdrängte in domitianischer Zeit den Teller
Dragd. 18 ( = Hofheim 2). In den Limeskastellen
traianischer Zeit herrscht diese Übergangsform zum
Teller Dragd. 31 (= Niederbieber Typ 1) vor33. Mit
vereinzelten Varianten reicht sie noch bis in die
2. Hälfte des 2. Jahrhunderts, wie das Brst. Inv.
Nr. A 1955 :24. Das Bodenbrst. Inv. Nr. A 1955 :27
ist OFCA’LVI gestempelt. Der Töpfer Calvus von
La Graufesenque arbeitete nach Knorr bis 85 n.
Chr.34, nach Oswald in domitianischer Zeit35.
Vom übrigen glatten Geschirr sind chronologisch
nur noch die Schälchen und Teller Dragd. 35/36 und
das MOXSIVSF gestempelte Bodenbrst. einer Tasse
Dragd. 33 zu erwähnen. Der letzte Typus kommt
nach Oelmann36 in claudischer Zeit im Hofheimer
Erdkastell vor und tritt dann erst wieder unter Ha-
drian oder Antoninus Pius auf. Das Butzbacher Brst.
füllt diese Lücke vielleicht aus, da der Töpfer von
vespasianischer bis in hadrianische Zeit in Lezoux
(oder Lubie) arbeitete37.
Das Schälchen Dragd. 35 erscheint wie die Tasse
Dragd. 33 schon in Hof heim und reicht bis in die
Mitte oder 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts; die Teller-
variante beginnt in flavischer Zeit und begegnet mit
wenigen Exemplaren noch in Niederbieber38. Die
aufgeführten Parallelen datieren die Butzbacher
Brste. in die flavisch-traianische Zeit.
Der Typus Dragd. 38 ist nur durch 1 Brst. belegt.
Oelmann setzt die frühesten Formen in die ältere
Holzturmperiode des Wetteraulimes (vor 89 n. Chr.).

Einzelne Spätlinge sollen noch im 3. Jahrhundert
vorkommen39.
Die glattwandig-tongrundige Ware ist durch Brst.e
von 9 Einhenkelkrügen mit abgesetztem Hals und
Mundstück vertreten. Die Entwicklung dieses Typus
vom Ende des 1. Jahrhunderts ab ist von Wolff40 aus-
führlich behandelt worden. Danach stellen die Hals-
brst.e Inv. Nr. A 1955 : 17, A 1955 : 24, A 1955 : 27
(Taf. 7, 13; 7, 14; 7, 16) die am Ende des 1. und am
Anfang des 2. Jahrhunderts üblichen Varianten dar.
Als typologisch älteste Abart dieser Gruppe möchte
man das Brst. Inv. Nr. A 1955 : 24 (Taf. 7, 14) an-
sehen, das wegen seines weichen Überganges zum
Bauch und der ähnlichen Ausbildung des Mund-
stückes vom Hofheimer Typ 51 beeinflußt zu sein
scheint. Das Brst. Inv. Nr. A 1955 : 26 (Taf. 7, 15)
leitet von den oben genannten domitianisch-traiani-
schen Krügen zu den hadrianischen und antoni-
nischen Formen Inv. Nr. A 1955 : 19 und A 1955 : 20
über. Die Abart mit trichterförmig-getrepptem Hals
vertritt das Brst. Inv. Nr. A 1955 : 37. Dieser Typ
erscheint gelegentlich um die Wende des 1. zum
2. Jahrhundert.
Unter dem rauhwandigen Geschirr sind die Töpfe
und Schüsseln, die sog. Kochtöpfe, durch Brst.e von
4 Gefäßen belegt, und zwar die Variante mit ein-
fach umgeschlagenem Rand durch 3 Töpfe und die
mit geriefeltem Rand durch 1 Schüssel. Beide For-
men sind wegen ihrer Langlebigkeit und geringen
Spielbreite nur für grobe chronologische Hinweise zu
verwerten. Die erste leitet sich vom Halterner Koch-
topf ab und kommt von der Hofheim- bis zur Nie-
derbieber-Zeit in fast gleicher Ausbildung vor. Der
Typus mit geriefeltem Rand tritt als Schüssel schon
in vespasianischer Zeit auf, überwiegt dann in den
Heddernheimer Töpfereien und endet noch im
2. Jahrhundert. Eine weitere zeitliche Einengung
dieses langlebigen Fundstoffes wird erst dann mög-
lich sein, wenn mehr Töpfereien und ihre Dauer be-
kannt geworden sind.
Die Ausführungen über die Töpfe und Schüsseln
gelten auch für ihre Deckel. Die 5 geborgenen Brst.e
29 Karnitsch 1955, 52.
30 ORL B, Bd. II, Str. 3, 166 ff.
31 Ricken 1934, 161.
32 Oswald, Stamps, S. 125.
33 Oelmann, Niederbieber S. 20.
34 Knorr 1919, 6.
35 Oswald, Stamps, S. 53.
36 Oelmann, Niederbieber S. 22.
37 Oswald, Stamps, S. 212.
38 Oswald-Pryce, Introduction, S. 192 f.; Oelmann, Nieder-
bieber S. 21.
39 Oelmann, Niederbieber S. 30.
40 Mitt. Heddernh. 5, 1911, 56 f., Taf. III, 48—58.

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